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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0013
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Die römischen Provinzen am Rhein

11

ohne aber damit eine Aussage über die Wirksamkeit dieses 'Rest-
christentums’ im 6. Jahrh. und darüber hinaus zu machen.12
Nachdem wir für alle vier pannonischen Provinzen Fortbestand
großer und kleinerer Städte im 5. Jahrh. archäologisch belegt haben,
seien ein paar Worte zur ländlichen Bevölkerung in jener Zeit ange-
fügt. Die Vorstellung, daß die Landbevölkerung vollzählig in die
befestigten Städte geflohen sei, trifft gewiß nur zum Teil zu. Überdies
ist zwar überliefert, daß in dieser Zeit große Flüchtlingsscharen nach
Dalmatien und sogar bis Italien flohen. Es fällt aber auf, daß zwar
reiche Grundbesitzer der höchsten Stände noch in der zweiten Hälfte
des 4. Jahrhunderts von stärker bedrohten Reichsteilen nach Panno-
nien flohen, aber daß im 5. Jahrh. keine Spur mehr von dieser Schicht
bekannt wurde. Trotz alledem ist es an sich und nach Parallelen
anderer Provinzen unwahrscheinlich, daß das flache Land den Neu-
ankömmlingen menschenleer überlassen worden sei. In dem Buch
von Edit Thomas über 'Römische Villen in Pannonien’ gibt es mehrere
Hinweise, daß über Mosaikböden der Villae rusticae Öfen oder Feuer-
stellen angelegt worden seien und daß andere ‘späte’ Benutzungs-
spuren gefunden worden seien. Da aber solche nachträglichen An-
lagen nirgends sicher in das 5. Jahrh. datiert worden zu sein scheinen,
lassen wir es bei diesem allgemeinen Hinweis bewenden.13
Natürlich wird die Landbevölkerung bei akuten Einfällen fremder
Scharen eine befestigte Zufluchtsstätte aufgesucht haben. In solchen
Fällen waren die spätrömischen Festungen wichtig, die nicht unmittel-
bar am verlassenen Donaulimes lagen, sondern für noch nicht recht
geklärte Zwecke im Hinterland angelegt worden waren. Zwei von
ihnen wurden in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg ausgegraben: Fenek-
puszta und Tokod. Fenekpuszta liegt südlich von Keszthely am West-
ufer des Plattensees. Die Festung zeigt einen etwa quadratischen
Grundriß von rd. 400 m Seitenlänge. Im Innern der Festung ist ein
Horreum interessant, das am Ende des 4. Jahrh. erbaut wurde. Bei
der Ausgrabung unterschieden die sowjetisch-ungarischen Ausgräber
sechs Perioden, von denen die Periode C in die Zeit von 380-455,
die Periode D in die Zeit von 456-630 datiert werden. Die Grabung
12 E. Toth, La survivance de la population romaine en Pannonie: Alba Regia 15,
1976, 107-120. Ders., in: Wolfram-Daim, Völker 95-100. W. Pohl, ebd 282-285.
Zum nachvölkerwanderungszeitlichen 'Restchristentum’ im südlichen Noricum:
H.-D. Kahl, ebd 61f und 73 f.
13 E. B. Thomas, Römische Villen in Pannonien (Budapest 1964), bes. 395-398
(problematisch).
 
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