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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1980, 8. Abhandlung): Die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft des Roemischen Kaiserreiches: Erwartungen u. Wertmassstäbe ; vorgetragen am 1. Dezember 1979 — Heidelberg: Winter, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.45485#0046
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Geza Alföldy

in der Tugend werden aber in den Grabinschriften Menschen fast
jeder möglichen sozialen Stellung vom Senator und Ritter bis zum
kleinen Handwerker und Sklaven gelobt147. Für die von der Romanisa-
tion kaum berührten niederen Bevölkerungsschichten des Reiches,
etwa für einen latein- und schreibunkundigen Bauern aus Maure-
tanien oder für einen gewöhnlichen Fellachen aus Ägypten, bedeute-
ten zwar die Wertbegriffe Roms, geschweige denn die Anforderungen
der römischen Ethik zu besonderen Leistungen, überhaupt nichts.
Aber für jene breiten sozialen Kreise einschließlich niederer Bevölke-
rungsschichten, die sich in Italien und auch in vielen anderen Teilen
des römischen Imperiums an den Werten Roms orientierten, muß
die gemeinsame Ethik eine mächtige einigende Kraft dargestellt
haben.
Zu beachten ist schließlich, daß das untersuchte Vokabular der
Inschriften zur Lobpreisung überdurchschnittlicher Menschen und
ihrer Taten nicht für alle Epochen der römischen Kaiserzeit gleicher-
maßen charakteristisch war. Auffallend viele Ehreninschriften, nach
denen ein Römer an Leistung etwas als primus und solus fertig-
gebracht hat, gehören in die Antoninenzeit, doch gibt es derartige
Texte durchaus auch noch aus dem 3. Jahrhundert148. Die Ehren-
147 Siehe etwa CIL X 8292 (Senator); CIL XIV 3901 = ILS 1183 (Frau senatorischen
Ranges); CIL IX 951 (Ritter); CIL V 5894 = ILS 6732 (Angehöriger eines ordo
decurionump CIL V 4967 (Frau eines ZZvzr); CIL II 4310 (cf. p. 973) = ILS 4436 -
G. Alföldy, Die römischen Inschriften von Tarraco Nr. 438 (sacerdosp CIL V 3380
(sevir Augustalisp, CIL V 5921 (kaiserlicher libertusp, CIL V 5932 = ILS 7563
(negotiatorp, CIL XI 6480 (libertusp, CIL IX 2729 (libertap, CIL V 6107 (alumnusp,
CIL IX 573 (servdp
148 Ich beschränke mich hier und in der folgenden Anmerkung auf die Aufzählung
der Belege aus den CIL-Bänden für Italien (außer CIL VI), deren zeitliche Ver-
teilung für diejenige des Gesamtmaterials repräsentativ ist: CIL XIV 3608 -
ILS 986 = Inscr. It. IV 1, 125 (kurz nach 74, bezogen auf Taten unter Nero);
CIL IX 4575 = ILS 1901 (aus dem 1. Jh.); CIL IX 5855 (cf. p. 689) (etwa aus
dem 1. Jh., vgl. auch R. Duncan-Jones, The Economy of the Roman Empire
[Cambridge 1974] 190); CIL XI 6054 (wohl aus dem 1. Jh., vgl. R. Hanslik,
RE VIII A 2 [1958] 1868f.); CIL XIV 472 (cf. Suppl. p. 615) = ILS 7755 (un-
gefähr aus dem Jahre 144); CIL XIV 2410 = ILS 6190 (aus dem Jahre 157);
CIL IX 4976 (kurz nach 161); CIL XI 7555 = ILS 1886 (aus dem Jahre 173);
CIL IX 4686 (aus dem Jahre 184); CIL XIV 353 (cf. Suppl. p. 690) = ILS 6148
sowie CIL XIV 4642 (etwa aus der zweiten Hälfte des 2. Jhs., siehe R. Duncan-
Jones, a.O. 176); CIL X 1795 = ILS 1401 (etwa vom Ende des 2. Jhs., siehe
H. -G. Pflaum, Les carrieres procuratoriennes equestres sous le Haut-Empire
romain [Paris 1960/61] I 552f. Nr. 207); CIL IX 1655 = ILS 6496 (aus dem 1. oder
 
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