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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 1. Abhandlung): Zur Entwicklung von Alphabetschrift-Systemen: is fecit cui prodest; vorgetragen am 21. April 1990 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48161#0021
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Zur Entwicklung von Alphabetschrift-Systemen

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Es entwickeln sich nun in den griechischen Scriptio continua-Texten
vier Strategien mit dem gemeinsamen Ziel, zweideutige Stellen durch
besondere Verfahren für den Leser eindeutig zu machen. Die erste die-
ser Strategien besteht in einer Akzentuierung im Text. Aristophanes
von Byzanz, also einer der großen Alexandriner, gilt als der Erfinder des
betreffenden Verfahrens. Ein nach oben weisender Strich zeigt den
Hochton der syllaba acuta an, allerding nur dann, wenn er nicht auf der
letzten Silbe des Wortes steht. Der Akut steht also nur auf der zweit-
oder drittletzten Silbe. Er zeigt damit in der Regel die Nähe des Wortan-
fangs an. Er signalisiert auch, daß auf jeden Fall noch eine συλλαβή
βαρεία, eine Silbe ohne Hochton, nachfolgen muß. Liegt der Hochton
dagegen auf der letzten Silbe eines Wortes, so wird durch einen nach
unten weisenden Strich nicht über der letzten, sondern über der vorherge-
henden Silbe angezeigt, daß diese nicht den Hochton hat. Der Gravis
zeigt also an: Die Silbe mit dem Hochton folgt nach. Der Gravis kündigt
damit das Wortende an.15
Die folgende Darstellung zeigt, wieder dem Prinzip nach, die tatsäch-
liche Version des Papyrus von Bild 1. Es handelt sich um einen Papyrus
des 2. oder 3. nachchristlichen Jahrhunderts.

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15 Die Ausführungen zur Entstehung des griechischen Akzentsystems basieren auf der
Arbeit von Bernhard Laum (1928). Laums Arbeit stellt die preisgekrönte Antwort auf
eine 1909 von der Preußischen Akademie der Wissenschaften gestellte Frage dar.
Durch den Ersten Weltkrieg verzögerte sich die Publikation. Laum betont in nicht
mehr zu überbietender Weise die Leserbezogenheit der alexandrinischen Neuerungen.
 
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