10
Hildebrecht Hommel
Vorderseitenbild speziell die kleinasiatische Cistophorenprägung7 des
Augustus als Libertatis vindex (so die Umschrift) mit der Pax auf der
Rückseite nachahmt8, scheint bisher nicht bemerkt zu sein (Abb. 5).
Die südarabische Imitation erfolgte so, daß der Lorbeerkranz der Cisto-
phoren-Rückseite variiert auf die Vorderseite mit herübergenommen
wurde, indem er dort jetzt den Porträtkopf umgab. Wenn meine Deu-
tung richtig ist, dann liegt das Curiosum vor, daß der seine Unabhän-
gigkeit bewahrende Barbarenscheich sich unter der Maske des Feindes
San a (Monnaies Himyaritiques) 1880, der aus dem 200 Stück umfassenden Haupt-
bestand des Funds (der insgesamt ca. 300 Stück enthielt) eine repräsentative
Auswahl vorlegt und bespricht, ohne im wesentlichen über Head aO. hinaus-
zukommen. Immerhin deutet er das Augustusbild wohl richtig als „tete royale
disposee ä la romaine“ und denkt bei der leichten Verschiedenheit der Typen an
mehrere Könige, die sich nacheinander des Augustuskopfs bedient hätten (S. 52 f.).
Vgl. ferner Head, Hist. Num. aO. (und Neudruck 1963), S. 813 mit weiterer Lite-
ratur. Jetzt hält man sich meist an G. F. Hill, The Ancient Coinage of Southern
Arabia. In: Proceedings of the Brit. Academy 1915-1916 (Reprint 1976), S. 57-84
mit Taf. I, hier S. 63 f. und 67 m. Abb. 9, leider über den Münztyp mit dem
Augustuskopf nur ganz kurz. Ebenso derselbe im Brit. Mus. Catal. of Greek Coins
28 (Arabia etc.) 1922. S. 60ff, No. 32ff. mit Taf. X 1-6, und einleitend S. XLIVff.
(hier bes. 60f.). Wichtig ist eine französisch abgefaßte Abhandlung von Paolo
Boneschi in der Rivista degli Studi Orientali 29.1954, S. 17-27 (vgl. von demselben
ebenda 39.1964, S. 117f.), besonders wenn der auf S. 19ff. unternommene Versuch
geglückt ist, die Schriftzeichen auf der Rs. der Münze (links und rechts neben
der Eule) als kurze Charakterisierung der römischen Niederlage zu deuten. Es muß
befremden, daß Hermann v. Wissmann in seinem sonst so gründlichen Abriß, Die
Geschichte des Sabäerreiches und der Feldzug des Aelius Gallus, in: ANRW
II 9, 1. 1976, S. 308-544 (s. hier bes. 313ff. 402ff.) auf die altsüdarabische
Münzprägung, abgesehen von einer ganz knappen Bemerkung auf S. 435, über-
haupt nicht eingeht. Über Yatil handelt er S. 314f. u. 406f. (m. Taf. II neben
S. 489). Die neueste Literatur zu den Münzen ist verzeichnet in: Corpus des
Inscriptions et Antiquites Sud-Arabes. Bibliographie generale systematique 1977,
S. 247ff. (frdlr. Hinweis von W. W. Müller).
7 Cistophoren nennt man eine Sorte von Silbermünzen im Gewicht von etwa drei
Drachmen bzw. drei Denaren, die von den Attaliden in Pergamon spätestens
ca. 166 v. Chr. aus währungspolitischen Gründen geschaffen und dann von den
Römern für den Osten übernommen wurde. Als Bild trugen die Cistophoren,
wie ihr Name andeutet, die sogenannte 'Cista mystica’, einen Korb mit Schlange,
ein wohl dem Sabazioskult entstammendes dionysisches Symbol, das auch auf
jenem Cistophor des Augustus auf der Rs. rechts (verkleinert) noch dargestellt ist.
8 H. Cohen, Description historique des Monnaies . . . 21 1880 (Neudr. 1955) no. 218
auf S. 92. Von der reichen Literatur über diese Cistophorenmünze nenne ich nur
Dietr. Mannsperger in: Gymnasium 80. 1973, S. 398ff. mit Abb. auf Taf. XXI
1 u. 2.
Hildebrecht Hommel
Vorderseitenbild speziell die kleinasiatische Cistophorenprägung7 des
Augustus als Libertatis vindex (so die Umschrift) mit der Pax auf der
Rückseite nachahmt8, scheint bisher nicht bemerkt zu sein (Abb. 5).
Die südarabische Imitation erfolgte so, daß der Lorbeerkranz der Cisto-
phoren-Rückseite variiert auf die Vorderseite mit herübergenommen
wurde, indem er dort jetzt den Porträtkopf umgab. Wenn meine Deu-
tung richtig ist, dann liegt das Curiosum vor, daß der seine Unabhän-
gigkeit bewahrende Barbarenscheich sich unter der Maske des Feindes
San a (Monnaies Himyaritiques) 1880, der aus dem 200 Stück umfassenden Haupt-
bestand des Funds (der insgesamt ca. 300 Stück enthielt) eine repräsentative
Auswahl vorlegt und bespricht, ohne im wesentlichen über Head aO. hinaus-
zukommen. Immerhin deutet er das Augustusbild wohl richtig als „tete royale
disposee ä la romaine“ und denkt bei der leichten Verschiedenheit der Typen an
mehrere Könige, die sich nacheinander des Augustuskopfs bedient hätten (S. 52 f.).
Vgl. ferner Head, Hist. Num. aO. (und Neudruck 1963), S. 813 mit weiterer Lite-
ratur. Jetzt hält man sich meist an G. F. Hill, The Ancient Coinage of Southern
Arabia. In: Proceedings of the Brit. Academy 1915-1916 (Reprint 1976), S. 57-84
mit Taf. I, hier S. 63 f. und 67 m. Abb. 9, leider über den Münztyp mit dem
Augustuskopf nur ganz kurz. Ebenso derselbe im Brit. Mus. Catal. of Greek Coins
28 (Arabia etc.) 1922. S. 60ff, No. 32ff. mit Taf. X 1-6, und einleitend S. XLIVff.
(hier bes. 60f.). Wichtig ist eine französisch abgefaßte Abhandlung von Paolo
Boneschi in der Rivista degli Studi Orientali 29.1954, S. 17-27 (vgl. von demselben
ebenda 39.1964, S. 117f.), besonders wenn der auf S. 19ff. unternommene Versuch
geglückt ist, die Schriftzeichen auf der Rs. der Münze (links und rechts neben
der Eule) als kurze Charakterisierung der römischen Niederlage zu deuten. Es muß
befremden, daß Hermann v. Wissmann in seinem sonst so gründlichen Abriß, Die
Geschichte des Sabäerreiches und der Feldzug des Aelius Gallus, in: ANRW
II 9, 1. 1976, S. 308-544 (s. hier bes. 313ff. 402ff.) auf die altsüdarabische
Münzprägung, abgesehen von einer ganz knappen Bemerkung auf S. 435, über-
haupt nicht eingeht. Über Yatil handelt er S. 314f. u. 406f. (m. Taf. II neben
S. 489). Die neueste Literatur zu den Münzen ist verzeichnet in: Corpus des
Inscriptions et Antiquites Sud-Arabes. Bibliographie generale systematique 1977,
S. 247ff. (frdlr. Hinweis von W. W. Müller).
7 Cistophoren nennt man eine Sorte von Silbermünzen im Gewicht von etwa drei
Drachmen bzw. drei Denaren, die von den Attaliden in Pergamon spätestens
ca. 166 v. Chr. aus währungspolitischen Gründen geschaffen und dann von den
Römern für den Osten übernommen wurde. Als Bild trugen die Cistophoren,
wie ihr Name andeutet, die sogenannte 'Cista mystica’, einen Korb mit Schlange,
ein wohl dem Sabazioskult entstammendes dionysisches Symbol, das auch auf
jenem Cistophor des Augustus auf der Rs. rechts (verkleinert) noch dargestellt ist.
8 H. Cohen, Description historique des Monnaies . . . 21 1880 (Neudr. 1955) no. 218
auf S. 92. Von der reichen Literatur über diese Cistophorenmünze nenne ich nur
Dietr. Mannsperger in: Gymnasium 80. 1973, S. 398ff. mit Abb. auf Taf. XXI
1 u. 2.