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Hildebrecht Hommel
tiermacher in zwei Kriegen deutlich geworden ist. In unseren Breiten
kann man vor allem auf dem Land beim Betreten eines Hauses rasch
einen Überblick über die verfügbaren Räume bekommen, während es
in Frankreich da immer wieder die tollsten Überraschungen gab. Hier
stieß man ganz unerwartet auf verwinkelte und versteckte Kammern,
deren Vorhandensein vom Symmetriegewohnten nicht auch nur
geahnt werden konnte. Da man verschiedentlich die Hypothese auf-
gestellt hat, in Frankreich finde sich noch in Überresten eine Schicht
jener Urbevölkerung, die man als vorindogermanisch-mediterran,
etwa auch als ‘westisch’ bezeichnet hat, und die bereits in der Antike
bei den Mittelmeervölkern als Residuum einer Frühzeit galt6, so legte
ich mir meine Erfahrung allmählich als späte Parallele zu dem Gegen-
satz aus, der im Vergleich des regelmäßigen Megaron- oder Tempel-
grundrisses mit einem altkretischen Palast deutlich wird (Abb. 1 u. 2).
Hier eine symmetrische Anlage7, dort eine Anhäufung von inein-
andergeschachtelten Räumen, die eine klare Übersicht auf den ersten
Blick unmöglich machen7a.
Entwicklung des dorischen Tempels aus der Urform des Hauses.
a Urform des altachäischen Palastes, b Antentempel (templum in antis), c Doppelantcntcmpcl, d Peripteros (Zeus-
tempcl zu Olympia), c Parthenon (Burg von Athen), f Vorderansicht zu b und c (dorischer Antentempel).
1 Entwicklung des dorischen Tempels aus der Urform des Hauses.
Aus: Paul Brandt, Sehen und Erkennen 1910, Abb. 19
6 Fr. Schachermeyr, Indogermanen und Orient... 1944, S. 9f, S. 576 weitere Lite-
ratur (dort bes. Anm. 21 f.).
7 Zum Megaron s. Bernh. Schweitzer, Das Problem der Form in der Kunst des
Altertums, In: Handbuch der Archäologie I 1939, S. 376.
7a Dazu reiches Material in weiterem Zusammenhang bei Anna Teut, Wider die
Diktatur des Eindeutigen. Zum Problem Symmetrie/Asymmetrie in Architektur
und Städtebau. In: Symmetrie I 1986, S. 307-330 mit 38 Abbildungen.
Hildebrecht Hommel
tiermacher in zwei Kriegen deutlich geworden ist. In unseren Breiten
kann man vor allem auf dem Land beim Betreten eines Hauses rasch
einen Überblick über die verfügbaren Räume bekommen, während es
in Frankreich da immer wieder die tollsten Überraschungen gab. Hier
stieß man ganz unerwartet auf verwinkelte und versteckte Kammern,
deren Vorhandensein vom Symmetriegewohnten nicht auch nur
geahnt werden konnte. Da man verschiedentlich die Hypothese auf-
gestellt hat, in Frankreich finde sich noch in Überresten eine Schicht
jener Urbevölkerung, die man als vorindogermanisch-mediterran,
etwa auch als ‘westisch’ bezeichnet hat, und die bereits in der Antike
bei den Mittelmeervölkern als Residuum einer Frühzeit galt6, so legte
ich mir meine Erfahrung allmählich als späte Parallele zu dem Gegen-
satz aus, der im Vergleich des regelmäßigen Megaron- oder Tempel-
grundrisses mit einem altkretischen Palast deutlich wird (Abb. 1 u. 2).
Hier eine symmetrische Anlage7, dort eine Anhäufung von inein-
andergeschachtelten Räumen, die eine klare Übersicht auf den ersten
Blick unmöglich machen7a.
Entwicklung des dorischen Tempels aus der Urform des Hauses.
a Urform des altachäischen Palastes, b Antentempel (templum in antis), c Doppelantcntcmpcl, d Peripteros (Zeus-
tempcl zu Olympia), c Parthenon (Burg von Athen), f Vorderansicht zu b und c (dorischer Antentempel).
1 Entwicklung des dorischen Tempels aus der Urform des Hauses.
Aus: Paul Brandt, Sehen und Erkennen 1910, Abb. 19
6 Fr. Schachermeyr, Indogermanen und Orient... 1944, S. 9f, S. 576 weitere Lite-
ratur (dort bes. Anm. 21 f.).
7 Zum Megaron s. Bernh. Schweitzer, Das Problem der Form in der Kunst des
Altertums, In: Handbuch der Archäologie I 1939, S. 376.
7a Dazu reiches Material in weiterem Zusammenhang bei Anna Teut, Wider die
Diktatur des Eindeutigen. Zum Problem Symmetrie/Asymmetrie in Architektur
und Städtebau. In: Symmetrie I 1986, S. 307-330 mit 38 Abbildungen.