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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0053
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DAS YM SELBS

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nutz mer von andern creaturen als die verdampten. welchen so gott
selb abgeseyt34 hat, musß wider sye sein alle creatur. Also ist auch
geschehen dem menschen, nochdem er von gott gewichen, ist er
eygennützig worden, das er yetzt niemants dann sein selbst nutz suchet
5 und doch den nit allein nit erlanget, sonder hat sich beraubt und beraubt
sich täglich alles guten und genoß35, so er möchte und solt von allen
creaturen haben. Dann wie sich gott verkert mit dem verkerten, also
verkeren sich auch mit ym alle creaturen. Gott seiner art thut menigklich
guts und will yederman selig machen. So sye sich aber von ym wenden,
10 musß er yn böß thun und sye verdammen. Dozu helffen dann irem
schöpfer alle creaturen. Dann wie gewisßlich denen, so gott lieben,
alle ding zu gutem helffen. also sonder zweifel helffen zu verderbnüß
denen, so yn nit lieben, auch alle ding. Darumb spricht Paulus: Den
reinen ist alles rein, den ungläubigen ist nichts rein, sonder unrein ist beyde, ir
15 synn und gewissen. |
Deßhalb dann auch nit zu verwundern ist, das unnser herrschung über
alle thyer klein ist und wird des gewächß der erden sampt andern ge-
schöpften gottes wenig wissen zu sonderm nutz zu brauchen, es sey in
artzney oder anderm. das yetzt mancher groß gelt für Rabarbarum36 und
20 ander frembd gewächß gibt und hilfft yn dennest37 wenig, der offt in
seim krautmuß38 ysßt, domit ym on kosten und müe geholffen werden
möcht, wann ers wisßt. Mit der erkantnüß gottes ist uns auch erkantnüß
der creaturen entpfallen, und wie wir ym nit wöllen zu dyenst leben,
also von rechts wegen werden unserm dyenst auch sein creaturen ent-
25 zogen. Wöllen wir den schöpfer nit, billich mangeln wir auch der

Sap. v. [i)]

Psal. xvii. [18, 27]

i. Tim. ii. [4]

Ro. viii. [28]

Titum i. [ ij]

B1a

d) wit.
34. Absagen. 35. Genuß.
36. Vgl. Hieronymus Bock in seinem 1560 in Straßburg gedruckten »Kreüterbuch «,
S. 115 b ff.: »Niemandts zu nachtheil / ist das vnser meinung / diß frembd kraut bei
den München Rhabarbara genant / welches erstmals / auff dem Symonswald im
Schwartzwald / in der Herrn von Stauffen gebiet vnnd herrlicheit erfunden / vnd
nachmals durch die Barfüsser vnd Kartheüsser in den klöstern so herrlich / vnd ein
zeit lang heimlich gehalten / zuletst aber außkommen vnd mir auch zutheil worden /
sei das Rumex ... (S. 115b) ... Die frembde Rhabarbara braucht man beinahe zu
allen hitzigen kranckheiten / von Cholera vnd phlegmate entstanden / welche humores
dardurch außgeführet werden / gemeinlich ein quinten zerstossen / vnnd mit wein
oder anderer feüchtigkeit nüchtern eingedruncken/ purgiert senfftiglich. Dise wurtzel
ist jetzunder in grosser würde / wie dann alle frembde vnbekante ding thewr vnd
hoch gehalten werden / das lassen wir anstehn vnd sagen das die wurtzel, welche die
Münch auch Rhabarbarum deuten / sehr nutz vnd gut ist / in leib vnd außerhalb zu
brauchen« (S. 117).
37. Dennoch.
38. Strohl stellt die Frage, ob B. wohl hier an das Straßburger Sauerkraut gedacht
habe, als an eine schon damals geschätzte Speise. Doch vgl. Grimm, s.v.
 
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