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Harald von Petrikovits
Fortunatus, der über die Verehrung des heiligen Afra noch nach der
Mitte des 6. Jahrhunderts berichtet. Die Grabungen in St. Ulrich
und Afra scheinen das zu bestätigen. Die wissenschaftliche Diskussion
über einen Bischof Ingenuinus, eps. secunde Reziae, soll hier nicht
behandelt werden. Eine vereinzelte Münze des Kaisers Glycerius
(473/74), ein Centenionalis, der in Augsburg gefunden wurde, besagt
natürlich nicht viel für die Besiedlung der Stadt in dieser Zeit.32 Es
sollen aber noch weitere Funde von dort in spätere Zeit fallen als ins
4. Jahrh. Man hat die Frage aufgeworfen, ob Augsburg nicht im
5. Jahrh. durch Regensburg als Provinzhauptstadt abgelöst wurde.
Dafür spricht aber nichts.
Wie lange sich kleinere Städte oder Kleinsiedlungen in Flachland-
Rätien halten konnten, ist archäologisch noch zu klären. In Regens-
burg war die Bevölkerung nach dem Abzug der Legio III Ital. in das
Legionslager übersiedelt, wie man das auch in Carnuntum nachge-
wiesen hat.33 Bei Ausgrabungen unter dem Niedermünster stellte
man fest, daß die alten Kasernen des Lagers wieder besiedelt wurden.
Germanische Keramik läßt an Germanen denken. Allerdings wurden
die Heizungen der Centurionenteile der Kasernen nicht wieder in
Betrieb genommen. Ob diese Leute in irgendeinem Vertragsverhältnis
zu den Römern standen, ist sehr fraglich. Immerhin kann, nach der
Keramik zu urteilen, diese Besiedlung noch der 2. Hälfte des 5. Jahrh.
angehört haben. Daß auch in Quintana (Künzing) und Passau Zivil-
bevölkerung noch bis zur Zeit des hl. Severin wohnte, ist ausdrück-
lich bezeugt. Severin soll aber wegen der ständigen Bedrängnis
durch die Alamannen und andere Germanen diese Bevölkerung nach
Iuvavum (Salzburg) zu übersiedeln veranlaßt haben. Neuere Gra-
bungsbefunde im Kloster Niedemburg in Passau erweisen hier Bevöl-
kamen ... Augusta Vindelicum und die Besiedlung Rätiens (Landsberg 1973)
erbringt nichts für das 5. Jh. M. R.-Alföldi, Die Doppelbasilika - Anlage, in:
L. Weber (Hrsg.), Neue Funde aus Augsburg (Augsburg 1978) 50-61. Die Fund-
münzen der römischen Zeit in Deutschland I 7 (M. R.-Alföldi u.a.) 64 Nr. 916
(Glyceriusmünze) u. 25 (Funde später als 4. Jh.).
32 R. Egger, Die ecclesia secundae Raetiae: Festschrift P. Reinecke (Mainz 1950)
51-60 (= Ders., Römische Antike und Christentum 2 Klagenfurt 1963) 69-85.
Vgl. M. R.-Alfoldi, Die Doppelbasilika (s. Anm. 31) 56f. - Zu St. Afra: J. Werner,
Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg. 2 Bde (München 1977).
Die Grabungen werden fortgeführt.
33 K. Dietz u.a., Regensburg zur Römerzeit2 (Regensburg 1979) 155-167 u. Ulf.
K. Schwarz, Die Ausgrabungen im Niedermünster zu Regensburg (Kallmünz
1971) 22-27.
Harald von Petrikovits
Fortunatus, der über die Verehrung des heiligen Afra noch nach der
Mitte des 6. Jahrhunderts berichtet. Die Grabungen in St. Ulrich
und Afra scheinen das zu bestätigen. Die wissenschaftliche Diskussion
über einen Bischof Ingenuinus, eps. secunde Reziae, soll hier nicht
behandelt werden. Eine vereinzelte Münze des Kaisers Glycerius
(473/74), ein Centenionalis, der in Augsburg gefunden wurde, besagt
natürlich nicht viel für die Besiedlung der Stadt in dieser Zeit.32 Es
sollen aber noch weitere Funde von dort in spätere Zeit fallen als ins
4. Jahrh. Man hat die Frage aufgeworfen, ob Augsburg nicht im
5. Jahrh. durch Regensburg als Provinzhauptstadt abgelöst wurde.
Dafür spricht aber nichts.
Wie lange sich kleinere Städte oder Kleinsiedlungen in Flachland-
Rätien halten konnten, ist archäologisch noch zu klären. In Regens-
burg war die Bevölkerung nach dem Abzug der Legio III Ital. in das
Legionslager übersiedelt, wie man das auch in Carnuntum nachge-
wiesen hat.33 Bei Ausgrabungen unter dem Niedermünster stellte
man fest, daß die alten Kasernen des Lagers wieder besiedelt wurden.
Germanische Keramik läßt an Germanen denken. Allerdings wurden
die Heizungen der Centurionenteile der Kasernen nicht wieder in
Betrieb genommen. Ob diese Leute in irgendeinem Vertragsverhältnis
zu den Römern standen, ist sehr fraglich. Immerhin kann, nach der
Keramik zu urteilen, diese Besiedlung noch der 2. Hälfte des 5. Jahrh.
angehört haben. Daß auch in Quintana (Künzing) und Passau Zivil-
bevölkerung noch bis zur Zeit des hl. Severin wohnte, ist ausdrück-
lich bezeugt. Severin soll aber wegen der ständigen Bedrängnis
durch die Alamannen und andere Germanen diese Bevölkerung nach
Iuvavum (Salzburg) zu übersiedeln veranlaßt haben. Neuere Gra-
bungsbefunde im Kloster Niedemburg in Passau erweisen hier Bevöl-
kamen ... Augusta Vindelicum und die Besiedlung Rätiens (Landsberg 1973)
erbringt nichts für das 5. Jh. M. R.-Alföldi, Die Doppelbasilika - Anlage, in:
L. Weber (Hrsg.), Neue Funde aus Augsburg (Augsburg 1978) 50-61. Die Fund-
münzen der römischen Zeit in Deutschland I 7 (M. R.-Alföldi u.a.) 64 Nr. 916
(Glyceriusmünze) u. 25 (Funde später als 4. Jh.).
32 R. Egger, Die ecclesia secundae Raetiae: Festschrift P. Reinecke (Mainz 1950)
51-60 (= Ders., Römische Antike und Christentum 2 Klagenfurt 1963) 69-85.
Vgl. M. R.-Alfoldi, Die Doppelbasilika (s. Anm. 31) 56f. - Zu St. Afra: J. Werner,
Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg. 2 Bde (München 1977).
Die Grabungen werden fortgeführt.
33 K. Dietz u.a., Regensburg zur Römerzeit2 (Regensburg 1979) 155-167 u. Ulf.
K. Schwarz, Die Ausgrabungen im Niedermünster zu Regensburg (Kallmünz
1971) 22-27.