Metadaten

Raible, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Heger, Klaus [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1992, 2. Abhandlung): Junktion: eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration ; vorgetragen am 4. Juli 1987 ; Klaus Heger zum 22.6.1992 — Heidelberg: Winter, 1992

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48166#0173
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IV. Die diachronische Perspektive

171

„Indikativität“) ist ein zentrales Element auch der Dimension Funk-
tion4. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, Inhalte, die „jungieren“,
also Relationen, sprachlich auszudrücken. Mit den scholastischen Modi-
sten gesprochen: es gibt verschiedene modi significandi für den Inhalt
,Relation428. Der erste Abschnitt dieses Kapitels (IV. 1) hat dieses
Thema von der Seite der modi significandi, speziell von den infiniten
Formen des Verbs als Träger einer junktionalen Information, her be-
leuchtet. Auch im zweiten spielte die - nominale - Thematisierung von
Relationen eine Rolle. (Dabei hat es sich mehrmals bewährt, eine Skala
von Interpretatoren zu postulieren, die bei den Pronomina als Stellver-
tretern für Sachverhaltsdarstellungen beginnt.) Hier soll nun nochmals,
diesmal jedoch vor allem unter dem Gesichtspunkt des Inhaltsaspekts,
die Rolle der Thematisierung - also der semantisch-lexematischen Im-
plementierung - junktionaler Information beleuchtet werden. Dabei
werden zuerst einige Beispiele für eine Realisierung junktionaler bzw.
relationaler Information gegeben, die von einem verbalen Lexem aus-
geht, dann solche, die ihren Ausgang von nominalen Lexemen nimmt.
Ich wähle als ein erstes Beispiel die zeitliche Zuordnung von Sachver-
haltsdarstellungen. Im Lukas-Evangelium fangen die Absätze, die mo-
derne Herausgeber gemacht haben, vorzugsweise an mit (καί) έγένετο,
lateinisch wiedergegeben mit et factum est:

Καί
,und‘
έγένετο έν μία
,es geschah1 ,an‘ ,einem1
3.P.Sg. Aorist Dativ
των ήμερων
DET .Tage1
Gen. PI.
καί
αυτός ήν διδάσκων,
καί ήσαν
καδήμενοι
,und‘
,(er) selbst1 ,war‘ .lehrend1
.und1 ,sie waren1
.sitzend1
Aorist Partizip Pr.
Partizip Perf.
Φαρισαίοι καί νομοδιδάσκαλοι . .
.Pharisäer1 ,und‘ ,Schriftgelehrte1

„Et factum est in una dierum, et ipse sedebat docens. Et erant Pharisaei sedentes,
et legis doctores (qui venerant ex omni castello Galilaeae etc.)“ - Lukas 5,17.

Man könnte diese Stelle auch übersetzen mit: „Als er eines Tages (dasaß
und) lehrte, da waren die Pharisäer und die Schriftgelehrten aus ganz
Galiläa, Judäa und Jerusalem mit versammelt.“ Die Information wird
stattdessen sehr aggregativ auf mehrere Sachverhaltsdarstellungen ver-

28 Vgl. zu den modi significandi z. B. Wolfgang Raible (1987).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften