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Kullmann, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 2. Abhandlung): Die Teleologie in der aristotelischen Biologie: Aristoteles als Zoologe, Embryologe und Genetiker. Vorgelegt von Werner Beierwaltes am 21. Oktober 1978 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45473#0023
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Die Teleologie in der aristotelischen Biologie

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Ausstoßung aus dem Mutterleib mißt, absteigend von den höheren zu
den niederen Typen zu gruppieren (De gen. an. Bl, vgl. Hist. an.
0 1.588 b 6ff.). An der Spitze stehen die Lebendgebärenden (Mensch,
Landsäugetiere, Meeressäugetiere), dann kommen die Gattungen mit
vollkommenem Ei (Vögel, Reptilien und Amphibien), schließlich die
mit unvollkommenem Ei (Fische, Cephalopoden, Crustaceen, Insekten).
Schwierig ist für Aristoteles die Einordnung der Knorpelfische, die intern
eierlegend, extern lebendgebärend sind. Durch die Art der Geburt er-
weisen sie sich den übrigen Fischen ebenso wie den Vögeln, Reptilien
und Amphibien überlegen. Ihre geringere Wärme stellt sie allerdings zu
den übrigen Fischen, ihre größere Feuchtigkeit wieder vor Reptilien
und Amphibien (733 a 8ff.)35. Die extern lebendgebärenden Vipern ste-
hen gleichfalls höher als die übrigen Reptilien. Auch wenn für Aristo-
teles Zweifel wegen der richtigen Einordnung bestehen mögen, steht das
Prinzip der scala naturae für ihn außer Frage. Wichtig ist, daß zwischen
den einzelnen Stufen der Leiter keine teleologische Beziehung besteht,
sondern nur eine Art Wertunterschied36. Wie sorgfältig Aristoteles die
einzelnen Gattungen isoliert, geht auch daraus hervor, daß er bei ihnen
das Bestehen von verwandten, nur graduell unterschiedenen Merkmalen
leugnet und nur von analogen Merkmalen spricht, bei denen nach seiner
Lehre die einen nichts für die anderen beweisen können37.
Wir gehen über zur Prüfung des zweiten Punktes. Es wird behauptet,
daß bei Aristoteles die Erklärung aus Finalursachen eine Erklärung aus
Wirkursachen ersetzen soll. Wir sehen im Augenblick von der Schrift
De generatione animalium ab, die man, da sie sich nach Ausweis ihres
Titels ausdrücklich mit dem Prozeß der Entstehung beschäftigt (nicht
wie De partibus animalium mit dem Zustand des vollkommenen Lebe-
wesens), selbstverständlich genau befragen muß, und beschränken uns
auf die letztgenannte Schrift, der wir ja auch die Beispiele für die Final-
erklärung entnommen haben. Dort wird klar zum Ausdruck gebraucht,
daß die Organisation des lebendigen Körpers vom Herzen aus erfolgt
und daß das Material für den Aufbau der Organe das Blut ist. So heißt
es von der Lunge, daß sie das Werkzeug des Atmens ist und daß sie das
Prinzip der Bewegung vom Herzen her hat (6o9 a 13ff.: toC 5’ dvarcvEiv
6 KÄ,sb|icov opyavov ecu, rpv psv apyriv Tfjq Kivijcrscog e/cov goto Tfjg

35 Vgl. Sir David Ross, Aristotle, London H923, 114ff.
36 Vgl. H. Happ, Die scala naturae und die Scheidung des Seelischen bei Aristoteles
a.a.O. 237.
37 Wissenschaft und Methode 76f.
 
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