Antike Spuren im Tübinger Wappen
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südarabischen Kleinfiirsten dazu über, auf die Vorderseite ihrer Silber-
münzen den Kopf des Kaisers zu prägen (Abb. 4). Dies geschah wohl
kaum als Zeichen der Anerkennung der römischen Herrschaft, son-
dern eher in der Absicht, nach hellenistischem Vorbild damit sich je-
weils selber darzustellen6. Daß man sich dabei auf der Rückseite an das
Muster der attischen Tetradrachmen neueren Stils mit Eule und
Amphora hielt, war längst augenfällig und bekannt. Daß jedoch das
Jahre unseres Jahrhunderts bei Baraqis gefundene Fragment einer griechisch-
lateinischen Bilingue - also in derselben Zweisprachigkeit wie die Ausfertigungen
von Augustus’ Tatenbericht für die östliche Welt. Das Bruchstück ist mir seit 1975
durch die Freundlichkeit von Walter W. Müller bekannt (Abb. 3). Es wurde von
Paolo Costa in den Proceedings of the British Seminary for Arabian Studies
7, 1977, S. 69-72 mit unzulänglicher Interpretation veröffentlicht. Nach einem
von G. W. Bowersock 1979 zu einem Symposion in Riyad eingereichten Expose
handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Grabschrift eines in Yatil
verstorbenen berittenen Soldaten. Das Bruchstück (Yemen Museum in Sana
no. 605) lautet
[P.] CORNE[LIVS-]
EQVES N[.-]
nOYBAE KOPN[HAIOS -.-]
Die Buchstabenformen, die mich an diejenigen auf manchen pompejanischen
Graffiti erinnern, scheinen zu verraten, daß kein gelernter Steinmetz zur Ver-
fügung stand, was ja den Umständen nach nicht verwundern darf. Zeitlich
rechtfertigt das Schriftbild (was Bowersock vorsichtigerweise offenließ) doch wohl
recht gut die bereits 1975 von W. W. Müller vermutete und auch von Bowersock aus
historischen Gründen empfohlene Zuweisung in die Umgebung des Aelius Gallus.
Siehe jetzt auch Manfr. G. Raschke in ANRW II 9,2. 1978, S. 1236 (ebenda
S. 871901 reiche Literatur zur Datierung des Feldzugs). Das Inschrift-Fragment
erhält seinen besonderen Wert dadurch, daß es das erste und fast einzige
Dokument aus Südarabien mit griechischer bzw. lateinischer Inschrift darstellt. Erst
ein paar Jahrhunderte später (aus der Zeit um 300 n. Chr.) tritt ihm die
Künstlersignatur auf einer Bronzestatue zur Seite ($G)xa<; ekoiei), die im übrigen
südarabische Ritzungen enthält; s. W. W. Müller in den Proceedings . . .
9. 1979, S. 79f. - Hinter dem Soldaten P. Cornelius könnte man vielleicht den
Nachkommen eines der vielen (angeblich über 10000) Sklaven erblicken, die im
Jahr 81 v. Chr. L. Cornelius Sulla freigelassen und mit dem Bürgerrecht begabt
hat, wobei man aber natürlich über eine Hypothese nicht hinauskommt. Es heißt
bei Appian, Bell. civ. I 100, 469 öooAotx; ... pcpiov rrÄcioix; sXevÜEpÄaac; ...
rroÄvcat; (XKE(pr|ve'Pwp.aia)v xai Kopvr|Xiov<; ä<p’ eauroü TtpoaEÜtEv, dazu der Kom-
mentar von E. Gabba 1958, S. 275f., vgl. a. Appian I 104, 489, dazu allgemein
H. G. Gundel in: Der Kleine Pauly I 1307f.
6 Vgl. zu dieser und anderen uns durch einen reichen 1870 in San a gemachten
Fund bekanntgewordenen Münzen B. V. Head, Num. Chron. N.S. 18. 1878
S. 273 ff., hier 280, no. 7 und Taf. 13, no. 12. G. Schlumberger, Le Tresor de
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südarabischen Kleinfiirsten dazu über, auf die Vorderseite ihrer Silber-
münzen den Kopf des Kaisers zu prägen (Abb. 4). Dies geschah wohl
kaum als Zeichen der Anerkennung der römischen Herrschaft, son-
dern eher in der Absicht, nach hellenistischem Vorbild damit sich je-
weils selber darzustellen6. Daß man sich dabei auf der Rückseite an das
Muster der attischen Tetradrachmen neueren Stils mit Eule und
Amphora hielt, war längst augenfällig und bekannt. Daß jedoch das
Jahre unseres Jahrhunderts bei Baraqis gefundene Fragment einer griechisch-
lateinischen Bilingue - also in derselben Zweisprachigkeit wie die Ausfertigungen
von Augustus’ Tatenbericht für die östliche Welt. Das Bruchstück ist mir seit 1975
durch die Freundlichkeit von Walter W. Müller bekannt (Abb. 3). Es wurde von
Paolo Costa in den Proceedings of the British Seminary for Arabian Studies
7, 1977, S. 69-72 mit unzulänglicher Interpretation veröffentlicht. Nach einem
von G. W. Bowersock 1979 zu einem Symposion in Riyad eingereichten Expose
handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Grabschrift eines in Yatil
verstorbenen berittenen Soldaten. Das Bruchstück (Yemen Museum in Sana
no. 605) lautet
[P.] CORNE[LIVS-]
EQVES N[.-]
nOYBAE KOPN[HAIOS -.-]
Die Buchstabenformen, die mich an diejenigen auf manchen pompejanischen
Graffiti erinnern, scheinen zu verraten, daß kein gelernter Steinmetz zur Ver-
fügung stand, was ja den Umständen nach nicht verwundern darf. Zeitlich
rechtfertigt das Schriftbild (was Bowersock vorsichtigerweise offenließ) doch wohl
recht gut die bereits 1975 von W. W. Müller vermutete und auch von Bowersock aus
historischen Gründen empfohlene Zuweisung in die Umgebung des Aelius Gallus.
Siehe jetzt auch Manfr. G. Raschke in ANRW II 9,2. 1978, S. 1236 (ebenda
S. 871901 reiche Literatur zur Datierung des Feldzugs). Das Inschrift-Fragment
erhält seinen besonderen Wert dadurch, daß es das erste und fast einzige
Dokument aus Südarabien mit griechischer bzw. lateinischer Inschrift darstellt. Erst
ein paar Jahrhunderte später (aus der Zeit um 300 n. Chr.) tritt ihm die
Künstlersignatur auf einer Bronzestatue zur Seite ($G)xa<; ekoiei), die im übrigen
südarabische Ritzungen enthält; s. W. W. Müller in den Proceedings . . .
9. 1979, S. 79f. - Hinter dem Soldaten P. Cornelius könnte man vielleicht den
Nachkommen eines der vielen (angeblich über 10000) Sklaven erblicken, die im
Jahr 81 v. Chr. L. Cornelius Sulla freigelassen und mit dem Bürgerrecht begabt
hat, wobei man aber natürlich über eine Hypothese nicht hinauskommt. Es heißt
bei Appian, Bell. civ. I 100, 469 öooAotx; ... pcpiov rrÄcioix; sXevÜEpÄaac; ...
rroÄvcat; (XKE(pr|ve'Pwp.aia)v xai Kopvr|Xiov<; ä<p’ eauroü TtpoaEÜtEv, dazu der Kom-
mentar von E. Gabba 1958, S. 275f., vgl. a. Appian I 104, 489, dazu allgemein
H. G. Gundel in: Der Kleine Pauly I 1307f.
6 Vgl. zu dieser und anderen uns durch einen reichen 1870 in San a gemachten
Fund bekanntgewordenen Münzen B. V. Head, Num. Chron. N.S. 18. 1878
S. 273 ff., hier 280, no. 7 und Taf. 13, no. 12. G. Schlumberger, Le Tresor de