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Wolf, Joseph Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1988, 2. Abhandlung): Das Senatusconsultum Silanianum und die Senatsrede des C. Cassius Longinus aus dem Jahre 61 n. Chr.: vorgetragen am 17. Jan. 1987 — Heidelberg: Winter, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.48153#0027
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Das Senatusconsultum Silanianum

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Worten an: Saepe numero, patres conscripti, in hoc ordine ist nämlich
wörtlich der Rede entnommen, mit der bei Sallust Cato Uticensis sei-
nen Antrag auf Hinrichtung der schuldigen Catilinarier begründet.76 77
4. Im zweiten Teil der Rede, der narratio71, wiederholt der Redner den
Sachverhalt in aller Kürze78: ein Konsular sei in seinem Hause durch
die Heimtücke eines Sklaven getötet worden, und kein Mitsklave habe
die Tat verhindert oder den Plan verraten. Später erfahren wir beiläu-
fig, daß der Konsular der Stadtpräfekt, sein Name Pedanius Secundus
war, daß er 400 Sklaven in seinem Hause hatte79 und in seinem bewach-
ten Schlafgemach umgebracht worden ist.80
Heimtücke der Tat war keine Voraussetzung für die Anwendung des
senatus consultum; es ist aber keine unsachliche Übertreibung, den
Mord heimtückisch zu nennen, wenn Pedanius im Schlaf getötet

76 Sali. Cat. 52.7: Saepenumero, patres conscripti, multa verba in hoc ordine feci ...
Sallust war Tacitus’ Lehrmeister (S. Ducroux, MEFR = Melanges d’Archeologie
et d’Histoire de l’Ecole Franciase de Rome 90 [1978] 293-315, dort 295 A. 12 weit.
Lit.; Syme I 196f., 353 f., II 728 f.; E. Norden, Die antike Kunstprosa5 [1958 unv.
seit der 2. Aufl. 1909] I 328f., 335f.). Das Zitat ist aber keine bloße Reminiszenz;
mit dem altmodischen, von ihm sonst nicht gebrauchten saepenumero gibt Tacitus
der Rede auch nicht nur „einen altertümlichen Anstrich“ (Koestermann zu
14.43.1): Die Eröffnung der Rede mit dem Zitat evoziert das Bild des unbeugsamen
Republikaners, wie es Sallust gezeichnet hat (Cat. 54): dem severitas dignitatem
addiderat (54.2) und der durch seine Rede gegen ‘Milde und Mitleid’ (52.11), für die
Caesar eingetreten war, den Senat vermochte, die Hinrichtung der Catilinarier zu
beschließen. Tacitus gibt so zu verstehen, wie und in wessen Nachfolge (imitatio) er
Cassius sieht; jedenfalls in seiner ‘Strenge’, auf die Tacitus wiederholt verweist
(siehe u. nach A. 186), stellt er ihn Cato an die Seite. Catos severitas war sprichwört-
lich. Sallust erwähnt sie in seiner knappen Charakteristik, die sich an die Rede
anschließt, (nach 54.2 in 54.5) noch ein zweites Mal: at Catoni studium modestiae,
decoris, sed maxume severitatis erat. Die Strenge und Härte seiner Grundsätze
nimmt schon 63 v. Chr. Cicero aufs Korn (Mur. insb. 60ff.). Cato selbst schließt 50
v. Chr. einen Brief an Cicero mit den Wünschen „Vale et... severitatem diligentiam-
que sociis et rei publicae praesta“ (fam. 15.5.3). Zu weiteren Parallelen zwischen
Cato Uticensis und Cassius schon o. A. 58 u. 63. Gesamturteile über Cato: M.
Gelzer, Die Antike 10 (1934) = Kl. Schriften II (1963) 257f.; F. Miltner, RE 22
(1953) 205.
77 Quod hodie bis minitabatur (in 43.2).
78 Brevitas ist eine virtus necessaria der narratio: Lausberg §§ 293 f.; Martin 82 f.
79 In 43.3.
80 Erst in 44.1. Die Ermordung im Schlafgemach kommt auch bei den Juristen vor:
Ulpian D 29.5.1.27 u. 3.2; Maecian D 29.5.14.
 
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