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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0007
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Ob Archäologie als antike Kunstgeschichte oder als Kulturaussage
auftritt, immer dient sie der Geschichtsforschung. Sie ergänzt oder
berichtigt schriftliche Geschichtsquellen, sie erschließt historische
Bereiche, die durch schriftliche Nachrichten nicht oder unzureichend
bekannt sind, und sie läßt Kulturstrukturen erkennen, die in über-
lieferten schriftlichen Darstellungen nicht behandelt sind. Sieht man
von der Kunstgeschichte des Altertums ab, so ist die zuletzt angeführte
Aufgabe der Archäologie für den antiken Abschnitt der Geschichte
wenig beachtet worden, obwohl es von mehreren Seiten Anregungen
dazu gab. Ich nenne Völker- und Volkskunde, Urgeschichts, Dialekt-
und ganz allgemein Sprachforschung. Es ist hier nicht der Platz, über
die Anstöße und Vorbilder oder Modelle zu sprechen, die die römische
Archäologie den genannten Wissenszweigen verdankt. Die internatio-
nale Diskussion der von Leo Frobenius im Jahr 1897 so benannten
Kulturkreislehre, ihrer Weiterentwicklung und deren oft leidenschaft-
liche Kritik hat unser Bild von Kulturen und Kulturströmungen in
der Völkerkunde verdeutlicht.1 Im Institut für geschichtliche Landes-
kunde in Bonn haben unabhängig davon der Sprachwissenschaftler
Theodor Frings und der Historiker Hermann Aubin die Problematik
der 'Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden’ -
so heißt ein Buchtitel der beiden Verfasser - in beispielgebender
Weise studiert. Auch die römische Archäologie hat die Aufgabe,
durch den Vergleich größerer Räume innerhalb des römischen Reiches
Kulturräume herauszuarbeiten und ihre Entstehung, Veränderung,
Verbreitung und ihren Abstieg zu untersuchen.2 Der Archäologe wird
Vorbemerkung: Ich danke den Herren V. Bierbrauer, W. Herborn (beide Bonn)
und R. Schützeichel (Münster i.W.) für Auskünfte. Herr J. Kraft (Bonn) hat
dankenswerterweise die beigegebene Karte gezeichnet.
1 Für den interessierten Nicht-Völkerkundler sind als Zusammenfassungen und
Literaturzusammenstellungen nützlich: H. Trimbom, in: L. Adam und H. Trim-
born, Lehrbuch der Völkerkunde3 (Stuttgart 1958) 12-18 u. 23-25 und die ein-
schlägigen Artikel in: M. Panoff u. M. Perrin, Taschen-Wörterbuch der Ethnologie2
(Berlin 1982), bes. 'Kulturkreise’, 'Frobenius’, 'Graebner’, 'Schmidt’, 'Funktionalis-
mus’. 'Strukturalismus’.
2 H. Aubin, Th. Frings u. J. Müller, Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den
Rheinlanden (Bonn 1926, Nachdruck Bonn 1966). In den gesammelten Schriften
Aubins findet man gleichfalls manche Fortführung und Erweiterung der oben
 
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