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Peter Anselm Riedl
das Höhenmaß auf 104,7 cm bzw. 106,5 cm bringt. Die eigentliche
Bildhöhe beträgt 95 cm bzw. 96 cm, die Breite ca. 37 cm (über die
genauen Maße informiert Abb. S. 9). Die Basis bildet jeweils ein seit-
lich glatt abgelängter Vierkantstab, in dessen Deckschräge die übereck
gestellten, seitlich halb überstehenden Vertikalleisten verschnitten
sind. Die kurzen horizontalen Schulterstücke und die Giebelein-
fassungen sind mit einem reicheren, zweifach gekehlten Profil aus-
gestattet. Nach Ausweis ihres Zustandes sind die Basisleisten Ergän-
zungen neueren, nicht präzisierbaren Datums. Am Grat und an den
schrägen Außenseiten ergänzt und über eingeritzten Krakelüren neu
vergoldet wurden bei der jüngsten Restaurierung die Giebelleisten.
Auf ähnliche Weise wurden teilweise die Seitenleisten aufgefrischt.
Abb.9 Die mit dem Handbeil zugerichteten Rückseiten der beiden Tafeln
sind unverschlichtet und ungefaßt. Die volle Bildbreite ist jeweils
durch einseitiges Anstücken einer knapp 6 cm breiten, ein wenig
dünneren Latte an das Hauptbrett gewonnen; unten, wo gezackte
Wasserränder eine Feuchtigkeitsschädigung der Tafeln indizieren,
klafft eine Fuge.
Abb.2,3 Formal sind die Bilder wirkungsvoll aufeinander bezogen. Der
Engel kniet im Rechtsprofil auf einem als Wiese zu deutenden Boden,
der in ca. 18 cm Höhe vom Goldgrund abgelöst wird. Auf dem rech-
ten, hochgestellten Knie ruht die einen Olivenzweig mit reifen Früch-
ten haltende Hand des vorgestreckten rechten Armes3, die linke Hand
hat Gabriel in zierlich demütiger Gebärde vor die Brust gelegt. Der
Kopf mit dem blonden, fließend gelockten Haar ist leicht geneigt; auch
das Oberlid des Auges ist so weit gesenkt, daß es nicht zu einem Blick-
kontakt mit Maria kommt. Ein schmaler Haarreif ist über der Stirn mit
einem roten Flämmchen besetzt. Gabriel ist reich gewandet. Er trägt
ein zartrosafarbenes, blaugrau schattiertes Kleid, darüber ein rundlich
gezottetes, gegürtetes Wams mit einem aus Palmetten- und Pfauen-
augenmotiven zusammengesetzten Dekor, das heute fast stärker durch
das Bolusrot als durch das einst von Krapplack-Lüstermalerei überfan-
gene Gold geprägt wird. Ein hellblaues, vor dem Hals geknotetes Tuch
umwölbt den linken Unterarm und flattert, teilweise die Flügel ver-
3 Der Ölzweig begegnet - anstelle der sonst geläufigen Lilie oder des Palmzweigs -
auf vielen sienesischen Verkündigungsdarstellungen. Vgl. Gertrud Schiller: Ikono-
graphie der christlichen Kunst, Band I, Gütersloh 1966, S. 62: „Der Ölzweig auf
dem bekannten Bild des Simone Martini in den Uffizien hat im Anschluß an I Mos
8,11 die gleiche Bedeutung [wie der Palmzweig]“. Über die Bedeutung des Flam-
mensymbols über der Stirn des Engels habe ich nichts eruieren können.
Peter Anselm Riedl
das Höhenmaß auf 104,7 cm bzw. 106,5 cm bringt. Die eigentliche
Bildhöhe beträgt 95 cm bzw. 96 cm, die Breite ca. 37 cm (über die
genauen Maße informiert Abb. S. 9). Die Basis bildet jeweils ein seit-
lich glatt abgelängter Vierkantstab, in dessen Deckschräge die übereck
gestellten, seitlich halb überstehenden Vertikalleisten verschnitten
sind. Die kurzen horizontalen Schulterstücke und die Giebelein-
fassungen sind mit einem reicheren, zweifach gekehlten Profil aus-
gestattet. Nach Ausweis ihres Zustandes sind die Basisleisten Ergän-
zungen neueren, nicht präzisierbaren Datums. Am Grat und an den
schrägen Außenseiten ergänzt und über eingeritzten Krakelüren neu
vergoldet wurden bei der jüngsten Restaurierung die Giebelleisten.
Auf ähnliche Weise wurden teilweise die Seitenleisten aufgefrischt.
Abb.9 Die mit dem Handbeil zugerichteten Rückseiten der beiden Tafeln
sind unverschlichtet und ungefaßt. Die volle Bildbreite ist jeweils
durch einseitiges Anstücken einer knapp 6 cm breiten, ein wenig
dünneren Latte an das Hauptbrett gewonnen; unten, wo gezackte
Wasserränder eine Feuchtigkeitsschädigung der Tafeln indizieren,
klafft eine Fuge.
Abb.2,3 Formal sind die Bilder wirkungsvoll aufeinander bezogen. Der
Engel kniet im Rechtsprofil auf einem als Wiese zu deutenden Boden,
der in ca. 18 cm Höhe vom Goldgrund abgelöst wird. Auf dem rech-
ten, hochgestellten Knie ruht die einen Olivenzweig mit reifen Früch-
ten haltende Hand des vorgestreckten rechten Armes3, die linke Hand
hat Gabriel in zierlich demütiger Gebärde vor die Brust gelegt. Der
Kopf mit dem blonden, fließend gelockten Haar ist leicht geneigt; auch
das Oberlid des Auges ist so weit gesenkt, daß es nicht zu einem Blick-
kontakt mit Maria kommt. Ein schmaler Haarreif ist über der Stirn mit
einem roten Flämmchen besetzt. Gabriel ist reich gewandet. Er trägt
ein zartrosafarbenes, blaugrau schattiertes Kleid, darüber ein rundlich
gezottetes, gegürtetes Wams mit einem aus Palmetten- und Pfauen-
augenmotiven zusammengesetzten Dekor, das heute fast stärker durch
das Bolusrot als durch das einst von Krapplack-Lüstermalerei überfan-
gene Gold geprägt wird. Ein hellblaues, vor dem Hals geknotetes Tuch
umwölbt den linken Unterarm und flattert, teilweise die Flügel ver-
3 Der Ölzweig begegnet - anstelle der sonst geläufigen Lilie oder des Palmzweigs -
auf vielen sienesischen Verkündigungsdarstellungen. Vgl. Gertrud Schiller: Ikono-
graphie der christlichen Kunst, Band I, Gütersloh 1966, S. 62: „Der Ölzweig auf
dem bekannten Bild des Simone Martini in den Uffizien hat im Anschluß an I Mos
8,11 die gleiche Bedeutung [wie der Palmzweig]“. Über die Bedeutung des Flam-
mensymbols über der Stirn des Engels habe ich nichts eruieren können.