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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0048
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Roma. i. [ 16]
Jo. viii. [ 47]
Isa. lv. [n]

Das ym selbs niemant, sonder anderen leben soll, und wie der
mensch dahin kummen mög. Martinus Butzer.
Vorred.
Martinus Butzer seinen zuhöreren.
Gnad und frid sey eüch von Gott, unserm vatter, und herren Jhesu 5
Christo1. Ich sag danck und hohen preiß gott, unserm vatter, durch
unsern herrn Jhesum Christum, der die liebe und begyrd in eüch zu
seinem wort also angezündet hat, das ir so fleissig im nochtrachten und
fragen. Es ist das wort des glaubens, dadurch die gerechtigkeit und das
heyl uns zukumpt. Darum es sanct Paulus ein krafft heisßt zum heyl 10
allem, der in yn glaubt. Und freylich seytenmal ir das so gern hörent
und im so ernstlich nachfragent, seind ir auß gott geboren und ein wore
versamlung Christi3. Dann wie kein zweifel ist, die Statt ghör zum
keyserthumb, in der des keysers wort gehört und sein gebott gehalten
würt3. Also ist es gewisßlich auch das reich Christi und die wore kirch, 15
wo das wort Christi mit solchem lust gehört und fleiß bewart würt.
Sein wort mag nit lär wider zu im keren, sonder musß allweg etlich
fahen4. das würt im sonder zweiffel in eüch nit fälen. Der ursach, damit
ich eüch meine brüder und mitburger3 der gnad noch, so mir verluhen
ist, fürderte, wie wir dann solchs gegen einander all schuldig seind, hab 20
ich wöllen wilfaren3 etlichen von eüch, die mich hierumb gebetten haben,
und von dem, das wir uns selb nit, sonder unsern nechsten leben sollen
und wie wir dohyn kummen mögen6 das ist zum stand der volkummen-
heit7, die uns hye müglich ist, ein kleinen bericht und vermanung uß
der schrifft beschreiben, dieweil sye ab meiner lection, in der ich solchs 25
auch anzöigt hab, nit ersettigt woren. Der vatter der gnaden verlyh durch
unsern heyland Jhesum Christum, das es nit allein wort mit uns seyen.
a) wolfaren.
1. Paulinische Grußformel, vgl. Ro 1,7 u. ö.
2. Vgl. Einleitung, S. 40, und Anm. 20.
3. Ein bei B. beliebtes Bild. Vgl. unten, S. 57, Z. 3 ff., oder auch seine Gegenschrift
gegen Conrad Treger (Bibl. Nr. 7), Bd. 2, G2b und Hib.
4. Fangen.
5. Wenn B. hier die Straßburger als seine Mitbürger anredet, so kann er das nur in
seiner Eigenschaft als Bürgerssohn tun. Denn B. wurde erst am 22. September 1524
Bürger. Vgl. auch Anlage 5, S. 302-303.
6. Anspielung auf den Titel, die auch sonst noch gelegentlich in ähnlicher Form
unterläuft (vgl. S. 45, Z. 4ff.; S. 50, Z. 32ff.; S. 65, Z. 27f.; S. 66, Z. i8ff.).
7. Der »Status perfectionis «, den in der Römischen Kirche das Mönchtum für sich
beansprucht (vgl. hierzu etwa A. V. Müller: Luthers theologische Quellen, 1912.
S. 31 ff., und die Auseinandersetzungen in der CA und in der AC zu Art. 27), wird
von B. der christlichen Gemeinde zugesprochen (vgl. Einleitung, Anm. 14).
 
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