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Meuthen, Erich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1994, 5. Abhandlung): Die Acta Cusana: Gegenstand, Gestaltung und Ertrag einer Edition — Heidelberg: Winter, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.48174#0031
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Cusanus-Studien

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sich da etwa Ablaßurkunden für einzelne Kirchen, Lehnurkunden
des Brixner Landesfürsten69, schließlich auch simple Rechnungen
finden. Ja - ausgerechnet sie, aus denen sich ergibt, wie sorgfältig,
geradezu penibel, er mit Geld umging. Sein ganzer Haushalt als
Bischof in Brixen wird in den Rechnungen entfaltet, die aus seiner
Regierungszeit erhalten sind. Und wir überlegen in der Tat, ob man
diese Rechnungen nicht geschlossen edieren soll, anstatt die einzel-
nen Betreffe chronologisch zu stückeln. Hier lesen wir etwa, daß er
am 28. Oktober 1454 für die Bindung eines Aristoteles drei Pfund
bezahlte70, usw. Von welchem Philosophen wissen wir, welche Wein-
sorten er bevorzugt hat? Cusanus liebte offenbar süßen Malvasier.71
Wenn der Legat in einer Stadt einkehrt, müssen die Stadtverwaltun-
gen immer wieder Süßweine besorgen.72 Besonders hübsch ist vor
69 Allesamt in der Regel nach sich oft wiederholenden Formulartexten abgefaßt,
werden sie wie andere Urkunden solcher Art nur in rigoroser Kürzung geboten.
Andererseits ist nicht zu übersehen, daß die Empfänger der Ablaßurkunden
mancherlei persönliche Beziehungen des Cusanus zu seinen Zeitgenossen
repräsentieren. Nur als Beispiel AC 1/3 Nr. 1133: Ablaß für die in München zu
Ehren Mariens neuerbaute Kapelle, que appellabatur olim synagoga ludeorum,
von 1451 III 24. Hierzu muß man wissen, daß Inhaber der Marienkapelle der
damalige Leibarzt Hg. Albrechts III., Johannes Hartlieb, der bekannte Schrift-
steller war. Zu diesem s. letztens F. Fürbeth, Johannes Hartlieb. Untersuchun-
gen zu Leben und Werk (Hermaea 64), Tübingen 1992 (zu Nikolaus 307 s.v.),
mit Kritik an der bisherigen Forschung über den Einfluß des Cusanus auf Hart-
lieb, in welchem Zusammenhang eben diese Ablaßurkunde eine gewisse Rolle
spielt; s. etwaW. Schmitt, Hans Hartliebs mantische Schriften und seine Beein-
flussung durch Nikolaus von Kues. Phil. Diss. Heidelberg 1962, 256f. - Einige
Tage vorher gab es am 19. März auf Bitte des lacobus Putreichs de Reichersshau-
sen einen Cusanus-Ablaß für den Erasmusaltar in der Münchner Marienkirche
per predecessores nobilium virorum de Putreichs nuncupatorum erectum (AC 1/3
Nr. 1113; schon gedruckt in: Monumenta Boica XX, München 1811, 383f. Nr.
CCLXIV). Der Petent war kein anderer als der bekannte Dichter des „Ehren-
briefs“; s. K. Grubmüller, in: Verfasserlexikon VH/3-4 (1989) 918-923; Chr.
Reinle, Ulrich Riederer (ca. 1406-1462). Gelehrter Rat im Dienste Kaiser Fried-
richs III., Mannheim 1993, 351f.
70 Hallauer, Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst 29 If. mit Anm. 91 f. Es
handelt sich um den heutigen Codex Cusanus 179 mit Politik und Ethiken; J.
Marx, Verzeichnis der Handschriften-Sammlung des Hospitals zu Cues, Trier
1905, 167f.
71 Hallauer, Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst 291.
72 Romanie in Hildesheim (AC 1/3 Nr. 1519), maelvezeye in Haarlem (Nr. 1739),
malvesien in Arnheim, wo es über städtischen Weineinkauf im Zusammenhang
mit dem Besuch des Legaten heißt: want onsen wiin te groff was voir den heren.
 
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