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Riedl, Peter Anselm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 6. Abhandlung): Das Fondi-Grabmal in S[an] Agostino zu Siena: Vorgelegt am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45477#0026
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Peter Anselm Riedl

Fendts (Abb. 22a) das Tabernakel mit den beiden seitlich vorgestellten
Obelisken zuverlässig wiedergibt, ist angesichts des beweisbar
geringen Genauigkeitsgrades anderer „Monumenta“-Illustrationen
fraglich; immerhin dürfte das Anordnungsprinzip stimmen.
Der von Erich Hubala hypothetisch auf 1549 datierte Entwurf für ein
Papstgrabmal in der Graphischen Sammlung München (Inv. Nr.
5032)22 ist insofern ein schwer interpretierbares Gebilde, als in zwei
Zonen ein Sarkophag gleichen Typs erscheint; die seitlichen Obelisken
bekrönen das Hauptgeschoß der Grabmalsarchitektur und sind
zugleich dem hoch aufgesockelten oberen Sarkophag subordiniert; ein
dritter Obelisk ragt über diesem Sarkophag auf. Das Ganze ist vielleicht
als Kompilation zweier, im Grunde divergierender Ideen aufzufassen;
möglicherweise ist es zugleich als Aufriß einer stark in die Tiefe entwik-
kelten Anlage zu verstehen.
Auf einen Entwurf im Victoria & Albert Museum in London, der
in unserem Zusammenhang von Interesse ist, hat John Shearman auf-
merksam gemacht23. Das anonyme Blatt Inv. Nr. 2273 (Abb. 22b) aus

blasende Genien und ein Obeliskenpaar. Zu Tobias Fendt s. F. W. Hollstein,
German Engravings, Etchings and Woodcuts, VIII, Amsterdam 1968, S. 37.
- In der neueren archäologischen Literatur fand ich das Rufus-Grabmal nicht
erwähnt.
22 E. Hubala, wie in Anm. 16 zitiert, S. 89. Die Datierung in das Todesjahr Pauls III.
wird durch die Farnese-Lilien auf den drei Obelisken nahegelegt; das aus zwei
Teilen montierte Blatt befindet sich in einem der Münchner Bibiena-Klebebände.
Ich danke Frau Dr. Annegrit Schmitt sehr für ihre Informationen! - Es ist zu fragen,
ob die Häufung der bekrönenden Obelisken etwas mit jenem von Plinius d. Ä.
(Nat. hist. XXXVI) beschriebenen etruskischen Porsenna-Grabmonument bei
Chiusi zu tun haben könnte, über das Leonbattista Alberti Q,De re aedificatoria“,
Lib. VIII. Cap. III) kritisch raisoniert und das Giov. Batt, da Sangallo offen-
sichtlich auf dem Skizzenblatt Uff. 1385 A in mehreren Spielarten zu rekon-
struieren versucht hat (reproduziert bei Ch. de Tolnay, Michelangelo, IV: The
Tomb of Julius II, Princeton 1954, Abb. 215). Auf die Form späterer Trauergerüste
hat das Porsenna-Grabmal vermutlich Einfluß gehabt (s. 0. Berendsen, wie in Anm.
100 zitiert, S. 62 f.).
23 J. Shearman, wie in Anm. 16 zitiert, S. 134, Anm. 28. - Auf ein bemerkens-
wertes Grabmonument mit einem Obeliskenpaar aus dem beginnenden Seicento
macht mich dankenswerterweise Herr Elio Rodio aufmerksam. Es handelt sich um
das im Jahre 1602 für den 1600 verstorbenen Girolamo Minucci gesetzte Relief-
kenotaph im zweiten Kreuzgang von S. Maria degli Angeli in Florenz, welches aus
einem hohen Sockel mit zentraler Inschrifttafel, einem Sarkophag mit flankieren-
den gedrungenen Obelisken und einem bekrönenden Mittelaufbau mit dem
Familienwappen besteht. Obgleich der Sockel auf dem Boden aufsetzt und
obgleich das Ganze eher wie die Zusammendrängung eines Katafalks in eine
 
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