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Hommel, Hildebrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1986, 5. Abhandlung): Symmetrie im Spiegel der Antike: vorgetragen am 7. Juni 1986 — Heidelberg: Winter, 1987

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https://doi.org/10.11588/diglit.48148#0028
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Hildebrecht Hommel

triebegriff zugrundegelegt hat. Beispiele dafür finden wir in dem der
Symmetrie gewidmeten Heft der Zeitschrift Studium Generale (2. Jg.,
Juli 1949), das Wolf v. Engelhardt mit einer Einführung in das
Thema eröffnet hat. Da spricht vor allem Karl Lothar Wolf in seinem
Beitrag ‘Symmetrie und Polarität’ von Isometrie, wo Spiegelbildlich-
keit herrscht, und von Homöometrie, wo diese nur annähernd erreicht
ist (um seine sehr fein differenzierenden Ausführungen vereinfacht
wiederzugeben). Schon Goethe hat von unserer ‘Symmetrie’ den all-
gemeineren ‘Bezug’ unterschieden (wie er sich schlicht ausdrückt)43,
und heute unterscheidet der Große Brockhaus die Symmetrie im
strengen Sinn von ‘gebrochener Symmetrie’.
Für das Vorhandensein der spiegelbildlichen Symmetrie in der
Kunst der Griechen44, die wie gesagt dafür kein eigenes Wort zu besit-
zen scheinen, will ich nun einige Beispiele geben. Ganz erstaunlich
‘symmetrisch’ angelegt (im Sinn unseres Wortgebrauchs) ist bereits
das sogenannte Löwentor in Mykene aus dem 13. vorchristlichen Jahr-
hundert, für das man orientalischen Einfluß angenommen hat45. Bei
43 Goethe, Prolegomena 65 Zur Morphologie. Sophien-Ausgabe II 113, 60; zitiert
bei K. L. Wolf aO. 224, Anm. 12. Derselbe ausführlicher in: K. L. Wolf und D.
Kuhn, Gestalt und Symmetrie. Eine Systematik der symmetrischen Körper 1952,
S. 35. Auch mit dem aus der Antike entnommenen Begriff der ‘Eurhythmie’ hat
Goethe in ähnlichem Zusammenhang gelegentlich operiert: Italienische Reise II
Palermo 9. Apr. 1787, und Brief an Heinrich Meyer vom 27. April 1789 (Hinweis
von P. Hommel).
44 Daß auch in der von den Griechen begründeten antiken Rhetorik die Symmetrie
eine wichtige Rolle spielt, betonen Diskussionsbeiträge von E. Zinn und K. Gai-
ser. Zu nennen sind da etwa Kunstmittel wie der Chiasmus und die sogen. ‘Ring-
förmige Komposition’; dazu H. Hommel, Artikel ‘Chiasmus’ im Lex. d. Alten Welt
1965, Sp. 577, und derselbe in: Neues Handbuch der Literaturwissenschaft II1981,
S. 348 f.
Ferner weist G. Alföldi in einem ausführlichen Diskussionsbeitrag auf den
symmetrischen Aufbau literarischer Kunstwerke hin, wie er ihn in knapper
Zusammenfassung an den homerischen Epen aufzuzeigen weiß. Für Römisches
vgl. in diesem Zusammenhang die Forschungen von G. Wille über Livius und
Tacitus, zuletzt in dem Buch ‘Der Aufbau der Werke des Tacitus’ 1983 (bes. zur
‘Germania’ S. 53 u. 62), wo im Index unter dem Stichwort ‘Rahmung’ auf eine
Fülle taciteischer Beispiele verwiesen ist.
45 Richtunggebend für den Nachweis 'der Vorbildhaftigkeit des orientalischen Sym-
metrieschemas für die mykenische Kunst ist außer A. Riegl, Stilfragen. Grund-
legungen zu einer Geschichte der Ornamentik 1893 (Neudruck 1923) vor allem L.
Curtius, Studien zur Geschichte der altorientalischen Kunst I (Sitzungsberichte
der bayer. Ak. d. Wiss., Ph.-hist. Kl. 1912,7). S. 227 führt er die Unterordnung der
Figuren unter formale Ideen der Rhythmik und der Bindung auf sumerischen Ein-
fluß zurück. Seitdem spricht man gern von einem ‘heraldischen Stil’ solcher Kunst-
 
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