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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0038
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Harald von Petrikovits

verschiedene keramische Gefäßformen und -dekore ausbildeten,
wobei die Maxima Sequanorum und die Raetia II ein Übergangs-
oder Überschneidungsfeld darstellten. Wenn man für die relative
Einheitlichkeit der Gefäßkeramik in den Rheinprovinzen ein gallisches
Erbe in Anspruch nehmen möchte, ist für die Donauprovinzen (immer
ohne Niedermösien, das zu einem östlichen Zivilisationsgebiet ge-
hörte) ein einheitliches ethnisches Substrat nicht geltend zu machen.
(Es bedarf kaum einer näheren Begründung, daß in der altvölker-
kundlichen Forschung die Zeiten des Panillyrismus längst vorbei sind.)
3. Die halbrunde Priesterbank
Versuchen wir, in unsere allgemeinen Überlegungen noch eine
historische Erscheinung des 4. und 5. Jahrhunderts einzubeziehen,
die einem anderen Lebensgebiet angehört als die bisher besprochenen,
wir meinen ein Phänomen des frühchristlichen Kirchenbaus. In einem
großen Teil unseres Gebietes gab es im 4. und 5. Jahrh. Kirchen, in
deren durch eine Stufe und Schranken (cancelli) abgetrenntem Altar-
raum hinter dem Altar eine halbrunde Bank frei stand, deren mitt-
lerer Sitz bisweilen durch Höhe oder Breite hervorgehoben war. Sie
war der consessus presbyterorum, fallweise mit der cathedra des Bi-
schofs (oder eines Vertreters) in der Mitte. Da in frühchristlicher
Zeit die ordines minores des Klerus voll besetzt waren, brauchte man
auch beim gewöhnlichen Gottesdienst mehr Plätze für die Geistlich-
keit als heutzutage. Die halbrunde Form der Klerusbank war die der
schola, der halbrunden Ruhebank, auf der man sich bequemer unter-
halten konnte als auf unseren geraden Bänken, weil man den
Gesprächspartner und seine Gesten sah,77 ohne den anderen den
Rücken zu kehren. Halbrunde scholae wurden beispielsweise in den
nach ihnen benannten Scholae in römischen Legionslagem gebraucht,
wo sich Angehörige eines Dienstgrades oder einer Dienststellung in
der Freizeit trafen.78 In Apsidenbauten konnten halbrunde Bänke an
die Innenwand der Apsis angelehnt sein. In zahlreichen Fällen stand
die Bank frei im Raum, was für rheumatische Erkrankungen gewiß
besser war. Hier ist nicht der Platz, auf die Herkunft der Priester-

77 A. Hug, RE 2A, 618 f 'Schola 3‘.
78 Verf., Die Innenbauten römischer Legionslager usw. (= Abh. Rhein.-Westfäl.
Akad. Wiss. 56, Opladen 1975) 78-80. Dazu Hug (Anm. 77) 619-621 'Schola 4‘.
 
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