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Riedl, Peter Anselm; Giovanni; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1986, 2. Abhandlung): Eine wiederentdeckte "Verkündigung Mariä" von Giovanni di Paolo: vorgetragen am 4. Mai 1985 — Heidelberg: Winter, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.48145#0028
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Peter Anselm Riedl

Abb. 18 Brogis Beschreibung zutrifft46. Die Tafel, deren Höhe mir mit 25 cm
angegeben wird, sei möglicherweise oben etwas beschnitten; die bei-
den seitlichen Rahmenteile seien alt, die Basis und das Abschlußprofil
dagegen spätere Zutaten. Aus der genannten Höhe läßt sich für die
Darstellung selbst eine Breite von ungefähr 53 cm errechnen. Daß es
sich um die von Brogi registrierte Tafel handelt, ist sehr wahrschein-
lich. Die Maßabweichungen gegenüber Brogi sollten nicht stören, ist
im „Inventario generale“ doch für alle drei Bilder eine Höhe von 29 cm
genannt; die „Taufe Christi“ im Ashmolean Museum ist indessen 25,3
x 35,8 cm groß, die erwähnte „Erweckung der Drusiana“ 24,9 x 35,2
cm (das Bild in der Lehman Collection mißt ohne spätere Anfügungen
23,7 x 22,3 cm).
Die Vermutung liegt nahe, daß die drei 1863 in Montepulciano
befindlichen Predellenbilder und die beiden Verkündigungstafeln
ursprünglich zu ein und demselben Altaraufbau gehört haben könn-
ten. Auch stilistisch und ikonographisch steht einer solchen Annahme
nichts im Wege. Allerdings gibt es über ein Retabel von der Hand des
Giovanni di Paolo in Montepulciano keine Nachrichten. Eine 1894
veröffentlichte Guida berichtet: „Oratorio della Congregazione degli
Artist! II nome primitivo di questa chiesa era S. Giovanni del Poggiolo
dei PP. Silvestrini, soppressi per decreto pontificio. Nel loro convento
trovasi oggi l’importante Asilo Infantile »Angelo Poliziano« fondato nel
1875 in occasione delle onoranze ehe si fecero al Poliziano...“47. Da
das heute im Ashmolean Museum bewahrte Bild von dem Sammler
J.R. Anderson 1875 in Siena gekauft wurde, darf man auf eine Ver-
äußerung des Besitzes des aufgehobenen Oratoriums (das übrigens in
neuerer Zeit innen aufs unglücklichste verbaut wurde) anläßlich der
Einrichtung des „secondo il sistema Froebel“ arbeitenden Kinder-
gartens schließen.
Wie aber mag ein Retabel ausgesehen haben, dem eine Predella der
beschriebenen Art und die beiden Bekrönungsbilder als Komponen-
ten zugehört haben könnten? Anders gefragt: Gibt es vergleichbare
Altäre Giovannis, lassen sich Verbindungen zu fragmentarisch erhalte-
nen Retabeln des Meisters herstellen? Das New Yorker Friedsam-
46 Ich danke Herrn Dr. Bagnoli und Herrn De Carlo sehr herzlich für die Hinweise
und für die Vermittlung der Photographie und der Reproduktionsgenehmigung!
Ich gehe davon aus, daß das Kreuzigungsbild mit dem identisch ist, das früher in
Händen von R. Heinemann in New York war.
47 Ersilio Fumi: Guida di Montepulciano e dei Bagni di Chianciano, Montepulciano
1894, S. 44.
 
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