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Meuthen, Erich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1994, 5. Abhandlung): Die Acta Cusana: Gegenstand, Gestaltung und Ertrag einer Edition — Heidelberg: Winter, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.48174#0037
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Cusanus-Studien

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Kirchengewalt, also des Pfarrklerus. Aber ebenso will er die Wün-
sche der Mendikanten zu deren gleichzeitiger Reform nutzen: Der
Bischof darf nur solche Bettelmönche ausnahmsweise autorisieren,
die sich zur strengen Observanz bekannt haben.
Die Entscheidungen des Kirchenmannes zeigen in der bisweilen
harten Fügung, wie die „Acta Cusana“sie bieten, zugleich den Kon-
flikt zwischen dinglicher Frömmigkeit und individueller Spirituali-
tät. Einerseits schärft er mit einer kaum nachvollziehbaren Klein-
lichkeit die Einhaltung äußerer Regeln ein. Doch andererseits dann
die große Geste: Auf all dieses kommt es nicht an92, sondern auf die
Reinheit des Herzens; denn ohne sie gibt es keinen Nachlaß, kein
Heil.93 Aufschlußreich ist, daß solcherlei nur selten in den amtlichen
Verlautbarungen gesagt wird, sondern in den Berichten über münd-
liche Kundgaben, von denen schon die Rede war. Hier greifen wir

92 In ACI/3 Nr. 2126 (Salzburg, Abtei St. Peter, Stiftsarchiv, HsA 136 p. 123; Stifts-
bibi., Hs. b XIV 54 p. 168) signiert er eine an ihn gerichtete Bittschrift, ut fratri-
bus etsororibus diebus, quibus non ieiunatur, de mane adprandium 4tuorfercula et
ad cenam tria, et diebus, quibus ieiunatur, 4tuorfercula: De numero ferculorum non
curo, sed fiat secundum necessitatem.
93 So referiert Frederik von Heiloo in seinem Brieftraktat „De peregrinantibus
sive contra peregrinantes“ (1451/1455) den Legaten hierzu wie folgt (Pool, Fre-
derik van Heilo 120f.): Miror, quod vos religiosi ita molestatis me de indulgentiis
habendis, cum cor contritum et humiliatum indulgentiam habeat omnium pecca-
torum. Dazu Frederik: Ita spes venie plus collocanda est in vite meritis quam in
indulgentiis, quia illa sine his et non hec sine Ulis valent. Hierzu künftig AC 1/3
Nr. 1722. Ähnlich in seinem „Liber de fundatione domus Regularium prope
Haeriem“ (Pool, Frederik van Heilo 148f.): Miror, quod vos religiosi ita me pro
indulgentiis fatigatis, cum cor contritum usw. Cultus enim mentis et Studium virtu-
tis certissimas et verissimas indulgentias promeretur, ergänzt Frederik, aber wohl
in Aufnahme eines Zusatzes des Legaten, was denn auch für die erstzitierte
Stelle in seinem Brieftraktat zu gelten hätte. Vgl. künftig AC 1/3 Nr. 1724. Die
naheliegende Frage, warum er den Ablaß denn überhaupt mit solchem Nach-
druck verkündete und seine Gewinnung an so detaillierte Bestimmungen
knüpfte, wie sie sich in seinen jeweiligen Kundgaben finden, beantwortete sein
ranghöchster Begleiter, der schottische Bischof Thomas Livingston, wohl kaum
ohne Zustimmung des Cusanus: indulgentias esse datas propter rusticos et secu-
lares, qui largitate indulgentiarum provocantur ad penitenciam', Pool, Frederik
van Heilo 149; AC 1/3 Nr. 1725. Zur Hochschätzung des Laien, die sich üblicher-
weise mit Cusanus verknüpft, paßt das freilich nicht so ganz. Johannes Busch
gibt den Legaten im übrigen wie folgt wieder: Valde ergo est utile homini christi-
ano tales indulgencias libenterpromereri (Grube, lohannes Busch 338; AC 1/3
Nr. 1435). Omnibus ergo christianis instantia, qua potuit, omnino persuasit, quate-
nus indulgentias veras promereri non negligerent (Grube 745; AC 1/3 Nr. 1436).
 
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