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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 9. Abhandlung): Antike Spuren im Tübinger Wappen: zur Frage der Verwertung und Umdeutung numismatischer Motive ; vorgelegt am 13. Juni 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47802#0017
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Antike Spuren im Tübinger Wappen

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schäft über und dient heute - in seiner männlichen Form - als Pappen-
heimer Stadtwappen (Abb. II)25.
Nun aber zu dem merkwürdigsten Beispiel, auf das meine Ausfüh-
rungen hinzielen, und das ich etwas ausführlicher behandeln möchte,
gerade weil es sich zunächst um eine Hypothese handelt. Seitdem die
Tübinger Grafen, wahrscheinlich Nachfahren der Grafen vom Nagold-
gau26, kurz vor 1140 wohl in der Nachfolge der Staufer zu Pfalzgrafen
in Schwaben ernannt wurden27 und dann als solche ein Siegel führten28,
zeigen sie darin sozusagen ihr eigenes Bild, einen Ritter zu Pferd, der in
der Rechten die Lehensfahne (manchmal auch das Schwert) hält, in der
Linken einen nach unten spitz zulaufenden Dreiecks schild, auf dem als
Wappenbild dieselbe Fahne, jedoch diesmal in senkrechter Richtung

25 Ein mehrfach gehaltener Vortrag von Hans-Ulrich Frhm. v. Ruepprecht, Der Mohr
als Wappenfigur, ist im Bericht über den 12. Internationalen Kongreß für genealo-
gische und heraldische Wissenschaft, München 1974, S. 51-63 erschienen (s. a. das Re-
sümee in: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, Bd. 14.1975,
S. 250, sowie den Hinweis von L. Veit aO., Anm. 31 auf S. 30, hier freilich mit
falscher Namensschreibung von R. mit nur einem p). Auf S. 56 (mit Anm. auf
S. 62) hat dort v. R. auch das Pappenheimer Beispiel erwähnt und kurz erläutert.
Als häufiges Motiv für die Wahl des Mohren als Wappenbild wird außerdem an-
geführt die Ausdeutung redender Familiennamen wie Mohr, Mörlin usw. In ähn-
lichem Sinn hat man früher auch das Pappenheimer Mohrenwappen fälschlich
als Anknüpfung an den Namen eines Pappenheimischen Hofguts Möhren (8 km
westlich von P.) verstanden, eine Herrschaft, die jedoch erst Ende des 13. Jhs.
dazu erworben wurde (s. Haupt Gr. zu P., Versuch . . . 1927, S. 69f.).
26 Christian Binder - J. Ebner, Württembergische Münz- und Medaillenkunde 2II2,
S. 152. G. Schüttle, Geld- und Münzgeschichte der Pfalzgrafschaft Tübingen. In:
Jahrbuch des Numismatischen Vereins zu Dresden auf das Jahr 1910 (1911),
S. 18-60, hier S. 18 u. 46 (auf S. 22 werden die Nagolder Gaugrafen vermutungs-
weise bis auf die Karolingerzeit zurückgeführt). Vgl. jetzt vor allem Jos. För-
derer, Urahnen und Stammgüter der Tübinger Pfalzgrafen. In: Tübinger Blätter 43.
1956, S. 20ff. und J. Sydow, Gesch. d. Stadt Tübingen I 1974, S. 23 ff. Frz. Quar-
thal in: Die Pfalzgrafen von Tübingen ... 1981, S. 9.
27 F. Quarthal aO. 10.
28 Nachzuweisen spätestens ab ca. 1180; s. H. Horstmann, Vor- und Frühgeschichte
des europäischen Flaggenwesens ... 1971, S. 60f. (dort in Anm. 17 weitere
Literatur); vgl. ferner Manfred Eimer, Die Tübinger Fahne im Mittelalter. In: Uni-
formen-Markt, Jg. 1936 (15. 5.), S. 103 f.: R. Kashnitz im Katalog der Stuttgarter
Stauferausstellung von 1977 Bd. I S. 54; besonders F. K. Fürst zu Hohenlohe-
Waldenburg, Über die Siegel der Pfalzgrafen von Tübingen 1862 mit Taf. I
und II. Einige Abbildungen auch bei Ad. Helbok, Regesten von Vorarlberg ...
1920-25, Taf. Iff.
 
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