Zur Entwicklung von Alphabetschrift-Systemen
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quente Zeichensetzung eine konsequente syntaktische Analyse impli-
ziert, darf man also im allgemeinen keine zu hohen Erwartungen an die
Interpunktionspraxis der Papyros-Texte stellen. Im vorliegenden Fall ist
die Zeichensetzung durch Punkte jedoch das, was am systematischsten
markiert ist. Man erkennt die Punkte, die stets über der Zeile stehen.19
Besonders wichtig sind sie, wenn ein Vers syntaktisch in den nächsten
übergeht, wenn also beispielsweise das Satzende mitten im Vers liegt
(Beispiel: Vers 742). Es wird jedoch kein Unterschied gemacht zwi-
schen dem, was wir einen Hauptsatz- und einen Nebensatz-Punkt nen-
nen würden. Zum Beispiel sind die Punkte in 737 und 744 Nebensatz-
Punkte.
Der Gesamteindruck, der sich aus dieser Praxis des Schreibens ergibt,
ist der, daß sich das System im Interesse des Lesers allmählich weiterent-
wickelt. Charakteristisch ist nämlich, daß diese Lesehilfen noch lange
nicht generell verwendet werden, sondern zunächst nur an schwierigen
Stellen. Man sieht es im vorliegenden Beispiel daran, daß manche Verse
ziemlich unproblematisch sind; andere, insbesondere der Vers 747, bie-
ten hingegen sehr viele Schwierigkeiten. Er ist entsprechend sehr stark
mit Lesehilfen versehen. Daß die Weiterentwicklung der Orthographie
von schwierigen Stellen ausgeht, kann man generell auch daran erken-
nen, daß Lesehilfen in poetischen und in metrischen Texten einsetzen,
daß sie in Prosatexten hingegen wesentlich seltener sind. Die Scholien
geben im übrigen eindeutig zu erkennen, daß es sich jeweils um Hilfe-
stellungen für den Leser handelt. Alle diese Zeichen habe, so heißt es,
Aristophanes von Byzanz zur Trennung, zur διαστολή, der zweideuti-
gen Wörter eingeführt.
In der weiteren Entwicklung werden nun diese zusätzlichen Lesehil-
fen - die Spiritus, Akzente, Punkte, Apostrophen - zunehmend häufi-
ger gesetzt, und zwar nicht mehr nur an zweideutigen oder schwierigen
Stellen. Gleichzeitig verrutschen sie, was die Spiritus und die Akzente
angeht, immer mehr nach rechts. Wenn bei Diphthongen ursprünglich
19 Besonderes Interesse gewinnt das Verfahren, alle diakritischen Zeichen über die Buch-
staben zu setzen, vielleicht aus der Beobachtung des französischen Notars Ledere. Er
stellte fest, daß in der seinerzeit praktizierten Lateinschrift die Zeilen auch dann noch
lesbar sind, wenn man die untere Hälfte einer Zeile abdeckt, nicht jedoch umgekehrt.
Er machte 1843 den Vorschlag, durch Berücksichtigung dieses Umstands die Druckko-
sten zu halbieren (vgl. Richaudeau 1969:40). Freilich deutet die Praxis der Unterlängen
- etwa bei den in der karolingischen Renaissance entstandenen ,g‘ - darauf hin, daß es
sich hierbei auch um eine Frage von schrifttypischen Lesegewohnheiten, nicht um eine
allgemeine Regel der Perzeption, handeln dürfte.
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quente Zeichensetzung eine konsequente syntaktische Analyse impli-
ziert, darf man also im allgemeinen keine zu hohen Erwartungen an die
Interpunktionspraxis der Papyros-Texte stellen. Im vorliegenden Fall ist
die Zeichensetzung durch Punkte jedoch das, was am systematischsten
markiert ist. Man erkennt die Punkte, die stets über der Zeile stehen.19
Besonders wichtig sind sie, wenn ein Vers syntaktisch in den nächsten
übergeht, wenn also beispielsweise das Satzende mitten im Vers liegt
(Beispiel: Vers 742). Es wird jedoch kein Unterschied gemacht zwi-
schen dem, was wir einen Hauptsatz- und einen Nebensatz-Punkt nen-
nen würden. Zum Beispiel sind die Punkte in 737 und 744 Nebensatz-
Punkte.
Der Gesamteindruck, der sich aus dieser Praxis des Schreibens ergibt,
ist der, daß sich das System im Interesse des Lesers allmählich weiterent-
wickelt. Charakteristisch ist nämlich, daß diese Lesehilfen noch lange
nicht generell verwendet werden, sondern zunächst nur an schwierigen
Stellen. Man sieht es im vorliegenden Beispiel daran, daß manche Verse
ziemlich unproblematisch sind; andere, insbesondere der Vers 747, bie-
ten hingegen sehr viele Schwierigkeiten. Er ist entsprechend sehr stark
mit Lesehilfen versehen. Daß die Weiterentwicklung der Orthographie
von schwierigen Stellen ausgeht, kann man generell auch daran erken-
nen, daß Lesehilfen in poetischen und in metrischen Texten einsetzen,
daß sie in Prosatexten hingegen wesentlich seltener sind. Die Scholien
geben im übrigen eindeutig zu erkennen, daß es sich jeweils um Hilfe-
stellungen für den Leser handelt. Alle diese Zeichen habe, so heißt es,
Aristophanes von Byzanz zur Trennung, zur διαστολή, der zweideuti-
gen Wörter eingeführt.
In der weiteren Entwicklung werden nun diese zusätzlichen Lesehil-
fen - die Spiritus, Akzente, Punkte, Apostrophen - zunehmend häufi-
ger gesetzt, und zwar nicht mehr nur an zweideutigen oder schwierigen
Stellen. Gleichzeitig verrutschen sie, was die Spiritus und die Akzente
angeht, immer mehr nach rechts. Wenn bei Diphthongen ursprünglich
19 Besonderes Interesse gewinnt das Verfahren, alle diakritischen Zeichen über die Buch-
staben zu setzen, vielleicht aus der Beobachtung des französischen Notars Ledere. Er
stellte fest, daß in der seinerzeit praktizierten Lateinschrift die Zeilen auch dann noch
lesbar sind, wenn man die untere Hälfte einer Zeile abdeckt, nicht jedoch umgekehrt.
Er machte 1843 den Vorschlag, durch Berücksichtigung dieses Umstands die Druckko-
sten zu halbieren (vgl. Richaudeau 1969:40). Freilich deutet die Praxis der Unterlängen
- etwa bei den in der karolingischen Renaissance entstandenen ,g‘ - darauf hin, daß es
sich hierbei auch um eine Frage von schrifttypischen Lesegewohnheiten, nicht um eine
allgemeine Regel der Perzeption, handeln dürfte.