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Beierwaltes, Werner; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 6. Abhandlung): Regio Beatitudinis: zu Augustins Begriff des glücklichen Lebens; vorgelegt am 24. Januar 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47799#0011
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Regio Beatitudinis

9

Einsicht oder Wissen durch sehendes Forschen ist auch für Euripides
der Grund von Glück - Einsicht in die Herkunft und in die Seins-Weise
der unvergänglichen Ordnung der Physis. Die objektive, sichtbar gege-
bene Ordnung wird sogar - in der Einsicht vermittelt - zum Maß für ein
ethisch sinnvolles Handeln des Menschen:
„Glücklich, der im Forschen Erkenntnis (Wissen) erlangte,
nicht bricht er auf zu ungerechtem Tun,
den Bürgern zum Unheil,
sondern der unsterblichen Natur nicht-alternde Ordnung betrach-
tet er,
wie sie zustande kam
und wie sie ist.
Bei solchen sitzt nie schändlicher Werke Übung“9.
Auch die römische Dichtung rühmt Einsicht oder Wissen als Glück:
im Banne der epikureischen Naturphilosophie, die durch Erkenntnis
der inneren Ursachen der Naturphänomene den Menschen von Angst
zu befreien versucht, sieht Vergil die Intention und Würde seiner eige-
nen Dichtung in Analogie zu eben dieser Philosophie:
„Glücklich, wer es vermocht, die Gründe der Dinge zu erkennen,
und alle Ängste und das unerbittliche Schicksal
unter seine Füße geworfen und das Brausen des gierigen Ache-
ron!
Beglückt auch der, welcher die Götter des Landes kennt,
Pan und Silvanus den Alten und die Nymphenschwestem!
Ihn beugen nicht die Ruten des Volkes, nicht der Purpur der Kö-
nige und der Zwist, der die falschen Brüder hetzt,
noch der Daker, der von der Donau herab kommt, die mit ihm
verschworen ist,
nicht Wirren Roms noch Reiche, die zu Grunde gehen sollen; und
9 Frg. (incertarum fabularum) 910 (Nauck2), überliefert bei Clem. Al. Strom IV 25 und
Themist. Orat. XXIV (F 307 D), kann mit Sicherheit als euripideisch gelten:
όλβιος δστις τής ιστορίας
έσχε μάθησιν,
μήτε πολιτών έπί πημοσΰνην
μήτ’ εις αδίκους πράξεις ορμών,
άλλ’ αθανάτου καθορών φύσεως
κόσμον άγήρω, πή τε συνέστη
καί f όπη καί όπως.
τοϊς δε τοιούτοις ούδέποτ’ αισχρών
έργων μελέτημα προσίζει.
 
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