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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0018
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Harald von Petrikovits

Dabei zeigte sich schon damals die geographisch bedingte ungefähre
Grenze zwischen den heutigen österreichischen Bundesländern Kärn-
ten und Osttirol als wirksam. Aguntum (Lienz) war mehrmals seit
dem 3. Jahrh.(?) Ziel alamannischer Einfälle bis in die Zeit Cassio-
dors (Var. 3,50). Das östliche Noricum mediterraneum wurde dagegen
von den die Drau aufwärts ziehenden Ostgoten getroffen, die im Jahr
467 Teumia belagerten. Auch irgendwelche Slaven kamen von Osten
her in das Drautal und stießen bis in das Pustertal vor, wo sie von
Bajuvaren besiegt wurden. Die metropolis der Provinz war im 5. Jahrh.
Teumia (St. Peter i.H., unweit Spittal a. d. Drau). Für den Bestand
der Stadt in dieser Zeit gibt es literarische Belege wie archäologische
Zeugnisse.23 Ein wichtiger Fund ist die Friedhofskirche mit einem
Mosaik, das der angebliche vir spectabilis Ursus gestiftet hat.24 Für
die Geschichte Teumias im 5. Jahrh. ist die Ausgrabung eines Gräber-
feldes durch G. Piccottini von Belang. Es wurden 111 Gräber des
6. Jahrh. aufgedeckt, von denen 32 Gräber Beigaben hatten. Sie zeigen
eine romanische Bevölkerung, die einen gewissen geringen Wohlstand
besaß, eigenes Metallhandwerk betrieb und sogar durch Bergbau
heimische Erze gewonnen zu haben scheint. Die Stadt wurde im
5. Jahrh. einmal durch Alamannen verwüstet (v. Sev. 25,3) und
konnte im Jahr 467 den Abzug ostgotischer Belagerer nur erkaufen.
Teumia löste Virunum in der Funktion als Hauptstadt ab. Virunum,
das keine Umwehrung besaß, wird von der Bevölkerung verlassen
worden sein. Viele flohen in benachbarte Höhenfestungen, vermutlich
unter anderen auf den Grazer Kogel, der allerdings archäologisch
weder ausreichend untersucht noch datiert ist.25 Daß auch Aguntum
im 5. Jahrh. noch als Siedlung fortlebte, wurde schon gesagt. Die in
der Ebene gelegene unbefestigte Stadt Aguntum wurde um die Mitte
des 5. Jahrh. zerstört, was sich aus einem in einer Brandschicht
gefundenen Münzschatzfund ergibt.26 Auf die Streitfrage, wo das Agun-
tum lag, das Venantius Fortunatus im Jahr 565 gesehen hat (v. sti
Martini 4,649f.), kann hier nicht eingegangen werden.
23 R. Egger, Teumia 5(1963) mit Literatur 92f. G. Piccottini, Das spätantike Gräber-
feld von Teumia usw. (Klagenfurt 1976). H.-D. Kahl, in: Wolfram-Daim, Völker 50f.
24 Ich bin nicht sicher, daß in der Mosaikinschrift der Stifter als Urs[u]s v.s. zu lesen
ist oder trotz des vermeintlichen Abkürzungszeichens nicht einfach Urssus.
25 Zu Virunum H. Vetters, RE 9A (1961) 308f. (Virunum). Ders., Virunum: ANRW
II 6, 350f. Zum Grazer Kogel R. Egger, Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen
Norikum (Wien 1916) 106-109.
26 W. Alzinger, ANRW II 6 (1977) 403.
 
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