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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0020
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Geza Alföldy

virtutum43. Sonst wird der 'singuläre’ Mensch noch als singularis
exempli vir beschrieb en44. Ferner können die Leistungen des Menschen
'singulär’ sein wie z.B. der singularis erga rem publicam favor oder
die singularia merita45. Auch hier entspricht der Wortgebrauch der
Inschriften demjenigen der literarischen Quellen: In der Historia
Augusta z.B. kommen zwar zur Charakterisierung von Einzelper-
sonen Ausdrücke wie singularis princeps, singularis vir, tribunus singu-
laris vor46, aber die übliche Verwendung ist auch dort auf Tugenden,
Vorbildlichkeit und Leistungen bezogen - wie dies die Formulierun-
gen constantia, diligentia, disciplina, iustitia, prudentia singularis41,
vita singularis, moribus singularis, femina singularis exempli oder iudi-
cium singulare4* zeigen. Auch beim jüngeren Plinius etwa, der das
Adjektiv singularis zur Charakterisierung einzelner markanter Persön-
lichkeiten ebenfalls gerne benutzte, ist der Wortgebrauch ähnlich:
Neben den singuläres viri und dem adulescens singularis44 begegnen
wir bei ihm eben der singularis fides, singularis industria'4, der gravi-
tas, prudentia, fides prope singularis51 und der uxor singularis exem-
pli51. Ähnliches läßt sich vom Gebrauch von unicus in den Inschrif-
ten und bei den Autoren feststellen. Nur ist die Spanne der Tugenden,
durch welche jemand unicus ist, erheblich eingeschränkt: Das Wort
erscheint überwiegend im Zusammenhang mit Tugenden aus dem Be-
reich menschlicher Kontakte aufgrund von Gefuhlswärme wie z. B.
in der Freundschaft und hauptsächlich in den ehelichen Beziehungen,
so etwa zur Schilderung des affectus unicus eines Menschen in In-
schriften ebenso wie bei Sueton53.
43 CIL VIII 7012 = ILS 1235 = ILAlg II 589. Vgl. noch bes. CIL IX 1569 (z«
omnibus singularis).
44 CIL V 4323 = ILS 1333.
45 CIL V 8987 (8658) = ILS 755 bzw. CIL IX 1128 = ILS 5506.
46 HA, Q 1,4; T 31,6; PN 6,10.
47 HA, AS 12,4; MA 10,10; A 6,1; AS 31,2; T 23,2.
48 HA, CI. 13,5; Val. 5,7; Q 15,4; S 18,4; siehe noch AP 2,1 (ingenium singulare),
ferner AS 14,6 und Gd. 18,1 (memoria singularis).
49 Plin., Paneg. 60,5 bzw. Ep. 7,24,2.
50 Plin., Ep. 8,6,6 (Zitat aus der Grabinschrift des Pallas).
51 Plin., Ep. 1,14,6.
52 Plin., Ep. 3,1,5 und 8,5,1.
53 CIL VI 11511 (affectus et blandities et caritas ... unicus eines Sohnes gegenüber
seinem Vater); Suet., Tit. 8,3 (parentis affectus unicus)·, vgl. auch etwa CIL IX
3436 = ILS 6528 (ob eximiam adfectionem eius quam unice exercuit). In den In-
schriften bezieht sich unicus sonst normalerweise entweder unmittelbar auf den
 
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