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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0019
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Bocksbeutel und Aryballos

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diese die Aufbewahrung größerer Mengen solcher Flaschen erleichtert,
dazu Raum spart, und weil sie überhaupt bequemer zu handhaben war
und ist40. Und bereits die korinthischen Aryballoi waren in der Früh-
zeit eine Weile lang mit Füßchen zum Aufstellen des Gefäßes ausge-
stattet oder erhielten zum gleichen Zweck einen abgeplatteten Boden41.
Auch wurden sie alsbald mit einem Henkelchen (manchmal auch mit
zweien) ausgestattet, an dem ein schmaler Tragriemen befestigt wurde,
den man um das Handgelenk schlang. So zeigen es uns zahlreiche
antike Abbbildungen, von denen zwei verschiedene Details aus der
rotfigurigen Bemalung des aus Capua stammenden attischen Leagros-
Kraters im Berliner Antiquarium vom Ende des 6. Jhs.42 (Abb. 10) und
die etwas jüngere Grabstele eines Palästriten mit Hund aus der
Sammlung Borgia (jetzt in Neapel)43 (Abb. 11) besonders anschauliche
Beispiele bieten (mir seinerzeit freundlich nachgewiesen von A.v. Salis).
Auch die erhaltenen Aryballoi aus dieser und der unmittelbar
vorangegangenen Epoche lassen erkennen, daß man wieder zur runden
40 Wenn mir Adolf Greifenhagen ein aus dem östlichen Mittelmeergebiet stammen-
des Glasfläschchen des 2./3. Jh. n. Chr. nachweist (Antikenmuseum Berlin, «Preu-
ßischer Kulturbesitz» aus Sammlung v. Gans; Inv. 30 219, 225), das — 15 cm
hoch — bei kreisrundem Längsschnitt scheibenförmig abgeflachten Bauch erkennen
läßt, so ist diese isoliert bezeugte Analogie, wie mir scheint, kein Gegenbeweis
gegen den oben im Text vermuteten Ursprung der flachen fränkischen Bocks-
beutelform, zumal ja hier rundbauchige Formen zeitlich vorangegangen waren
(ein Beispiel hierfür aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts — vermutlich im
Spessart hergestellt — findet sich in der Sammlung Thomas Stauner in Dettelbach
am Main, wie mir der Besitzer freundlich mitteilt). Die Abflachung des im übri-
gen mehr kürbisartig geformten antiken Fläschchens läßt mehrere Deutungen zu.
In dieser Spätzeit wird es sich wohl am ehesten um eine spielerisch variierende
Kunstform handeln.
41 Die Tatsache, daß ursprünglich die Aryballoi (wie übrigens auch die Alabastra)
diese das Aufstellen erleichternde geringe Formveränderung nicht aufweisen,
paßt gut zur Herkunft von einem ledernen <Beutel>; vgl. dazu a. unt. S. 21,
Anm. 53 gg. E. Ähnliches gilt mutatis mutandis von den tönernen Astragaloi-
Behältern, den sogenannten Phormiskoi, die man Verstorbenen ins Grab mitgab,
und die aus einer netzartig geflochtenen Vorform aus Binsen u. ä. entwickelt sind,
wie sie offenbar noch in historischer Zeit in Gebrauch war; darüber jetzt klärend
R. Hampe, Tönerner Phormiskos aus Metapont. Archäol. Anzeiger 1976, S. 192
bis 202 mit 7 Abbildungen.
42 Berlin Nr. 2180, früher dem Euthymides, jetzt dem Euphronios zugeschrieben.
Erstveröffentlichung von W. Klein, Archäologische Zeitung 1879, S. 31 ff. mit
Tafel 4. Siehe auch R. Zahn in: A. Furtwängler und K. Reichhold, Griechische
Vasenmalerei III 1932, S. 245 ff. mit Tafel 157.
43 Neapel Inv.-Nr. 6556; Guida Ruesch, Nr. 65.
 
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