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Wolfgang Raible
was z. B. im Kreol von Principe mit da ausgedrückt ist, also die Einfüh-
rung eines dritten Partizipanten oder die Präzisierung der Relation zwi-
schen dem dritten Partizipanten und dem Partizipatum, ebenfalls, wenn
auch mit anderen Mitteln: durch spezifischere, komplexere Sachver-
haltsdarstellungen (Partizipata), durch Präpositionen oder durch präpo-
sitionale Fügungen. „Er raubte seiner Mutter Geld“ wird also eindeutig
in Form von „Er raubte für seine Mutter Geld“ oder „Er raubte zugun-
sten seiner Mutter Geld“ gegenüber „Er beraubte seine Mutter“. Hier
liegt jeweils eine andere Strategie zur Lösung von Problemen vor, mit-
hin ein „typologischer“ Unterschied. Davon wird ausführlicher unten in
Kapitel VI.5 die Rede sein.
Die Relationen, die typischerweise durch Verb-Serialisierung im Ver-
hältnis zwischen Partizipatum und Partizipanten ausgedrückt werden,
sind - in der oben eingeführten Terminologie - Mittel/Instrument, Ein-
schluß/Ausschluß, Folge (im Sinne des Vorteils, also Benefaktiv), z.T.
auch Dativ (im Wortsinn), Ort bzw. Richtung, Zuordnung52.
Was die scheinbar „exotischen“ Lösungen von den indogermanisch-
vertrauten unterscheidet, ist zudem eine zum Teil andere Art, redu-
zierte Finitheit auszudrücken. Verb-Serialisierung im „exotischen“ Sinn
ist eine Erscheinung, die zumal für „isolierende“ Sprachen charakteri-
stisch ist. Im indogermanischen Bereich pflegt reduzierte Finitheit durch
spezifische Formen der Moneme angezeigt zu werden: Konjunktiv, Ge-
rundium, Partizip, Infinitiv mit Personenbezeichnung, Infinitiv ohne
Personenbezeichnung. Wenn die Sprecher einer Sprache jedoch das al-
leinige Verb-Lexem mit einer Reihe agglutinierter Morpheme präzisie-
ren (Person, Numerus, Tempus, Modus, Aspekt) und wenn dabei z.B.
auch das Fehlen einer Aspekt-Markierung signifikant sein kann (ein
nicht durch Tempus- bzw. Aspektpartikel morphologisch markiertes
Verblexem kann z.B. Perfektivität signalisieren), kann man reduzierte
Finitheit immer nur indirekt erkennen: Dadurch, daß bestimmte Mor-
pheme nicht mit einem Lexem kombiniert werden. Erst dann, wenn die
Reduktion der semantischen und grammatischen Merkmale eines sol-
chen Verballexems Spuren im Zeichenkörper hinterläßt (z.B. t/a als
Verb [mit Hochton] gegenüber da als reduziertem Verb [ohne Hochton]
im Kreol von Principe), wird der Prozeß der Reduktion von Finitheit
Darstellung von Kausal- und Finalfunktion in Hegers Aktantenmodellen (Heger 1976,
z.B. 4.2.4.2; vgl. unten Kapitel III).
52 Vgl. z.B. Manessy 1985. Foley/van Valin (1984:197-206) nennen causative, goal/bene-
factive, comitative, instrument, männer.
Wolfgang Raible
was z. B. im Kreol von Principe mit da ausgedrückt ist, also die Einfüh-
rung eines dritten Partizipanten oder die Präzisierung der Relation zwi-
schen dem dritten Partizipanten und dem Partizipatum, ebenfalls, wenn
auch mit anderen Mitteln: durch spezifischere, komplexere Sachver-
haltsdarstellungen (Partizipata), durch Präpositionen oder durch präpo-
sitionale Fügungen. „Er raubte seiner Mutter Geld“ wird also eindeutig
in Form von „Er raubte für seine Mutter Geld“ oder „Er raubte zugun-
sten seiner Mutter Geld“ gegenüber „Er beraubte seine Mutter“. Hier
liegt jeweils eine andere Strategie zur Lösung von Problemen vor, mit-
hin ein „typologischer“ Unterschied. Davon wird ausführlicher unten in
Kapitel VI.5 die Rede sein.
Die Relationen, die typischerweise durch Verb-Serialisierung im Ver-
hältnis zwischen Partizipatum und Partizipanten ausgedrückt werden,
sind - in der oben eingeführten Terminologie - Mittel/Instrument, Ein-
schluß/Ausschluß, Folge (im Sinne des Vorteils, also Benefaktiv), z.T.
auch Dativ (im Wortsinn), Ort bzw. Richtung, Zuordnung52.
Was die scheinbar „exotischen“ Lösungen von den indogermanisch-
vertrauten unterscheidet, ist zudem eine zum Teil andere Art, redu-
zierte Finitheit auszudrücken. Verb-Serialisierung im „exotischen“ Sinn
ist eine Erscheinung, die zumal für „isolierende“ Sprachen charakteri-
stisch ist. Im indogermanischen Bereich pflegt reduzierte Finitheit durch
spezifische Formen der Moneme angezeigt zu werden: Konjunktiv, Ge-
rundium, Partizip, Infinitiv mit Personenbezeichnung, Infinitiv ohne
Personenbezeichnung. Wenn die Sprecher einer Sprache jedoch das al-
leinige Verb-Lexem mit einer Reihe agglutinierter Morpheme präzisie-
ren (Person, Numerus, Tempus, Modus, Aspekt) und wenn dabei z.B.
auch das Fehlen einer Aspekt-Markierung signifikant sein kann (ein
nicht durch Tempus- bzw. Aspektpartikel morphologisch markiertes
Verblexem kann z.B. Perfektivität signalisieren), kann man reduzierte
Finitheit immer nur indirekt erkennen: Dadurch, daß bestimmte Mor-
pheme nicht mit einem Lexem kombiniert werden. Erst dann, wenn die
Reduktion der semantischen und grammatischen Merkmale eines sol-
chen Verballexems Spuren im Zeichenkörper hinterläßt (z.B. t/a als
Verb [mit Hochton] gegenüber da als reduziertem Verb [ohne Hochton]
im Kreol von Principe), wird der Prozeß der Reduktion von Finitheit
Darstellung von Kausal- und Finalfunktion in Hegers Aktantenmodellen (Heger 1976,
z.B. 4.2.4.2; vgl. unten Kapitel III).
52 Vgl. z.B. Manessy 1985. Foley/van Valin (1984:197-206) nennen causative, goal/bene-
factive, comitative, instrument, männer.