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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0037
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Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft

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vor, daß sie sich durch die Zänkereien um den Titel πρώτος lächer-
lich machen: 'Denn derlei Dinge, auf die ihr euch etwas einbildet,
werden bei allen vernünftigen Menschen verachtet. Zumal bei den
Römern rufen sie Gelächter hervor, man tut sie - ein noch größerer
Hohn - als «griechische Dummheiten» ab’112. Doch wenn es um
Sozialprestige ging, war die Stellung als 'Erster5 in der römischen
Welt keineswegs lächerlich, sondern heilig: Zum Sozialprestige in der
Oberschicht gehörte eben, daß der Betreffende zumindest in seinem
eigenen Gesellschaftskreis ein princeps war - nicht nur der Kaiser
als princeps generis humanin3 bzw. die principes an der Spitze der
senatorischen Aristokratie114, sondern auch etwa der prin(ceps) loci
in Abella, der princ(ipalis) cur(iae) in Velitrae, der princeps coloniae in
Pompeii, der provinciae princeps in Syrien und der equestris ordinis
princepsv\ oder auch die primores virin6 oder der primarius virul
in verschiedenen Gemeinden. Doch strebte man auch weiter, um
eben wie etwa ein primus principalis in Hispellum118 auch unter den
Ersten der Erste zu sein; und es war nicht nur in griechischen In-
schriften üblich, jemanden z. B. als den πρώτος άπ’ αίώνος ιατρός119
zu bezeichnen, denn wir kennen auch durch lateinische Inschriften
aus Italien Zeugnisse etwa für den hieronica temporis sui primus
oder für den pantomimus sui temporis primusno.
112 Dion, Or. 38,37f.; vgl. dazu R. Merkelbach, ZPE 32, 1978, 289. Daß die Einzel-
person und die Stadtgemeinde miteinander unmittelbar vergleichbar seien, betonte
Dion mehrmals: Or. 4,5; 33,28; 44,12.
113 Erschöpfende Behandlung des Begriffes bei L. Wickert, RE XXII 2 (1954) 1998 ff.,
mit den Zusätzen in ANRW II 1 (Berlin-New York 1974) 3ff.; zur korrekten
Bezeichnung des Herrschers als princeps generis humani (o. ähnl.) siehe ebd. 19
und ausführlich ders., in: Melanges Carcopino (Paris 1966) 979ff.
114 Vgl. dazu J. Beranger, Recherches sur l’aspect ideologique du principat (Basel
1953) 40ff. und bes. L. Wickert, RE XXII 2 (1954) 2054ff.
115 Die erwähnten Beispiele: CIL X 1201; CIL X 6565 = ILS 5632; CIL IV 1177 -
ILS 5144; Plin., Ep. 1,10,8; ebd. 1,14,5; ein princeps equestris ordinis auch bei
Veil. 2,127,3.
116 Siehe z. B. CIL IX 3429 = ILS 6110; CIL X 7542 = ILS 5790.
117 Siehe z.B. CIL IX 2638 = ILS 5588; CIL X 539 = ILS 5061; CIL X 1784 -
ILS 6334; CIL X 5349; CIL XI 6362 = ILS 7364.
118 CIL XI 5283 = ILS 6623. Zu den principales in den Städten vgl. etwa T. Kotula,
Les viri principales dans les textes epigraphiques de Lepcis Magna. Arh. Vestnik
28, 1977, 436ff.
119 IGRR III 733 = ΤΑΜ II 910. Vgl. etwa Dion, Or. 19,2: ό αριστος των κιθαρωδών.
120 CIL IX 344 = ILS 5188 sowie CIL XIV 4254 = ILS 5191add = Inscr. It.
IV 1, 254 bzw. CIL XIV 2113 = ILS 5193 sowie CIL XIV 2977 = ILS 5194;
 
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