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Peter Anselm Riedl
von Alexandrien geweihten Altar der Familie Bulgarini auf, nach ihm
den Maria-Magdalenen-Altar der Familie Tolomei; wer das Patronat
des Nikolaus-Altars innehatte, sagt er leider nicht; vermutlich lag es
beim Konvent.
Neuerdings rückt Pope-Hennessy von der früheren Hypothese ab,
und zwar mit dem Hinweis, das Nikolaus-Retabel müßte eigentlich,
käme es aus S. Francesco, Spuren des großen Kirchenbrandes von
1655 tragen58. Dem wäre entgegenzuhalten, daß der Altar bereits im
Zuge der teilweisen Neuausstattung von S. Francesco in den Jahren
um 1600 aus der Kirche entfernt worden sein könnte; außerdem sind
durchaus nicht alle Inventarstücke durch den Brand versehrt worden59.
Dafür, daß das Retabel aus Siena stammt, spricht laut Alberto Cornice
ein Eintrag Cesare Brandis im (um 1929 verfaßten) maschinenschrift-
lichen Inventar der Sieneser Pinakothek: Brandi erwähnt „un timbro a
ceralacca avente nel centro la lupa ehe allatta i due bambini e all’ingiro
la scritta: proprietä Comunitä di Siena“60. Cornice schließt daraus auf
eine „provenienza strettamente senese“ und macht den interessanten
Vorschlag, angesichts der Präsenz der Heiligen Nikolaus und Klara auf
dem Retabel eine Herkunft aus dem Franziskanerinnen-Konvent
S. Niccolö in Siena in Erwägung zu ziehen. Diser (nahe der Porta
Romana gelegene, bis 1810 bestehende) Konvent war allerdings
gerade im fünfzehnten Jahrhundert derart verarmt, daß er kaum einen
prunkvollen Altar besessen haben dürfte61. Bittschriften der Nonnen
aus den Jahren zwischen 1445 und 1470 beweisen, daß selbst das
Existenzminimum in Frage stand. Für die - 1887 als Kapelle der
Psychiatrischen Anstalt völlig umgebaute - Kirche ist erst für das
Barockzeitalter eine Ausstattung mit aufwendigen Altargemälden
belegt62.
58 Brief vom 11. August 1985.
59 Vgl. dazu Gabriele Borghini: I dipinti della Chiesa di S. Francesco nella Pinacoteca
Nazionale di Siena, in: Piero Torriti: La Pinacoteca Nazionale di Siena. I dipinti dal
XV al XVIII secolo, Genua 1978, S. 396-407; Peter Anselm Riedl: Bemerkungen
zur alten Ausstattung von San Francesco in Siena, in: Mitteilungen des Kunsthisto-
rischen Institutes in Florenz, XXIII, 1979, S. 325-336.
60 Brief vom 28. September 1985. Ich danke Herrn Dr. Cornice für seine freundlichen
Auskünfte!
61 Vgl. Alfredo Liberati: Monastero di S. Niccolö, in: Bullettino Senese di Storia
Patria, LI-LIV (3. S., III-VI), 1944-1947, S. 130-136. - Herr Professor Corti war so
freundlich, für mich eine Serie von Dokumenten in Sieneser Archiven zu über-
prüfen; es fanden sich keinerlei Hinweise auf ein Altarretabel aus dem Quattro-
cento.
62 Zu den drei in den Quellen genannten Bildern zählte Rutilio Manettis schönes
Peter Anselm Riedl
von Alexandrien geweihten Altar der Familie Bulgarini auf, nach ihm
den Maria-Magdalenen-Altar der Familie Tolomei; wer das Patronat
des Nikolaus-Altars innehatte, sagt er leider nicht; vermutlich lag es
beim Konvent.
Neuerdings rückt Pope-Hennessy von der früheren Hypothese ab,
und zwar mit dem Hinweis, das Nikolaus-Retabel müßte eigentlich,
käme es aus S. Francesco, Spuren des großen Kirchenbrandes von
1655 tragen58. Dem wäre entgegenzuhalten, daß der Altar bereits im
Zuge der teilweisen Neuausstattung von S. Francesco in den Jahren
um 1600 aus der Kirche entfernt worden sein könnte; außerdem sind
durchaus nicht alle Inventarstücke durch den Brand versehrt worden59.
Dafür, daß das Retabel aus Siena stammt, spricht laut Alberto Cornice
ein Eintrag Cesare Brandis im (um 1929 verfaßten) maschinenschrift-
lichen Inventar der Sieneser Pinakothek: Brandi erwähnt „un timbro a
ceralacca avente nel centro la lupa ehe allatta i due bambini e all’ingiro
la scritta: proprietä Comunitä di Siena“60. Cornice schließt daraus auf
eine „provenienza strettamente senese“ und macht den interessanten
Vorschlag, angesichts der Präsenz der Heiligen Nikolaus und Klara auf
dem Retabel eine Herkunft aus dem Franziskanerinnen-Konvent
S. Niccolö in Siena in Erwägung zu ziehen. Diser (nahe der Porta
Romana gelegene, bis 1810 bestehende) Konvent war allerdings
gerade im fünfzehnten Jahrhundert derart verarmt, daß er kaum einen
prunkvollen Altar besessen haben dürfte61. Bittschriften der Nonnen
aus den Jahren zwischen 1445 und 1470 beweisen, daß selbst das
Existenzminimum in Frage stand. Für die - 1887 als Kapelle der
Psychiatrischen Anstalt völlig umgebaute - Kirche ist erst für das
Barockzeitalter eine Ausstattung mit aufwendigen Altargemälden
belegt62.
58 Brief vom 11. August 1985.
59 Vgl. dazu Gabriele Borghini: I dipinti della Chiesa di S. Francesco nella Pinacoteca
Nazionale di Siena, in: Piero Torriti: La Pinacoteca Nazionale di Siena. I dipinti dal
XV al XVIII secolo, Genua 1978, S. 396-407; Peter Anselm Riedl: Bemerkungen
zur alten Ausstattung von San Francesco in Siena, in: Mitteilungen des Kunsthisto-
rischen Institutes in Florenz, XXIII, 1979, S. 325-336.
60 Brief vom 28. September 1985. Ich danke Herrn Dr. Cornice für seine freundlichen
Auskünfte!
61 Vgl. Alfredo Liberati: Monastero di S. Niccolö, in: Bullettino Senese di Storia
Patria, LI-LIV (3. S., III-VI), 1944-1947, S. 130-136. - Herr Professor Corti war so
freundlich, für mich eine Serie von Dokumenten in Sieneser Archiven zu über-
prüfen; es fanden sich keinerlei Hinweise auf ein Altarretabel aus dem Quattro-
cento.
62 Zu den drei in den Quellen genannten Bildern zählte Rutilio Manettis schönes