Die orientalisierende Epoche
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auch wenn im Bild gelegentlich Löwe und Panther vermischt werden. Ein älterer,
hethitischer Löwentyp wird im 7. Jh. von einem assyrischen abgelöst. Die noch
exotischere Galerie der Mischwesen, Greifen, Sphingen und Sirenen haben gleich-
falls bronzezeitliche Ahnen, werden aber nach der neuen Mode umgeformt24.
Der Typ der Chimaira knüpft offenbar besonders ans Hethitische an25, der Triton
und Acheloos eher an Mesopotamisches26. Schließlich ist das Motiv des Lebens-
baums zu nennen, überhaupt die Lotus- und Palmettenfriese27, die Tierfriese
und auch die Darstellung des Symposiums28.
Die im engeren Sinn religiöse Ikonographie zeigt einen entsprechenden Wandel:
mykenisches Erbe weicht zurück vor östlichen Vorbildern. Aus hethitisch-syri-
schem Bereich waren, zum Teil schon weit früher, einzelne Bronzestatuetten eines
kriegerischen, mit Waffen drohenden Gottes nach Griechenland gelangt; sie wer-
den im 8. Jh. nachgebildet - ob Götter oder menschliche Krieger gemeint sind,
ist umstritten -, sie setzen sich schließlich in bedeutenden, 'typisch griechischen’
Bildern von Zeus und Poseidon fort29. Doch die Darstellung des Blitzes in der
Hand des Wettergottes bleibt besonders deutlich von östlichen Vorbildern ab-
hängig30. Gleichsam als Gegenstück kommt aus Syrien, teils als Goldschmuck,
teils in Gestalt schlichter Ton-Plaketten, das Bild der stehenden, nackten Göt-
tin, Astarte-Aphrodite, das für die Griechen das Bild der stehenden Göttin
prägt31; die Nacktheit freilich wird rasch aufgegeben. Auch andersartige Götter-
24 Helck (1979) 194-7; 21 lf.; Boardman (1981) 91f.; vgl. zur Sphinx Vermeule (1977);
H. Demisch, Die Sphinx (1977) 77-82. A. Dierichs, Das Bild des Greifen in der frü-
griechischen Flächenkunst (1981) 275-94.
25 Helck (1979) 212f.; Boardman (1981) 92f.; 'Chimaira’ von Karkemis: E. Akurgal, Die
Kunst der Hethiter (19762) T. 110; von Zincirli: Sendschirli III (1902) T. 43.
26 Zum Fischmensch (akk. kulUu, AHw 501) E. Unger RIA 3, 70f.; Rittig (1977) 94-6;
Helck (1979) 219; R. Stucky (ed.), Sumer Assur Babylone, Exposition Sammlung Ludwig
(1979) nr. 141. Vgl. auch K. Shepart, The fish-tailed Monster (1940); Η. P. Isler, Ache-
loos (1970) 92-5.
27 Boardman (1981) 94f.; C. P. Kardara, Oriental Influences on Rhodian Vases, in: Les
ceramiques de la Grece de Pest et leur diffusion en occident, Coll, intern, du centre
J. Berard (1976/1978) 66-70.
28 H. Kyrieleis, Thronen und Klinen (1965); B. Fehr, Orientalische und griechische Gelage
(1971); J. Μ. Dentzer, Le motif du banquet couche et le monde grec du VIIe au IVe
siede avant J.-C. (1982) 143-53.
29 E. Kunze AuA 2 (1946) 95-115; D. Collon, The Smiting God, Levant 4 (1972) 111-34;
Burkert (1975); Helck (1979) 179-82; H. Seeden, The Standing Armed Figurines in the
Levant (1980).
30 P. Jacobsthal, Der Blitz in der orientalischen und griechischen Kunst (1906); berichti-
gend und ergänzend G. Furlani Stud. Etr. 5 (1931) 203-31; zum Gott mit zwei Blitzen,
Zeus Dipaltos, H. L Lorimer BSA 37 (1936/7) 178.
31 P. J. Riis Berytus 9 (1949) 69-90; id. (1960) 193-8; Helck (1971) 233f.; (1979) 173-7;
Boardman (1981) 86-88.
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auch wenn im Bild gelegentlich Löwe und Panther vermischt werden. Ein älterer,
hethitischer Löwentyp wird im 7. Jh. von einem assyrischen abgelöst. Die noch
exotischere Galerie der Mischwesen, Greifen, Sphingen und Sirenen haben gleich-
falls bronzezeitliche Ahnen, werden aber nach der neuen Mode umgeformt24.
Der Typ der Chimaira knüpft offenbar besonders ans Hethitische an25, der Triton
und Acheloos eher an Mesopotamisches26. Schließlich ist das Motiv des Lebens-
baums zu nennen, überhaupt die Lotus- und Palmettenfriese27, die Tierfriese
und auch die Darstellung des Symposiums28.
Die im engeren Sinn religiöse Ikonographie zeigt einen entsprechenden Wandel:
mykenisches Erbe weicht zurück vor östlichen Vorbildern. Aus hethitisch-syri-
schem Bereich waren, zum Teil schon weit früher, einzelne Bronzestatuetten eines
kriegerischen, mit Waffen drohenden Gottes nach Griechenland gelangt; sie wer-
den im 8. Jh. nachgebildet - ob Götter oder menschliche Krieger gemeint sind,
ist umstritten -, sie setzen sich schließlich in bedeutenden, 'typisch griechischen’
Bildern von Zeus und Poseidon fort29. Doch die Darstellung des Blitzes in der
Hand des Wettergottes bleibt besonders deutlich von östlichen Vorbildern ab-
hängig30. Gleichsam als Gegenstück kommt aus Syrien, teils als Goldschmuck,
teils in Gestalt schlichter Ton-Plaketten, das Bild der stehenden, nackten Göt-
tin, Astarte-Aphrodite, das für die Griechen das Bild der stehenden Göttin
prägt31; die Nacktheit freilich wird rasch aufgegeben. Auch andersartige Götter-
24 Helck (1979) 194-7; 21 lf.; Boardman (1981) 91f.; vgl. zur Sphinx Vermeule (1977);
H. Demisch, Die Sphinx (1977) 77-82. A. Dierichs, Das Bild des Greifen in der frü-
griechischen Flächenkunst (1981) 275-94.
25 Helck (1979) 212f.; Boardman (1981) 92f.; 'Chimaira’ von Karkemis: E. Akurgal, Die
Kunst der Hethiter (19762) T. 110; von Zincirli: Sendschirli III (1902) T. 43.
26 Zum Fischmensch (akk. kulUu, AHw 501) E. Unger RIA 3, 70f.; Rittig (1977) 94-6;
Helck (1979) 219; R. Stucky (ed.), Sumer Assur Babylone, Exposition Sammlung Ludwig
(1979) nr. 141. Vgl. auch K. Shepart, The fish-tailed Monster (1940); Η. P. Isler, Ache-
loos (1970) 92-5.
27 Boardman (1981) 94f.; C. P. Kardara, Oriental Influences on Rhodian Vases, in: Les
ceramiques de la Grece de Pest et leur diffusion en occident, Coll, intern, du centre
J. Berard (1976/1978) 66-70.
28 H. Kyrieleis, Thronen und Klinen (1965); B. Fehr, Orientalische und griechische Gelage
(1971); J. Μ. Dentzer, Le motif du banquet couche et le monde grec du VIIe au IVe
siede avant J.-C. (1982) 143-53.
29 E. Kunze AuA 2 (1946) 95-115; D. Collon, The Smiting God, Levant 4 (1972) 111-34;
Burkert (1975); Helck (1979) 179-82; H. Seeden, The Standing Armed Figurines in the
Levant (1980).
30 P. Jacobsthal, Der Blitz in der orientalischen und griechischen Kunst (1906); berichti-
gend und ergänzend G. Furlani Stud. Etr. 5 (1931) 203-31; zum Gott mit zwei Blitzen,
Zeus Dipaltos, H. L Lorimer BSA 37 (1936/7) 178.
31 P. J. Riis Berytus 9 (1949) 69-90; id. (1960) 193-8; Helck (1971) 233f.; (1979) 173-7;
Boardman (1981) 86-88.