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Meuthen, Erich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1994, 5. Abhandlung): Die Acta Cusana: Gegenstand, Gestaltung und Ertrag einer Edition — Heidelberg: Winter, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.48174#0024
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Erich Meuthen

Der dritte umfangreichere Traktatkomplex gehört der Legations-
reise von 1451/52 an. Hier geht es in der Regel um Fragen der Diszi-
plin: Fasten, Zölibat, Residenz, Klausur; ferner: Erläuterungen zum
Ablaß, über Hostienwunder, Rechtsverhältnisse in einzelnen Kir-
chen. Das meiste davon ist bisher ungedruckt, die mehr oder weni-
ger extensive Präsentation drängt sich immer wieder nachdrücklich
auf.
Für die erste Brixner Zeit, also von 1452 bis zur Abreise an die
Kurie 1458, laufen praktisch zwei Traktatserien nebeneinander. Die
eine beschäftigt sich in Fortsetzung der Materien, die schon auf der
Legationsreise aktuell waren, mit Kirchensachen, vom Ordensleben
bis in den pfarrlichen Alltag hinein. Die zweite ergibt sich - wie
Nikolaus den Streit versteht - aus der Bemühung des Bischofs um
Sicherung der weltlichen und geistlichen Rechte und Freiheiten der
ihm von Gott anvertrauten Brixner Kirche in Abwehr der von Sig-
mund von Tirol forcierten landeskirchlichen Ambitionen. Er entfal-
tet in seinen Rechtsdeduktionen, wie schon angedeutet, erstaunli-
che rechtsgeschichtliche und allgemeingeschichtliche Kenntnisse,
wenn es z.B. um hochmittelalterliche Kaiserprivilegien und andere
Rechte für die Brixner Kirche geht.49 Alle diese Stücke werden zum
II. Band der „Acta Cusana“ gehören, der unter der kundigen Hand
Hermann Hallauers schon sehr weit gediehen ist. Viele von ihnen
sind besonders „schön“, weil sie autographisch erhalten sind, was
aber-wie schon bemerkt - auch für viele Schriftsätze aus den ande-
ren Traktatkomplexen wiederholt der Fall ist.
Aus den letzten Lebensjahren von 1460 bis 1464 besitzen wir
sodann, neben zahlreichen Zeugnissen seiner Tätigkeit als Kurien-
kardinal50, die umfangreichen Aktensammlungen zum Rechtsstreit
des Bischofs mit dem Herzog.51
Man könnte fragen, ob es sich nicht lohnte, aus all diesen Trakta-
ten wiederum einen oder mehrere Bände „Traktate“ innerhalb der
„Opera omnia“ zusammenzustellen. Ein Blick in die zweite Liefe-

49 Beispiele bei Hallauer, Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst 294f.
Vgl. auch Müller, Kopien.
30 Meuthen, Letzte Jahre.
51 Die bislang vollständigste, wenngleich einseitig „habsburgische“ Darstellung
immer noch bei A. Jäger, Der Streit des Cardinals Nikolaus von Cusa mit dem
Herzoge Sigmund von Österreich als Grafen von Tirol I/II, Innsbruck 1861, der
I S. VIII-XII einen Überblick über die genannten Aktensammlungen gibt. Zu
diesen auch Koch, Briefwechsel, 13f.; Hallauer, Bericht 187.
 
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