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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0039
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Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft

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Dadurch und nur dadurch stieg er als 'Erster’ immer höher: Zuerst
wurde er als πρώτος in seiner Heimatstadt Rhodiapolis und in be-
nachbarten Städten bzw. auch als πρώτος im Ethnos der Lykier
gerühmt, wobei zugleich häufig auf den Rang seiner Vorfahren als
Erste in ihrer Heimat verwiesen wurde; später lobte man ihn als
einen der πρωτεύσαντες in der gesamten Provinz Lycia et Pamphylia,
und zwar zumeist ohne Begründung oder evtl, mit Hinweis ebenso
auf seine Vorfahren wie auf die Fülle seiner Spenden; in seinen
letzten Jahren sprach man schließlich nur noch davon, daß sein
γένος - jetzt freilich vor allem durch die eigene Freigebigkeit des
Opramoas - in der ganzen Provinz als eines der ersten Geschlechter
herausragte123. In anderen Inschriften wird die Rangstellung der
πρώτοι ähnlich, mit Hinweis auf die Vorfahren und regelmäßig mit
Hinweis auf einzelne Tugenden wie vor allem auf die Spendefreudig-
keit - oder gar durch die Einzigartigkeit der πασα άρετή λόγων
και ήΰών124 125 - begründet. Für erhabenere Geister zählte - im Prinzip -
freilich die Tugend, nicht der Reichtum. Plinius etwa begründete
folgendermaßen, warum Arrianus Maturus in seinen Augen als Alti-
natium- princeps erschien: Cum dico princeps, non de facultatibus
loquor, quae Uli large supersunt, sed de castitate, iustitia, gravitate,
prudentia. Huius ego consilio in negotiis, iudicio in studiis utor; nam
plurimum fide, plurimum verdate, plurimum intellegentia praestatns.
Dion von Prusa machte sogar einen Unterschied zwischen jenen, die
nur den Titel des Ersten tragen, und denen, die wirklich die Ersten
sind: 'Wir selbst aber glauben, wenn wir irgendwo als die Ersten
angeschrieben sind, auch die Ersten zu sein? Was ist das denn für
ein erster Platz? ... Wenn euch jemand fragte: «Männer von Niko-
media, was wollt ihr? Wirklich die Ersten sein oder nur so genannt
werden, ohne es zu sein?», so würdet ihr doch einstimmig ant-
worten: «Lieber es sein als ohne Grund so heißen»’126. Also: 'Will
jemand der Erste heißen - nun, er heiße! Ist jemand der Erste, so
ist er der Erste, mag auch jemand anders so heißen. Denn Titel
bürgen nicht für Tatsachen, wohl aber Tatsachen für Titel’127. Aber
als Merkmal dafür, daß man ein 'echter Erster’, ein άνήρ άγαϋός
123 IGRR III 739 = ΤΑΜ II 905.
124 IGRR III 513; vgl. auch etwa IGRR III 464.
125 Plin., Ep. 3,2,2f.
126 Dion, Or. 38,28ff.
127 Ebd. 38,40.
 
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