Metadaten

Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0023
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die ursprüngliche Widmungsinschrift und ihr Dedikant

Für die Entscheidung der Frage, wer der ursprüngliche Dedikant des
Vatikan-Obelisken war, ist - ähnlich wie für die Lösung einer Reihe
weiterer Probleme - die von F. Magi entdeckte und wiederhergestellte
Inschrift unser einziger Anhaltspunkt. Demnach wurde der Obelisk auf
Befehl des künftigen Augustus von C. Cornelius Cn. f. Gallus einge-
weiht, den wir als den ersten Präfekten des römischen Ägypten kennen.
Diese Rekonstruktion des Textes verdient eine kurze Nachbetrachtung.
Die schärfste Kritik an Magis Ansichten wurde von C. D’Onofrio ge-
äußert. Nach ihm sind die Dübellochreste, aus denen Magi den Text
rekonstruierte (Abb. 3-4), nicht einmal antik; vielmehr sollen diese
durch einen gut- oder böswilligen Eingriff von ,epigrafisti‘ und Anti-
quar? des Mittelalters oder der Renaissance entstanden sein.17 Abgese-
hen davon, daß D’Onofrios Argumente, nach denen der von Magi wie-
derhergestellte Text aus historischen Gründen nicht haltbar sei, unzu-
treffend sind,18 ist die Ansicht des verdienten Stadthistorikers absurd.
Denn erstens müßte man sich fragen, weshalb jemand im Mittelalter
oder in der Renaissance auf die Idee gekommen sein sollte, für künftige
Epigraphiker ein Rätsel dieser Art zu schaffen, auf das vor Magi nie-
mand, nicht einmal ein Kenner der Epigraphik wie Th. Mommsen,
überhaupt aufmerksam wurde: Wenn humanistisch gebildete Menschen
17 C. D’Onofrio, Obelischi di Roma2 51 f. mit Anm. 13.
18 C. D’Onofrio führt gegen F. Magi zunächst an, daß wir in einer offiziellen Inschrift aus
Ägypten den Gebrauch des Griechischen anstelle des Lateins oder zumindest neben
dem Latein zu erwarten hätten. Vgl. dagegen hier S. 53 über den Sinn des ausschließli-
chen Gebrauchs der lateinischen Sprache in dieser Inschrift sowie Anm. 73 mit dem
Hinweis auf andere lateinische Inschriften im frühkaiserzeitlichen Ägypten. Das wei-
tere Argument des italienischen Forschers, daß Gallus als praefectus Aegypti kein prae-
fectus fabrum gewesen sein kann, entfällt, da wir es mit zwei aufeinander folgenden
Ämtern zu tun haben, S. 33ff. Daß antike Autoren wie Strabo oder Plinius nichts über
die Einweihung des Obelisken durch Gallus sagen, ist ebenfalls kein überzeugendes
Argument gegen Magi, siehe hierzu S.65f. Abwegig ist auch der letzte Einwand, wo-
nach die von Magi als Dübellöcher angesehenen Vertiefungen, wären sie schon bei der
Anbringung der Inschrift des Augustus und des Tiberius vorhanden gewesen, gänzlich
hätten entfernt werden müssen. Die Dübellöcher wurden so weit eradiert, daß sie in
einer Höhe von 10m kaum mehr zu erkennen waren, siehe S. 25.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften