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Riedl, Peter Anselm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 6. Abhandlung): Das Fondi-Grabmal in S[an] Agostino zu Siena: Vorgelegt am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45477#0018
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Peter Anselm Riedl

Das Feld des Segmentgiebels wird von einer großen Rollwerkkartu-
sche mit dem Wappen der Sieneser Familie Fondi - einem steigenden
goldenen beziehungsweise gelben Stier auf blauem Grund -
beherrscht (Abb. 13a). Rechts sitzt, vor einer seitlich gerafften Schärpe,
ein Putto, der mit seinen Armen die Wappenkartusche hält und sein
rechtes Bein über das Basisprofil des Giebels baumeln läßt (Abb. 13b).
Die linke Partie ist ohne Zweifel entsprechend zu ergänzen. Das Figu-
renensemble wird durch zwei weibliche Gestalten komplettiert, die auf
dem Giebelsegment sitzen und sich jeweils mit einem Arm auf die
Deckplatte des oberen Aufsatzes stützen: Beide sind geflügelt, beide
halten sie in der freien, ausgestreckten Hand Cometti torti (geschweifte
Zinken)7, beide tragen leichte Kleider (Abb. 14, 15a, 15b, 17).
Bekrönende Mitte des Ganzen ist ein (leider in seinen oberen Teilen
zerstörtes) Kruzifix über dem Hügel des Adamsgrabes (Abb. 16).
Angesichts der Präsenz des Totenkopfes im Gehäuse darunter, ist dem
Kreuzeshügel nicht noch eigens ein Skelettattribut beigegeben.
Soweit die Beschreibung der Formen. Die Deskription des Kolorits
ist insgesamt einfacher, im Detail freilich so unzulänglich, wie Farb-
benennungen zwangsläufig zu sein pflegen. Vorherrschende Farben
sind das - offenkundig einen diskret geäderten Marmor simulierende -
Grauviolett, welches den Sockel und die Ädikula in allen ihren Teilen
bestimmt. Lediglich die Rückwand der Nische ist schwärzlich8. Weiter
das aus Lila-, Grün-, Gelb- und Rostrotvaleurs zusammengesetzte
Bunt-Kolorit der Obelisken, das wohl einen kostbaren Brecciatio sug-
gerieren soll. Schließlich das Weiß des - aus carraresischem Marmor
gemeißelt zu denkenden - Sarkophags. Den Eindruck von Gold sollen
die Fußbeschläge der Obelisken, die Bekrönungen mit den Famaalle-
gorien, der Rahmen der Wappenkartusche und die Kandelaber vermit-
Museum, New York, und das Instrument links auf Veroneses „Allegorie der
Musik“ im Dogenpalast zu Venedig; bei Veronese hat die Viola eine auffallend
große Schnecke (s. dazu E. Wintemitz, Musical Instruments and their Symbolism
in Western Art, London 1967, S. 53 und S. 55, Tafeln 10 und 6b). - Daß auf
dem Fondi-Grabmal Schnecke und Korpus als Teile ein und desselben Instru-
ments verstanden werden müssen, wird durch die völlig übereinstimmende
Farbigkeit bezeugt.
7 Zu diesem Instrument s. das Stichwort „Zink“ in: Die Musik in Geschichte
und Gegenwart, XIV, 1968, Sp. 1307ff. - Michael Praetorius (Syntagma musicum,
II: De Organographia, Wolfenbüttel 1618-20, S. 36) definiert: „Como vel Cometto
torto, sonsten Comon genand / ist ein großer Zinck / bald wie ein S formiret...“
8 Vermutlich handelte es sich ursprünglich um ein deckendes Schwarz, das heute
teilweise abgerieben ist.
 
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