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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0024
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Harald von Petrikovits

die kirchliche Diözese Besan^on (Vesontio) von keinem der sonst
bekannten alamannischen Einfälle vom 3. bis zur Mitte des 5. Jahr-
hunderts betroffen worden sein.37 Zumindest gibt es keine schriftliche
Überlieferung darüber. Ob es archäologische Untersuchungen zu
diesem Thema gibt, ist aus der mir zugänglichen Literatur nicht
bekannt. Erst um 450 habe ein Einbruch der Alamannen auch die
Stadt Vesontio getroffen. So verwunderlich diese Feststellungen sind,
so werden sie verständlicher, wenn man andere Forschungen aus
dem Gebiet der Maxima Sequanorum heranzieht. Offenlassen müssen
wir dabei das Problem der Datierung der Notitia Galliarum, die
jedenfalls zwischen 386 und rund 450 anzusetzen ist.38 Diese Zeit-
spanne ist aber zu groß, um die Angaben der Not. Gall, hier ver-
wenden zu können. Am sichersten sind noch die Ergebnisse der
archäologischen Forschung. Max Martin hat vor allem in seinem Buch
über das Gräberfeld von Augst gezeigt, daß auch in Kaiseraugst, der
Nachfolgesiedlung der alten Augusta Rauracorum, von der Mitte des
4. Jahrhunderts bis in das späte 7. Jahrh. die ansässige romanische
Bevölkerung ohne nennenswerte germanische Einmischung wohnte
und ihre Toten bestattete.39 Diese Einsicht ist um so bemerkenswerter,
als es in den römischen Rheinprovinzen schwieriger ist als in Pan-
nonien, Funde des 5. Jahrhunderts zu identifizieren. In der Umgebung
von Genf, an der Südgrenze der Provinz, scheinen weitere Gräber-
felder mit ähnlicher Kontinuität über das 5. Jahrh. hinweg gefunden
worden zu sein.40 Dieses Gebiet war allerdings ab 457 den Bur-
gunden als Siedlungsbereich zugewiesen, so daß die dort ansässigen
Romanen ihren Grundbesitz mit den Neuankömmlingen teilen muß-
ten. Wie stark aber der zivilisatorische Einfluß der Romanen in diesem
Gebiet geblieben ist, zeigen die burgundischen Grabfunde zur Ge-
nüge.41 Diese wenigen Beispiele sind vielleicht nicht für die Ver-
hältnisse in der gesamten sequanischen Provinz kennzeichnend. Der
archäologischen Forschung stehen hier noch große Aufgaben bevor.
37 Vgl. Verf., Aspekt 216 mit Literatur Anm. 18.
38 Vgl. Verf., Germania (Romana): RAC 10, 1977, 600-602 mit Literatur.
39 M. Martin, Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst (= Bas-
ler Beiträge zur Ur- u. Frühgeschichte (Basel 1976). Ders., Die Zeit um 400, in:
Archäologie der Schweiz V, Die römische Epoche (Basel 1975) 172-184 mit Lite-
ratur. Ders., Werner-Ewig, Spätantike 411-446.
40 M. Martin, Die Zeit um 400 (s. Anm. 39) 176-178 mit Literatur.
41 J. Werner, Die romanische Trachtprovinz Nordburgund im 6. und 7. Jahrh., in:
Werner-Ewig, Spätantike 447-465. Zahlreiche Einzelliteratur.
 
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