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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1978, 2. Abhandlung): Bocksbeutel und Aryballos: philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform ; vorgetr. am 9. Juli 1977 — Heidelberg: Winter, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.45468#0023
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Bocksbeutel und Aryballos

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mischen, vielleicht auch metallurgischen Bereich belegt53. Aber wie
steht es nun mit der wirklichen Etymologie des Wortes dpvßaXXo;? Ich
hoffe zeigen zu können, daß es tatsächlich nichts anderes bedeutet als
<Bocksbeutel>. Für den zweiten Bestandteil -ßaXXoq, der sozusagen das
Grundwort von ßcdAdvrtov darstellt, liegt die Erklärung jetzt seit ge-
raumer Zeit fest. Ein Eingehen auf die vielen damit zusammenhängen-
den Einzelfragen würde meine Kompetenzen teilweise übersteigen und
hier überdies zu weit führen. Doch ist nach den Forschungen von
Georgiev und van Windekens, Krähe, Haas und anderen54 der Zu-
sammenhang mit cpaXXog gesichert, wobei wegen des b-Lauts am
Anfang thrakisch-phrygischer bzw. überhaupt nordbalkanischer Ein-
53 Die geringe Bezeugung mag daher rühren, daß das Wort dqvßakkog wohl im
Attischen i. a. nicht verwendet wurde, daß man dort vielmehr für das Kugel-
gefäß auch den Namen eines andersartigen kleinen Fläschchens für kostbare öle
und Salben verwendete, nämlich Ziqxuüog bzw. Z'qxüütov. Dafür sprechen die von
J. D. Beazley (Annual of the Brit. School at Athens 29,187 u. 194, Anm. 2) heran-
gezogenen Glossen des Etymologicum Magnum und des Hesych: äpvßakMöa
Xf]xuüov Acopteig u. dpvßakkiÖa kr]zvüov Aazcoveg, was gut zur korinthischen
Herkunft des Aryballos paßt. Hier sei auch die Bezeichnung eines anderen, henkel-
losen Salbfläschchens von länglicher Form aus Alabaster, Ton oder Glas erwähnt,
das sogenannte dkaßacrrpov letztlich ägyptischer Herkunft, dessen — bis heute
unerklärter — Name ja noch in der feinkörnigen Gipsart Alabaster fortlebt. Doch
war das antike Material, auf das auch wohl der Name zurückgeht, nicht weich
und weiß wie unser Alabaster, sondern hart und gelblich und dem Marmor nah
verwandt, s. Pauly-Wissowa’s RE I 1894, Sp. 1271 ff.; Lexikon der Alten Welt
1965, Sp. 98 f.; H. E. Angermeier, Das Alabastron . . . Diss. Gießen 1936, S. 7ff.
Ebenda S. 44 wird das Alabastron (nach dem Gräberbefund, wie teilweise auch
nach den Themen der Bemalung) als ausschließlicher Toilettengegenstand der
Frau angesprochen, während der Aryballos als das «Salbgefäß des Mannes» zu
gelten habe. Die Gestalt des Alabastron will C. Schuchhardt (Prähistorische Zeit-
schr. I 1909, S. 49) auf eine schlanke Kürbisart zurückführen; ich möchte es
jedoch nicht für ausgeschlossen halten, daß auch hier letztlich die Form eines
Bockshodensackes zugrundeliegt (Abb. 13). Vgl. dazu auch unten S. 35, Anm. 103.
Ganz allgemein «an Leder» denkt immerhin auch Angermeier a. O. 8.
54 V. Georgiev, Die Träger der kretisch-mykenischen Kultur 1. 1937, S. 76 u. 122. —
A. ]. van Windekens in: Linguistique Balkanique 1. 1959, S. 57f. — H. Krähe
mehrfach brieflich 1939, und bereits in den Jahren vorher mündlich. — O. Haas,
Wiener Studien 51, 1958, S. 161 ff. und Orbis 13. 1964, S. 599, jeweils mit wei-
terer Literatur. — Hj. Frisk, Griech. etymol. Wtrbch. 1. 1960, Art. dpvßaTAog u.
ßaAAdvttov (S. 157 u. 214), an beiden Stellen mit Hinweis auf briefliche Mit-
teilungen von Krähe, deren Vorausliegen vor Haas’ Veröffentlichungen ich meiner-
seits bestätigen kann (s. ob.; Haas’ Streit mit Krähe um die Priorität a. O. 166
m. Anm. 20 f. ist noch zu Lebzeiten Krahes wieder beigelegt worden). — P. Chan-
traine, Dict. etymol. de la langue grecque 1. 1968, S. 118 u. 161.
 
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