Die Teleologie in der aristotelischen Biologie
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aber nicht der Pflanzen ist (alo0r|TiKf] Suvaptg), und das Denken (5ta-
votitikov), das allein dem Menschen zukommt. Der größte Teil der
Tiere hat auch die Bewegungskraft (Ktvoöoa öuvapu;) bzw. das Begeh-
rungsvermögen (tö öqsktiköv). Eine der vegetativen Funktion unmittel-
bar untergeordnete Funktion ist die Atmung, die nach Meinung des
Aristoteles der Abkühlung (KaTdyü^u;) dient. Sie ist für eine größere
Gruppe von Lebewesen charakteristisch, und ihretwegen besitzen be-
stimmte Tiergattungen Lungen bzw. Kiemen. Die Funktionen im all-
gemeinen sind Thema des Aristoteles in De anima und in den Parva
naturalia, woran die Schrift De part. an. anknüpft. Nicht weiter abge-
leitet werden auch die morphologischen Merkmale, die eine bestimmte
Art definieren. Sie erfüllen meist eine der genannten Funktionen in einer
für die betreffende Tierart charakteristischen Weise bzw. tragen zu deren
Erfüllung bei26.
Entscheidend ist, daß sich die teleologischen Erklärungen in der Zoo-
logie strikt auf den durch diese Beispiele charakterisierten Typus be-
schränken. Sie bleiben also immer auf einen einzigen Organismus be-
schränkt. Niemals wird die Zielgerichtetheit in einen weiteren Zusam-
menhang gerückt und von einer Funktion bestimmter Körpermerkmale
in bezug auf andere Tierarten gesprochen. Es gibt nur eine einzige Aus-
nahme, die die Regel bestätigt. Zu der unpraktischen Anordnung des
Mauls der Haifische an der Unterseite des Körpers heißt es einmal, daß
diese Lage dazu diene, den kleineren Fischen während der Zeit der zum
Rauben erforderlichen Körperdrehung eine Möglichkeit zum Entkom-
men zu geben (De part. an. A 13.696 b 27ff.). Hier handelt es sich wahr-
scheinlich um einen Kollegwitz des Aristoteles27. Kein Gedanke findet
sich etwa daran, daß einzelne Arten dazu da sind, von anderen Arten
gefressen zu werden, also der Existenz anderer Arten zu dienen. Wie von
den Spezialisten schon lange erkannt wurde, ohne daß es allgemein
beachtet worden wäre, beschränkt sich Aristoteles in der Zoologie strikt
auf die interne Finalität28. Zum Verständnis des Zweckgedankens bei
Aristoteles ist dies von fundamentaler Bedeutung.
Selbst diese interne Finalität ist, wie sich beweisen läßt, nicht durch-
26 Wissenschaft und Methode 314ff.
27 Vgl. D. J. Allan, The Philosophy of Aristotle, London (11952), 21970, 61.
28 Vgl. R. Eucken, Die Methode der aristotelischen Forschung, Berlin 1872, 86f.;
weitere Nachweise in dem Aufsatz des Vf., Der platonische Timaios und die
Methode der aristotelischen Biologie, in: Studia Platonica, Festschrift H. Gun-
dert, hrsg. von K. Döring und W. Kullmann, Amsterdam 1974, 157 m. Anm. 2
- Auf die abweichende These von Pol. A 8 komme ich unten zu sprechen.
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aber nicht der Pflanzen ist (alo0r|TiKf] Suvaptg), und das Denken (5ta-
votitikov), das allein dem Menschen zukommt. Der größte Teil der
Tiere hat auch die Bewegungskraft (Ktvoöoa öuvapu;) bzw. das Begeh-
rungsvermögen (tö öqsktiköv). Eine der vegetativen Funktion unmittel-
bar untergeordnete Funktion ist die Atmung, die nach Meinung des
Aristoteles der Abkühlung (KaTdyü^u;) dient. Sie ist für eine größere
Gruppe von Lebewesen charakteristisch, und ihretwegen besitzen be-
stimmte Tiergattungen Lungen bzw. Kiemen. Die Funktionen im all-
gemeinen sind Thema des Aristoteles in De anima und in den Parva
naturalia, woran die Schrift De part. an. anknüpft. Nicht weiter abge-
leitet werden auch die morphologischen Merkmale, die eine bestimmte
Art definieren. Sie erfüllen meist eine der genannten Funktionen in einer
für die betreffende Tierart charakteristischen Weise bzw. tragen zu deren
Erfüllung bei26.
Entscheidend ist, daß sich die teleologischen Erklärungen in der Zoo-
logie strikt auf den durch diese Beispiele charakterisierten Typus be-
schränken. Sie bleiben also immer auf einen einzigen Organismus be-
schränkt. Niemals wird die Zielgerichtetheit in einen weiteren Zusam-
menhang gerückt und von einer Funktion bestimmter Körpermerkmale
in bezug auf andere Tierarten gesprochen. Es gibt nur eine einzige Aus-
nahme, die die Regel bestätigt. Zu der unpraktischen Anordnung des
Mauls der Haifische an der Unterseite des Körpers heißt es einmal, daß
diese Lage dazu diene, den kleineren Fischen während der Zeit der zum
Rauben erforderlichen Körperdrehung eine Möglichkeit zum Entkom-
men zu geben (De part. an. A 13.696 b 27ff.). Hier handelt es sich wahr-
scheinlich um einen Kollegwitz des Aristoteles27. Kein Gedanke findet
sich etwa daran, daß einzelne Arten dazu da sind, von anderen Arten
gefressen zu werden, also der Existenz anderer Arten zu dienen. Wie von
den Spezialisten schon lange erkannt wurde, ohne daß es allgemein
beachtet worden wäre, beschränkt sich Aristoteles in der Zoologie strikt
auf die interne Finalität28. Zum Verständnis des Zweckgedankens bei
Aristoteles ist dies von fundamentaler Bedeutung.
Selbst diese interne Finalität ist, wie sich beweisen läßt, nicht durch-
26 Wissenschaft und Methode 314ff.
27 Vgl. D. J. Allan, The Philosophy of Aristotle, London (11952), 21970, 61.
28 Vgl. R. Eucken, Die Methode der aristotelischen Forschung, Berlin 1872, 86f.;
weitere Nachweise in dem Aufsatz des Vf., Der platonische Timaios und die
Methode der aristotelischen Biologie, in: Studia Platonica, Festschrift H. Gun-
dert, hrsg. von K. Döring und W. Kullmann, Amsterdam 1974, 157 m. Anm. 2
- Auf die abweichende These von Pol. A 8 komme ich unten zu sprechen.