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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 1. Abhandlung): Zur Entwicklung von Alphabetschrift-Systemen: is fecit cui prodest; vorgetragen am 21. April 1990 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48161#0016
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Wolfgang Raible

Λναγνωσίς έστι ποιημάτων η συγγραμμάτων αδιά-
πτωτος προφορά, Λναγνωστίδν <V καιΫ υπόκρισιν, κα-
τα προςωδίαν, κατα διαστολήν ’ εκ μεν γάρ της υποκρί-
σεως την αρετήν, εκ δε της προςιοδίας την τέχνην, εκ δΐ
τη; διαστολής τον περιεχόμενον νουν δρώμεν' ϊνα την μεν
τραγιρδίαν ήρωϊκως άναγνώμεν, την δε κωμωδίαν βιωτι-
κ <>ς, τα δε ελεγεία λιγυρως, το δε έπος εντόνως, την δε
λυρικήν ποίησιν εμμελώς, τους δε οίκτους υφειμένως καί
γοερως. τά γάρ μη παρά την τούτων γινόμενα παρατη-
ρηαιν καί τάς των ποιητών άρετάς καταρρίπτει και τάς
‘έξεις των άναγιτωσκόντων καταγέλαστους παρίστηστ.
„Das Lesen (άνάγνωσις, also wörtlich ,das erneute Erkennen4)
ist das fehlerlose Vortragen (προφορά) von metrisch gebunde-
nen und von Prosatexten. Beim Lesen ist zu achten auf den
Vortrag (ύπόκρισις ,Rolle des Vortragenden/Vortrag4; deli-
very), auf die Prosodie und auf die Trennung (διαστολή). Am
Vortrag erkennen wir die Qualität/Trefflichkeit/Art, an der
Prosodie die Kunstfertigkeit, an der Trennung den enthaltenen
Sinn.44
Im folgenden wird dann noch gesagt, die Tragödie müsse heroisch
gelesen werden, die Komödie im Ton des Alltagslebens (λιγυρώς), die
Elegie schrill (βιωτικώς), das Epos intensiv (εντόνως), die Lyrik harmo-
nisch (εμμελώς) usw.2- Anhand dieses Beispiels soll zweierlei festgehal-
ten werden: Lesen bedeutet in diesem Text ,lautes Lesen4: προφορά,
ύπόκρισις sind eindeutig; auch geben die ganzen Adverbien, mit denen
die Art des Vortrags bestimmter Gattungen charakterisiert wird, nur
Sinn bei lautem Lesen. Der zweite Punkt: die Werke, die Dionysios im
Auge hat, sind für die laute Lektüre geschaffen worden.
Der sonderbare Eindruck, den die Lektüre der Grammatik des Dio-
nysios auf uns macht, verringert sich sogleich, wenn man zwei Voraus-
setzungen kennt: Die erste ist die, daß Dionysios Thrax als Schüler des
Aristarch von Samothrake in den Bereich der alexandrinischen Philolo-
gie gehört. Diese Philologie erwuchs aus den großen Bibliotheken der

Dionysios Thrax, Τέχνη γραμματική p. 629 Bekker.
 
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