II. Die außereinzelsprachliche Perspektive
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Deutlich sichtbar ist, daß Verben, die zu TAM-Grammatikaiisierung
führen können, zur Extremposition neigen38.
2. Eines der Verben, hier das zweite Verb, erhält im Laufe der Zeit in
der Regel eine „reduzierte Finitheit“: es hat im Fall des Ewe keine Tem-
pus-/Aspekt- Markierung und schließt die Möglichkeit der Negation aus
- was einer reduzierten Assertion gleichkommt39 40. Bei einer Abfolge des
Typs SOV dürfte das zweite Verb die Merkmale der Finitheit aufweisen.
3. Die Verben, die in solche seriellen Konstruktionen eingehen, ge-
hören gemeinhin zu besonderen semantischen Klassen. Dabei kann
sowohl das erste wie das zweite Verb einer geschlossenen Klasse ange-
hören, das jeweils andere der offenen. Bei den Typen [1] und [2] sind
Verben, die eine gerichtete Bewegung darstellen, in den obigen Beispie-
len stets das zweite Element im Verband. Die Verben des Typs ,gehen1
und ,kommen1 drücken dabei die Richtung relativ zum Sprecher aus, die
Verben des Typs ,ankommen‘, ,durchgehen1, ,weggehen‘, ,hinaufge-
hen‘, ,hinabgehen‘, die einen lokalen Partizipanten voraussetzen, rich-
ten die Bewegung auf einen bestimmten Ort aus. (Beides ist, wie die
Kilivila-Beispiele zeigen, kombinierbar.) Bei Typ [3] ist das erste Verb
Mitglied einer geschlossenen semantischen Klasse von Verben (Verben
der Sinneswahrnehmung, des Sagens und des Machens/Veranlassens,
eventuell der Zustandsbefindlichkeit).
Die Verben des Gebens/Nehmens können, wie die Ewe-Beispiele zei-
gen, sowohl als zweite wie als erste Verben vorkommen. ,Geben‘ in
zweiter Position („er nimmt es [er] gibt [es] mir“ = „er gibt es mir“)
bedeutet dabei die Ausrichtung der Sachverhaltsdarstellung auf einen
positiv betroffenen Partizipanten. ,Geben4 in erster Position scheint so-
viel zu bedeuten wie Jassen140. ,Nehmen1 dient im Ewe in 1. Position der
Einführung einer Voraussetzung für die zweite Sachverhaltsdarstellung
(vgl. oben das 3. Beispiel zu Typ [1]). - Auch ,gehen1 ist, wenn es nicht
38 Vgl. dazu Walter Bisang (1991, Abschnitt 2.3 ,Attraktorpositionen1) bzw. James A.
Matisoff (1969).
39 Vgl. z.B. Eklou 1987:111. Solche Beobachtungen sind vielfach gemacht worden.
40 Vgl. wo- nâ amedzrô la dû ηύ
,sie‘ ,geben1 ,Fremder1 ,essen1 ,Ding/etwas‘
(„Sie ließen den Fremden essen“, „sie gaben dem Fremden zu essen“ - Eklou,
S. 120).
Vgl. dazu Westermann (1907:100f.): „Das deutsche Jassen1 mit folgendem Infinitiv
wird meist durch ηά ,geben1 mit folgendem verbum finitum übersetzt.“ - Die Rede vom
,Infinitiv1 ist im Ewe durchaus sinnvoll, weil die ,infinite1 Form, im Gegensatz zu den
Kreolsprachen, morphologisch eindeutig - durch eine Reduplikation des Stammes -
markiert ist und, wie Westermann beobachtet, wie eine nominale Form behandelt wird.
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Deutlich sichtbar ist, daß Verben, die zu TAM-Grammatikaiisierung
führen können, zur Extremposition neigen38.
2. Eines der Verben, hier das zweite Verb, erhält im Laufe der Zeit in
der Regel eine „reduzierte Finitheit“: es hat im Fall des Ewe keine Tem-
pus-/Aspekt- Markierung und schließt die Möglichkeit der Negation aus
- was einer reduzierten Assertion gleichkommt39 40. Bei einer Abfolge des
Typs SOV dürfte das zweite Verb die Merkmale der Finitheit aufweisen.
3. Die Verben, die in solche seriellen Konstruktionen eingehen, ge-
hören gemeinhin zu besonderen semantischen Klassen. Dabei kann
sowohl das erste wie das zweite Verb einer geschlossenen Klasse ange-
hören, das jeweils andere der offenen. Bei den Typen [1] und [2] sind
Verben, die eine gerichtete Bewegung darstellen, in den obigen Beispie-
len stets das zweite Element im Verband. Die Verben des Typs ,gehen1
und ,kommen1 drücken dabei die Richtung relativ zum Sprecher aus, die
Verben des Typs ,ankommen‘, ,durchgehen1, ,weggehen‘, ,hinaufge-
hen‘, ,hinabgehen‘, die einen lokalen Partizipanten voraussetzen, rich-
ten die Bewegung auf einen bestimmten Ort aus. (Beides ist, wie die
Kilivila-Beispiele zeigen, kombinierbar.) Bei Typ [3] ist das erste Verb
Mitglied einer geschlossenen semantischen Klasse von Verben (Verben
der Sinneswahrnehmung, des Sagens und des Machens/Veranlassens,
eventuell der Zustandsbefindlichkeit).
Die Verben des Gebens/Nehmens können, wie die Ewe-Beispiele zei-
gen, sowohl als zweite wie als erste Verben vorkommen. ,Geben‘ in
zweiter Position („er nimmt es [er] gibt [es] mir“ = „er gibt es mir“)
bedeutet dabei die Ausrichtung der Sachverhaltsdarstellung auf einen
positiv betroffenen Partizipanten. ,Geben4 in erster Position scheint so-
viel zu bedeuten wie Jassen140. ,Nehmen1 dient im Ewe in 1. Position der
Einführung einer Voraussetzung für die zweite Sachverhaltsdarstellung
(vgl. oben das 3. Beispiel zu Typ [1]). - Auch ,gehen1 ist, wenn es nicht
38 Vgl. dazu Walter Bisang (1991, Abschnitt 2.3 ,Attraktorpositionen1) bzw. James A.
Matisoff (1969).
39 Vgl. z.B. Eklou 1987:111. Solche Beobachtungen sind vielfach gemacht worden.
40 Vgl. wo- nâ amedzrô la dû ηύ
,sie‘ ,geben1 ,Fremder1 ,essen1 ,Ding/etwas‘
(„Sie ließen den Fremden essen“, „sie gaben dem Fremden zu essen“ - Eklou,
S. 120).
Vgl. dazu Westermann (1907:100f.): „Das deutsche Jassen1 mit folgendem Infinitiv
wird meist durch ηά ,geben1 mit folgendem verbum finitum übersetzt.“ - Die Rede vom
,Infinitiv1 ist im Ewe durchaus sinnvoll, weil die ,infinite1 Form, im Gegensatz zu den
Kreolsprachen, morphologisch eindeutig - durch eine Reduplikation des Stammes -
markiert ist und, wie Westermann beobachtet, wie eine nominale Form behandelt wird.