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Riedl, Peter Anselm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1979, 6. Abhandlung): Das Fondi-Grabmal in S[an] Agostino zu Siena: Vorgelegt am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45477#0038
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Peter Anselm Riedl

tendenz also vergleichsweise einheitlich: Tugendhaftigkeit und Stand-
haftigkeit verhelfen zu ewigem Ruhm.
In solchem Sinne sind gewiß auch schon die Pyramiden der Chigi-
Grabmäler Raffaels zu verstehen, über die sich besonders aufschluß-
reich John Shearman geäußert hat: „This new pattem transforms the
pyramid half-way towards an obelisk, and there is surely a good reason
for this. In Renaissance Rome both models were veiy conspicuous, and
their associations were both then funerary“67. Mit dem berühmtesten,
seit 1586 im Zentrum des Petersplatzes stehenden Obelisken verband
sich die Legende, daß eine - jetzt nicht mehr in situ befindliche - ver-
goldete Bronzekugel auf der Spitze des Monuments die Asche Caesars
berge. Auf diese Vorstellung berufen sich offenkundig auch die
Entwerfer des 1564 zu Ehren Michelangelos aufgeführten Trauerge-
rüsts (Abb. 27)68. Vasari beschreibt den oberen Teil des pompösen und
bedeutungsgesättigten Katafalks folgendermaßen: „Sopra questa base
poi posava una piramide alta braccia nove; in due parti della quäle, coie
in quella ehe guardava la porta principale, ed in quella ehe volgea verso
l’altare maggiore, giü da basso, era in due ovati la testa di Michelagnolo
di rilievo, ritratta dal naturale, stata molto ben fatta da Santi Buglioni. In
testa della piramide era una palla a essa piramide proporzionata, come
se in essa fussero state le ceneri di quegli ehe si onorava; e sopra la palla
era, maggiore del naturale, una Fama finta di marmo, in atto ehe
pareva volasse ed insieme facesse per tutto il mondo risonare le
lodi ed il pregio di tanto artefice con una tromba, la quäle finiva in
tre bocche . . ,“69.
Mit Recht hat kürzlich Gesa Schütz-Rautenberg im Hinblick auf das
Michelangelo-Trauergerüst das Faktum hervorgehoben, daß „die
architektonische Form des Katafalks als eine Art Kenotaph ..., der aus
verschiedenen Elementen kaiserlich-römischer (Grab)monumente
zusammengesetzt war“, anzusehen sei70. Ein Moment quasi pagan-
imperialer Apotheose ist jedenfalls unübersehbar in den christlichen
Sepulkralkult eingedrungen.
67 J. Shearman, wie in Anm. 16 zitiert, s. 133.
68 Die Rekonstruktionszeichnung folgt im wesentlichen R. u. M. Wittkower, wie in
Anm. 19 zitiert, S. 148.
69 G. Vasari, Le Vite . . ., herausgegeben von G. Milanesi, VII, Florenz 1881, S. 306.
Vgl. den Bericht von Jacopo Giunti, Esequie del Divino Michelagnolo, Florenz
1564 (abgedruckt bei R. u. M. Wittkower, wie in Anm. 19 zitiert, S. 49ff).
70 G. Schütz-Rautenberg, Künstlergrabmäler des 15. und 16. Jahrhunderts in Italien,
Köln/Wien 1978, S. 214. Die aspektreiche Untersuchung enthält auch eine gute
Bibliographie (S. 371 ff.).
 
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