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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0039
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Die römischen Provinzen am Rhein

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bank einzugehen, mit der sich vor allem E. Dyggve beschäftigt hat.79
Kirchen mit freistehenden Klerusbänken sind weitgehend auf Dalma-
tien und die Donauprovinzen beschränkt, kamen aber auch im Osten
des römischen Reiches vor (Henchir Goraat es-Zid).80 Für unsere
Frage der Verbreitung kultureller Erscheinungen ist es wichtig, daß
Gemeinde- und Friedhofskirchen mit eingestellter Priesterbank von
Pannonien über Norikum bis Churrätien vorkommen. Dies ist aber
nur der Nordteil einer viel weiter nach Süden reichenden Verbreitung.
Es fällt auf, daß im Rheingebiet bisher keine einzige frühchristliche
Kirche mit dieser Einrichtung gefunden wurde. Die westlichsten Bei-
spiele sind wohl St. Stephan in Chur, vielleicht eine Friedhofskirche
im Welschdörfli in Chur und eine Kirche in Zillis, ebenfalls in
Churrätien.81
Wir begnügen uns mit der bloßen Feststellung der Grenze einer
Baugewohnheit, die auch liturgische Gründe haben könnte. Immerhin
fällt auf, daß der Bereich von Pannonien bis Rätien sowie Dalmatien
seit der Neuorganisation des Reiches durch Diokletian zu einer
gemeinsamen Diözese zusammengeschlossen war und auch im
5. Jahrh. zu einer gemeinsamen Verwaltungseinheit gehörte. In der
frühesten Provinzenliste, im Laterculus Veronensis, war Rätien noch
ein Bestandteil der Dioecesis Italiciana, während die pannonischen
Provinzen mit den norischen und mit Dalmatien zu einer Dioecesis
Pannoniarum zusammengeschlossen waren. Seit konstantinischer
Zeit bestand eine neue Diözese, in der Rätien mit der ehemaligen
pannonischen Diözese vereinigt wurde. Aber von vornherein war die
Raetia von der Dioecesis Galliarum getrennt. Da man allgemein der
Meinung ist, daß sich zumindest in der Zeit Konstantins des Großen
die Kirchenorganisation mit der staatlichen deckte, wäre es möglich,
79 E. Dyggve, Über die freistehende Klerusbank, in: Beiträge zur älteren europäi-
schen Kulturgeschichte (Festschr. R. Egger) I (Klagenfurt 1952) 41-52. K. Gam-
ber, Die ältesten Kirchenbauten Aquileias usw. (Regensburg 1968) und die Bespre-
chung Th. Kiausers: JbAntChr. 11/12, 1968/69, 215-224. Weitere Literatur bei
Th. Ulbert, Vranje (Anm. 28) 70 Anm. 55. Vgl. A. M. Schneider, RAC 2, 128f
'Bema‘. Förderlich die Überlegungen H.-D. Kahls in: Wolfram-Daim, Völker 35-39
(hier auch Literatur). Vgl. F. W. Deichmann, Einführung in die christliche Archäo-
logie (Darmstadt 1983) 273 u. 287.
80 F. W. Deichmann, RAC 1, 1251f Abb. 36,10.
81 Ein Befund in Tongern ist zu unsicher, als daß er hier angeführt werden könnte:
A. Verbeeck, Spuren der frühen Bischoftskirchen in Tongern und Maastricht:
Bonner Jb. 158, 1958, 350 Abb. 2.
 
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