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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0132
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Ernst A. Schmidt

gottung belohnt) Heranwachsende Sonderthemen vereinen sich zum
Thema Apotheose als Verewigung und Erhöhung.
Was dagegen die Apotheose als einen Typ von Metamorphose be-
trifft, so lassen sich Zweifel, daß sie eine Verwandlungsart sei wie alle
anderen auch, durchaus begründen. Wenn es berechtigt war, die ovidi-
sche Metamorphose aitiologisch zu verstehen2 (wie auch schon in helle-
nistischen Aitiologien ein Aitientyp die Metamorphose war oder eine
Sammlung von Metamorphosen insgesamt aitiologisch sein konnte), so
ist mit ihr Endgültigkeit und Kontinuität, Dauer und Ewigkeit gegeben.
Andererseits ist die Apotheose neben und vor dem Aspekt der Erhö-
hung (Lohn) wesentlich Verewigung (Überwindung des Todes, Un-
sterblichkeit). Verewigung muß im Fall der Apotheose etwas anderes,
mehr als jenen für alle Metamorphosen qua Aitien gültigen Aspekt be-
deuten.
Nur im Zusammenhang mit dem Thema ,Überwindung des Todes‘,
also im Kontext der in der Dichtung anschwellenden Thematik von Al-
ter, Vergänglichkeit, Sterblichkeit und Tod, Hilflosigkeit gegenüber
dem Tod, Wiederbelebung, Erhöhung, Vergottung tritt das Motiv ,Ver-
ewigung4 in die Bedeutung der Metamorphose selbst mit ein. Die Apo-
theose ist nicht nur Aition eines immer und ewig bestehenden Bedeu-
tungskomplexes, sondern vor allem Aition für den Zusammenhang von
Ewigkeit und Unsterblichkeit mit bestimmten Namen und Ideen. Ver-
ewigung ist bei der Apotheose nicht nur ein mit aitiologischer Erklärung
mitgegebener Aspekt, sondern zentrales Bedeutungselement der narra-
tiven sowohl wie der metaphorischen Funktion der Metamorphose in
einen Gott. - Eine mögliche Variante zu dieser Erklärung ist vielleicht,
daß das in den Metamorphosen vordringende Thema der Vergänglich-
keit an der Metamorphose als Verwandlung in bleibende Gestalt den
aitiologischen Faktor Dauer zu Verewigung und Unsterblichkeit expli-
ziert und intensiviert, so daß aus dem Aition eines (ewig) dauernden
Sachverhalts das Aition für die Ewigkeit eines solchen wird.
§31 Liebe und Tod. Scheitern versuchter Todesüberwindung
Vom siebenten Metamorphosenbuch an wird das Leiden an Alter,
Sterblichkeit und Tod geradezu leitmotivisch, und Geschichten von ih-
rer versuchten oder, seltener, glückenden Überwindung werden zuneh-
mend häufiger.

Vgl. o. S.56ff.
 
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