Die römischen Provinzen am Rhein
13
orienties) um das Jahr 460 nach (castra) Astura (vielleicht Zeisel-
mauer oder Zwentendorf) und wirkte an der Grenze als Seelsorger.
Er nahm sich bis zu seinem Tode im Jahr 482 mit Erfolg der leib-
lichen Nöte seiner Mitmenschen an. Daß er, wie F. Lotter meinte,
identisch war mit dem Konsul des Jahres 461 (oder 482) Flavius
Severinus, ist deshalb unwahrscheinlich, weil dieser Konsul offen-
sichtlich in der Zeit zwischen 476 und 482 einen Sitz im Kolosseum
in Rom hatte, wie wir aus einer der dortigen Sitzinschriften wissen.
Wenn Ennodius (v. Antonii 9) einen Severinus in Pannonien als vir
illustrissimus bezeichnet, mag dieser mit dem norischen Severinus
identisch sein, braucht aber nicht im Sinne der offiziellen Rangbezeich-
nungen der Rangstufe der illustres angehört zu haben, sondern er
kann 'aus den höchsten Kreisen’ gestammt haben oder einer der
'hervorragendsten Männer’ gewesen sein. Wenn F. Lotter diese all-
gemeine Bedeutung des Wortes für die Spätantike leugnet, ist nur
an den Buchtitel des Hieronymus 'de viris illustribus' von 392 zu
erinnern, der sich auf geistliche Schriftsteller bezieht und nicht auf
hohe Beamte; es ist auf zwei Stellen in der spätrömischen Historia
Augusta zu verweisen und auf anderes, was im Thesaurus linguae
Latinae leicht zu finden ist. Der zweite Band der Prosopography of
the Later Roman Empire (PLRE) führt darum den Lotterschen Seve-
rinus auch gar nicht unter den Severini auf. Übrigens gibt es in den
beiden PLRE-Bänden insgesamt 13 verschiedene Severini. Dieser war
also ein in der Spätantike verbreiteter Name.16
Nach diesem Exkurs kehren wir zu Noricum ripense zurück. Neben
den Rugiern traten Alamannen mit Plündererscharen in Noricum nur
16 F. Lotter, Severinus und die Endzeit römischer Herrschaft an der oberen Donau:
Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 24, 1968, 309-338. Ders.,
Inlustrissimus vir Severinus: ebd 26, 1970, 200-207. Ders., Antonius von Lerins
und der Untergang Ufemorikums: Hist. Zs. 212, 1971, 265-315. Ders., Die histo-
rischen Daten zur Endphase römischer Präsenz in Ufemorikum: Werner-Ewig,
Spätantike 27-90. R. Noll, Literatur zur Vita sancti Severini aus den Jahren
1975-1980: Anz. Phil.-hist. Kl. Österr. Akad. Wiss. 118, 1981, 196-221. Danach
H. Wolff, Der Mönch in gefahrenreicher Zeit - Bemerkungen zur Person des
heiligen Severin: Nachrichten und Berichte der Universität Passau 17, Januar 1982,
11-15, ausführlicher in: Ostbairische Grenzmarken 24, 1982, 24-51. - Zum Konsul
Flavius Severinus: J. R. Martindale, Prosopography of the Later Roman Empire 2
(Cambridge 1980) 1001. Zum 'illustrissimus vif zuletzt Wolff, in: Grenzmarken
30-36. Vgl. HA. Sev. 13,8 und Gord. 19,6. Nicht zuletzt ist zu beachten, daß in
die romanischen Sprachen die Bedeutung 'berühmt, bedeutend’ neben der Titel-
bedeutung 'Hochwohlgeboren’ übernommen wurde: ital. illustre, span, ilust re. beide
mit beiden Bedeutungen, frz. illustre sogar nur in der ersten Bedeutung.
13
orienties) um das Jahr 460 nach (castra) Astura (vielleicht Zeisel-
mauer oder Zwentendorf) und wirkte an der Grenze als Seelsorger.
Er nahm sich bis zu seinem Tode im Jahr 482 mit Erfolg der leib-
lichen Nöte seiner Mitmenschen an. Daß er, wie F. Lotter meinte,
identisch war mit dem Konsul des Jahres 461 (oder 482) Flavius
Severinus, ist deshalb unwahrscheinlich, weil dieser Konsul offen-
sichtlich in der Zeit zwischen 476 und 482 einen Sitz im Kolosseum
in Rom hatte, wie wir aus einer der dortigen Sitzinschriften wissen.
Wenn Ennodius (v. Antonii 9) einen Severinus in Pannonien als vir
illustrissimus bezeichnet, mag dieser mit dem norischen Severinus
identisch sein, braucht aber nicht im Sinne der offiziellen Rangbezeich-
nungen der Rangstufe der illustres angehört zu haben, sondern er
kann 'aus den höchsten Kreisen’ gestammt haben oder einer der
'hervorragendsten Männer’ gewesen sein. Wenn F. Lotter diese all-
gemeine Bedeutung des Wortes für die Spätantike leugnet, ist nur
an den Buchtitel des Hieronymus 'de viris illustribus' von 392 zu
erinnern, der sich auf geistliche Schriftsteller bezieht und nicht auf
hohe Beamte; es ist auf zwei Stellen in der spätrömischen Historia
Augusta zu verweisen und auf anderes, was im Thesaurus linguae
Latinae leicht zu finden ist. Der zweite Band der Prosopography of
the Later Roman Empire (PLRE) führt darum den Lotterschen Seve-
rinus auch gar nicht unter den Severini auf. Übrigens gibt es in den
beiden PLRE-Bänden insgesamt 13 verschiedene Severini. Dieser war
also ein in der Spätantike verbreiteter Name.16
Nach diesem Exkurs kehren wir zu Noricum ripense zurück. Neben
den Rugiern traten Alamannen mit Plündererscharen in Noricum nur
16 F. Lotter, Severinus und die Endzeit römischer Herrschaft an der oberen Donau:
Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 24, 1968, 309-338. Ders.,
Inlustrissimus vir Severinus: ebd 26, 1970, 200-207. Ders., Antonius von Lerins
und der Untergang Ufemorikums: Hist. Zs. 212, 1971, 265-315. Ders., Die histo-
rischen Daten zur Endphase römischer Präsenz in Ufemorikum: Werner-Ewig,
Spätantike 27-90. R. Noll, Literatur zur Vita sancti Severini aus den Jahren
1975-1980: Anz. Phil.-hist. Kl. Österr. Akad. Wiss. 118, 1981, 196-221. Danach
H. Wolff, Der Mönch in gefahrenreicher Zeit - Bemerkungen zur Person des
heiligen Severin: Nachrichten und Berichte der Universität Passau 17, Januar 1982,
11-15, ausführlicher in: Ostbairische Grenzmarken 24, 1982, 24-51. - Zum Konsul
Flavius Severinus: J. R. Martindale, Prosopography of the Later Roman Empire 2
(Cambridge 1980) 1001. Zum 'illustrissimus vif zuletzt Wolff, in: Grenzmarken
30-36. Vgl. HA. Sev. 13,8 und Gord. 19,6. Nicht zuletzt ist zu beachten, daß in
die romanischen Sprachen die Bedeutung 'berühmt, bedeutend’ neben der Titel-
bedeutung 'Hochwohlgeboren’ übernommen wurde: ital. illustre, span, ilust re. beide
mit beiden Bedeutungen, frz. illustre sogar nur in der ersten Bedeutung.