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Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0058
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Wolfgang Raible

(„Als ihr Mann nach Hause kam, stellte sie das Essen für ihn hin“, Günther,
S. 122)

,Etwas hinstellen + jemandem geben‘ bedeutet hier also so viel wie ,für
jemanden servieren4. ,Hinstellen4 erfordert keinen dritten Partizipan-
ten, ,geben4 macht ihn erforderlich. Die Sachverhaltsdarstellung wird so
nicht nur komplexer, gleichzeitig erhöht sich die Zahl der Partizipanten.
Daß die Entwicklung bei da (aus pg. dar) schon weit fortgeschritten ist,
zeigt sich am Verlust des Hochtons gegenüber da als „Vollverb“. Dabei
steht das da49 typischerweise für eine von der Handlung begünstigte Per-
son. Beide Formen von ehemaligem pg. dar stehen im folgenden Bei-
spiel nebeneinander:

- pwè sa da dyo da minu se
,Vater1 IPFV , geben1 ,Geld‘ ,geben4 ,Kind‘ ,sein‘
(„Der Vater gibt Geld für sein Kind“, Günther, S. 86.)

Daß da auch allein dreiwertig gebraucht werden kann, zeigt ein letztes
Beispiel:

- pwè sa da minu dyo
,Vater4 IPFV ,geben4 ,Kind4 ,Geld‘
(„Der Vater schenkt dem Kind Geld“, Günther, S. 86.)

Zum Unterschied beider Konstruktionen sagt Günther (S. 86): „Beide
Konstruktionen des indirekten Objekts sind aber in ihrer Semantik nicht
identisch. Die Partikel da bedeutet eigentlich ,im Interesse von4, wäh-
rend das dem direkten vorausgehende indirekte Objekt dies nicht impli-
ziert.44 Er zeigt dies schön an dem Satz „Ich raubte meiner Mutter Geld“,
in dem die Mutter einmal die Beraubte, im anderen Fall - mit da - die
Begünstigte ist.

49 Charakteristisch für die engste Stufe der Verschmelzung beider „Verben“, die „nu-
kleare Junktion“ gegenüber der „core juncture“ im Sinne von Foley/van Valin
(1984:188ff.), ist ein einheitliches Intonationsmuster über beide „Verben“ hinweg, da
wird im Kreol von Principe bereits behandelt wie eine Form, die kein Verb mehr ist: die
Personalmorpheme dieses Kreols sind klitisch, die Subjekt-Morpheme pro- und die Ob-
jekt-Morpheme enklitisch. Tritt z. B. zwischen das Verb und das Klitikum ein anderes
Element (z. B. eine Präposition, etwa ko), so steht - wie in anderen Sprachen mit kliti-
schen Pronomina (vgl. Wanner 1987) - die absolute Form des Pronomens, da wird be-
handelt wie eine solche Präposition: ,gib mir4 ist da mi, ,für mich4 ist da ami (wobei eines
der a apostrophiert werden kann). Vgl. Günther, S. 68.
 
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