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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0009
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Die römischen Provinzen am Rhein

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und im Osten. Die hauptsächlich gefährdeten Stellen waren der March-
lauf (die alte Bemsteinstraße) und das Alföld (die Tiefebene), das über
den Duklapaß mit dem Weichselgebiet eng verbunden ist.
Hieronymus hatte recht, wenn er die Schlacht von Adrianopel
(378) als entscheidenden Einschnitt in der Geschichte Illyrikums
ansah (ep. 60,16,2).4 Im Gefolge dieser Schlacht wurden im Jahr 380
gotische, alanische und hunnische Scharen, die von dem Goten Ala-
theus und dem Alanen Saphrac geführt wurden, von den Kaisern
Gratian und Theodosius I in Pannonien angesiedelt (recepti). Diese
Gruppen kamen von Osten, durchquerten die Pannonia II und sollten
in der Savia seßhaft werden. Im Jahr 401 störte eine weitere große
Wandergruppe den Frieden des Landes. Damals zog Alarich mit sei-
nen Westgoten aus dem östlichen Siebenbürgen durch die kleine
Walachei an die Save und von dort aus über die julischen Alpen
nach Italien. Im selben Jahr wanderten Vandalen aus ihren Wohn-
sitzen an der obersten Theiß durch das nördliche Pannonien nach
Westen. Vielleicht auf demselben Weg marschierte der Gotenkönig
Radagais im Jahr 405 nach Italien. Solche Züge undisziplinierter gro-
ßer Wanderscharen, die kaum eine militärische Logistik kannten,
bedeuteten für die betroffene Bevölkerung in weiter Staffelung Hunger
und Not und viele andere Bedrängnis. Die angeführten Ost-West-
Wanderungen scheinen letzten Endes durch einen Druck hervor-
gerufen worden zu sein, den das hunnische Reich schon vor dem
Regierungsantritt Attilas ausübte. Hunnischer Besitz in Pannonien
wurde vom römischen Ostreich im Jahr 433 aus politischen Gründen
vertraglich anerkannt. Vier Jahre später war schon der größte Teil
Pannoniens von Hunnen beherrscht. Im Jahr 441 eroberte Attila eine
Anzahl wichtiger pannonischer Städte. Weder der tüchtige Comes
Generidus im Jahr 409, noch Kaiser Majorian im Jahr 455 konnten
durch ihre militärischen Aktivitäten an diesen Tatsachen etwas ändern.
Die Niederlage der Hunnen in Gallien im Jahr 451 und der bald
darauf folgende Tod Attilas hatten zur Folge, daß die bisherigen Unter-
tanen der Hunnen versuchten, sich von deren Joch zu befreien und
4 Zu der folgenden historischen Skizze vgl. die Gesamtdarstellungen der Geschichte
des 5. Jh.s wie E. Stein, Histoire du Bas-Empire l2 (Brügge 1959) und A. H. M.
Jones, The Later Roman Empire, 3 Bde (Oxford 1964), 2. Aufl. in 2 Bden (ebd
1973), bes. 21, 138-262. Weitere Literatur: K Christ, Römische Geschichte. Eine
Bibliographie (Darmstadt 1976) 433-435 u. 514f. Möcsy, Pannonia 266-358.
J. Sasel, Antiqui barbari. Zur Besiedlungsgeschichte Ostnoricums und Pannoniens
im 5. u. 6. Jh. nach den Schriftquellen, in: Werner-Ewig, Spätantike 125-139.
 
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