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Harald von Petrikovits
Die drei Rheinprovinzen wurden auch noch im 5. Jahrh. vor allem
von den TS-Töpfereien, die in der Belgica I arbeiteten ('Argonnen-
TS’), beliefert.65 Es ist erst neuerdings gelungen, die einzelnen geo-
metrischen Muster, die auf diesen Sigillaten mit einem Rollrädchen
angebracht wurden, zeitlich zuverlässig zu gliedern. Bevor die Disser-
tation, in der diese neuesten Ergebnisse vorgelegt werden, erschienen
ist, möchte ich nicht auf Einzelheiten eingehen.66 Die Argonnen-TS
wurde bis zur Maxima Sequanorum, den beiden Rätien, Noricum
ripense und Pannonia I verhandelt.67 Im Gebiet der heutigen Schweiz,
die Teile von drei spätrömischen Provinzen umfaßt, trafen sich drei
Handelsbereiche verschiedener spätrömischer TS-Produktionen, die
alle in das 5. Jahrh. hineinreichen: außer 'African red slip wäre’ und
der 'Argonnen-TS’ auch eine Gruppe graureduzierend gebrannter TS,
die von J. Rigoir als 'sigillee paleo-chretienne’ bezeichnet wurde.68
Sie kommt auch in oxidierendem Brand hergestellt vor. Diese Gruppe
von TS wurde teilweise gleichzeitig mit der Argonnen-TS produziert,
also schon in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts, aber vor allem wohl
erst im 5. Jahrh.
Eine weitere Sorte vergleichsweise teurer Gefäßkeramik waren in
unserem Bereich die grün glasierten Waren. Sie waren während des
4. Jahrhunderts in allen Donauprovinzen verbreitet, an mehreren
Fundstellen auch noch im 5. Jahrh. Grüne Bleiglasuren verschiedener
Farbnuancen bedeckten mannigfache Formen von Gefäßen (alle kein
Kochgeschirr).69 Sehr häufig wurden Krüge mit derartigen Glasuren
überzogen. In einem Gräberfeld in Csäkvär (in der Pannonia Valeria),
wo in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts Tote begraben wurden, fand
man grün glasierte Flaschen. Auch in Wien (in der Pannonia I) ist
65 G. Chenet, La ceramique gallo-romaine d’Argonne du IVe siede etc. (Macon
1941). W. Hübener, Eine Studie zur spätrömischen Rädchensigillata (Argonnen-
sigillata): Bonner Jb. 168, 1968, 241-298.
66 L. Bakker, Untersuchungen zur spätrömischen Gefäßkeramik ... der mittleren
und unteren Rheinzone (Diss. Bonn 1981).
67 Hübener (Anm. 65) 296-298. Karte zwischen S. 242 u. 243.
68 J. Rigoir, La ceramique paleochretienne grises et orangees: Gallia 26, 1968,
177-244. E. Ettlinger, Spätrömische, graue Stempelkeramik in Vindonissa, in:
Jahresber. d. Ges. Pro Vindonissa 1968, 27-39 (= Dies., Kleine Schriften (Augst
1977) 229-236, bes. 236 mit Abb. 6 (Die Verfasserin konnte bei der Drucklegung
ihres Aufsatzes die Verbreitungskarte von Hübener (Anm. 67) nicht kennen).
69 M. Grünewald, Die Gefäßkeramik des Legionslagers von Carnuntum (= RLÖ 29,
1979) 67-74.
Harald von Petrikovits
Die drei Rheinprovinzen wurden auch noch im 5. Jahrh. vor allem
von den TS-Töpfereien, die in der Belgica I arbeiteten ('Argonnen-
TS’), beliefert.65 Es ist erst neuerdings gelungen, die einzelnen geo-
metrischen Muster, die auf diesen Sigillaten mit einem Rollrädchen
angebracht wurden, zeitlich zuverlässig zu gliedern. Bevor die Disser-
tation, in der diese neuesten Ergebnisse vorgelegt werden, erschienen
ist, möchte ich nicht auf Einzelheiten eingehen.66 Die Argonnen-TS
wurde bis zur Maxima Sequanorum, den beiden Rätien, Noricum
ripense und Pannonia I verhandelt.67 Im Gebiet der heutigen Schweiz,
die Teile von drei spätrömischen Provinzen umfaßt, trafen sich drei
Handelsbereiche verschiedener spätrömischer TS-Produktionen, die
alle in das 5. Jahrh. hineinreichen: außer 'African red slip wäre’ und
der 'Argonnen-TS’ auch eine Gruppe graureduzierend gebrannter TS,
die von J. Rigoir als 'sigillee paleo-chretienne’ bezeichnet wurde.68
Sie kommt auch in oxidierendem Brand hergestellt vor. Diese Gruppe
von TS wurde teilweise gleichzeitig mit der Argonnen-TS produziert,
also schon in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts, aber vor allem wohl
erst im 5. Jahrh.
Eine weitere Sorte vergleichsweise teurer Gefäßkeramik waren in
unserem Bereich die grün glasierten Waren. Sie waren während des
4. Jahrhunderts in allen Donauprovinzen verbreitet, an mehreren
Fundstellen auch noch im 5. Jahrh. Grüne Bleiglasuren verschiedener
Farbnuancen bedeckten mannigfache Formen von Gefäßen (alle kein
Kochgeschirr).69 Sehr häufig wurden Krüge mit derartigen Glasuren
überzogen. In einem Gräberfeld in Csäkvär (in der Pannonia Valeria),
wo in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts Tote begraben wurden, fand
man grün glasierte Flaschen. Auch in Wien (in der Pannonia I) ist
65 G. Chenet, La ceramique gallo-romaine d’Argonne du IVe siede etc. (Macon
1941). W. Hübener, Eine Studie zur spätrömischen Rädchensigillata (Argonnen-
sigillata): Bonner Jb. 168, 1968, 241-298.
66 L. Bakker, Untersuchungen zur spätrömischen Gefäßkeramik ... der mittleren
und unteren Rheinzone (Diss. Bonn 1981).
67 Hübener (Anm. 65) 296-298. Karte zwischen S. 242 u. 243.
68 J. Rigoir, La ceramique paleochretienne grises et orangees: Gallia 26, 1968,
177-244. E. Ettlinger, Spätrömische, graue Stempelkeramik in Vindonissa, in:
Jahresber. d. Ges. Pro Vindonissa 1968, 27-39 (= Dies., Kleine Schriften (Augst
1977) 229-236, bes. 236 mit Abb. 6 (Die Verfasserin konnte bei der Drucklegung
ihres Aufsatzes die Verbreitungskarte von Hübener (Anm. 67) nicht kennen).
69 M. Grünewald, Die Gefäßkeramik des Legionslagers von Carnuntum (= RLÖ 29,
1979) 67-74.