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Beierwaltes, Werner; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 11. Abhandlung): Marsilio Ficinos Theorie des Schoenen im Kontext des Platonismus: vorgetragen am 28. Juni 1980 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45488#0029
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Marsilio Ficinos Theorie des Schönen im Kontext des Platonismus

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des Seins zu, aus der sich die des Einzelnen ableitet. Aber auch
als solche transzendente Form (3,23) ist Eros vom Sehen her be-
stimmt: er hat „aus dem Sehen sein Sein“53, ist aus dem Sehen des
Seins „erfülltes Auge“ (3,13), und zugleich dasjenige Moment im
Vorgang absoluter Reflexion, welches zwischen Gesehenem und
Sehendem vermittelt. Als Daimon ist er der Seele in jeder Form
zugeordnet: nicht nur der einzelnen Seele, sondern auch der trans-
zendenten, d. h. der im intelligiblen Bereich aus dem Geist ent-
springenden Seele54, deren eigener Seinsvollzug im Blick auf das
wahre Sein im Nus besteht (3,19ff), nicht minder aber der Seele
des Alls oder der Weltseele (3,27ff). Eros als transzendente Kraft
ist zugleich der Grund für Eros als Bewegung der menschlichen Seele
auf ihren Grund, das Eine oder das Gute selbst hin - durch Ab-
straktion und Reinigung, Selbsterhellung und betrachtende Konzen-
tration. Ziel ist die Einung mit dem Einen55.
Plotins Gedanke eines das Sein im Ganzen durchdringenden Eros
und des dadurch gegebenen universalen reflexiven Bezugs des Kosmos
auf dessen intelligiblen Grund hin verbindet sich sowohl mit der
frühgriechischen Konzeption eines kosmischen Eros, als auch mit
Platons mathematischer 'analogia’ oder einer fphilia’56 der Teile oder
Elemente, in der die Einheit des Kosmos gründet. In christlichen
Kontext aufgenommen ist er z. B. in Boethius’ Aussage: „amor, quo
caelum regitur“ und wird durch ihn auch weiterhin ins Mittelalter
tradiert; er ist zudem die sachliche und geschichtliche Voraussetzung
für den Begriff der Weltseele in der Renaissance als einer 'copula
mundi’57, die sich als eine aktive Vermittlung des Welt-Ganzen, als
Creative, Harmonie und Schönheit stiftende Kraft erweist.
Es ist deutlich geworden, daß Plotins Reflexion auf das Schöne
einen eigenen Bereich seines Denkens im ganzen darstellt: In der
Entfaltung des bei Platon Angelegten gibt er dem Schönen im Kon-
text der Frage nach dem Einen und dem Geist einen systematisch
bestimmten Ort, analysiert seinen Grund und seine Erscheinung, ver-
53 „Sein“ im Sinne von „Existenz“: 3,15.
54 Im intelligiblen Bereich ist der 'Daimon’ selbst ein Gott (als Idee: aÜTOÖat|iG)v;
6,19f).
VI 9,9,33f: 8pa ovv xara <pvorv e/ovoa i]wxf| üeov Evwüfjvar üsAouoa cöcmep
Kapösvoc xod.fi Karpöi; xodöv Epona.
56 Tim. 32 c 2.
57 Vgl. unten S. 36f.
 
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