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Petrikovits, Harald von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 3. Abhandlung): Die römischen Provinzen am Rhein und an der oberen und mittleren Donau im 5. Jahrhundert n. Chr.: ein Vergleich ; vorgetragen am 15. Januar 1983 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47811#0037
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Die römischen Provinzen am Rhein

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böhmischen Raum eindeutig ist: die sogen. Gruppe Friedenhain-
Prestovice. Sie wird von Schüsseln mit einem deutlichen Umbruch
des Gefäßbauches gebildet. Auf dem Umbruch sind Schrägriefen,
Kanneluren oder Dellen angebracht. Solche Gefäße gehören dem spä-
ten 4. und dem 5. Jahrh. an. Sie sind Importstücke aus böhmischem
oder norddanubischem, heute bayrischem Gebiet und sind germani-
scher Herkunft.76
Während wir im siedlungsgeschichtlichen Teil unserer Überlegun-
gen erkennen zu können glaubten, daß einerseits politisch-militär-
geschichtliche, andererseits geographische Faktoren die Ausbildung
landschaftlicher Besonderheiten bedingt haben, haben wir in der
Skizze der gefäßkeramischen Verbreitungsgebiete mindestens drei
andere Faktoren festgestellt: Handel, überethnische Verbreitung eines
Stils oder Geschmacks und die ethnische Bindung eines Gefäß-
geschmacks. Auf Handel ist die Ausbreitung der verschiedenen
Arten von TS zurückzufuhren. Dabei ist es handelsgeschichtlich
interessant, daß auch in den unruhigen Zeiten des 4. und 5. Jahr-
hunderts Gefäßkeramik stromaufwärts sowohl auf dem Rhein wie auf
der Donau transportiert wurde. Dagegen war die Verbreitung der
spätantiken glasierten Keramik und der grauen Ware mit Glättmustem
nicht das Ergebnis des Warentransports, sondern dieser brachte ledig-
lich Anregungen. Für ihre Verbreitung war eine Art Ansteckung
eines Formgeschmacks maßgebend, der von zahlreichen Töpfereien
aufgenommen wurde, deren jede einzelne nur einen räumlich begrenz-
ten Markt belieferte. Es ist bezeichnend, daß in denselben Töpfe-
reien beide Sorten, die glasierten Waren und die mit eingeglätteten
Mustern, hergestellt wurden. Diese Übernahme von Keramikdekor
reichte weit über Verwaltungsgrenzen und über die Siedlungsbereiche
von Ethnien hinaus. Aus dem Vorkommen solcher Phänomene kann
der Archäologe also keine Schlüsse auf die ethnische Zugehörigkeit
der Verbraucher ziehen. Im zuletzt angeführten Beispiel der Frieden-
hain-Prestovicer Gruppe liegt ein ethnisch gebundenes Fund-Vor-
kommen vor. Großräumig gesehen zeigt sich im 5. Jahrh. auch eine
Erscheinung, die während der ganzen römischen Kaiserzeit zu beob-
achten ist, daß nämlich die Rheinprovinzen und die Donauprovinzen
ö Die Forschungsgeschichte kurz bei H. Th. Fischer, Archäologische Funde der
römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit aus der Oberpfalz (nördlich
der Donau): Verhandlungen Hist. Ver. Oberpfalz u. Regensburg 121, 1981, 349f
mit der älteren Literatur, vgl. auch Bibliographie 371 f. und die Bibliographie bei
R. Christlein in: Katalog Severin 251-253 (auch Abb. 24 auf S. 246).
 
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