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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0058
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

willen zu übergeben geneygt weren, das sye doch on gesuch eygens
schandtlichs gewynns und eyteler eeren das Evangelium treülich ynen
mitheylten und schüffen mitgetheylt zu werden und doch zum theyl dem
Apostolischen gemüt, das ynen das gesatz, propheten, Christus, alle
B 4 a Aposteln, doch etwas heller S. Paulus in allen sein Epi'steln fürnemlich 5
aber i. ad Theß. ii [1-12] abgemalt, fürhaltet, begerten sich zu nähen.
Dann ye unverneynlich, das das yetzig gemeyn wesen der genanten
geistlichen prelaten, so wie man leyder sycht, das ir allenthalb und mit-
nichten den frummen und seligkeit der underthon weiter und mer,
dann ynen das zu zeytlichem gewinn und eeren dyenet, suchen, apostoli- 10
schem ampt und christlichem gemüt gantz entgegen ist. Deßhalb wie
sye vom obresten und würdigsten standt und allergötlichsten ampt, des
sye sich berümen und genuß entpfahen, gefallen seind. also ligen sye
yetzt im aller understen, schendtlichsten und teüfelischen standt und
gantz verdampten antichristischen wesen. Wie dann auch der teüffel, 15
der weit über alle menschen bewürdigt gewesen ist, yetz under alle
verdampte menschen verdampt und verworffen ist. Dann alsbald bey
ynen, wie ir ampt erfordert, mit Christo zu sein und zu sameln durch
getreüwe predig des Evangelii, on allen eygen gesuch, nachgelassen hat,
Matt. xii. [30] von stund an hat gefolgt, das sye wider Christum seind und zerstreüwen. 20
Wie das leyder der heütig tag bezeügt, das sye, die allein umbs Evangelii
willen so reyhlich58 erhalten werden und mechtig weltherren seind, nit
allein das Evangeli nit predigen, sonder auch nichs underlassen, domit
es menigklich gewert werde zu predigen und erfaren. Das doch ye ein
teüfelisch fürnemen ist, mit ym59 selb yederman begeren in ewig ver- 25
derbnüß zu bringen. Uß welchem allem folget, das yetzt der zeyt kein
gefärlicher, sorglicher, verdampter stand ist, dann der genanten geist-
lichen Bäpst, Bischöff, Pfaffen und München, seitenmal sye irem nammen
und angenommenen standt noch nichs dann gemeynen und geistlichen
nutz menigklich60 zuzufügen sich fleissen61 solten, daran setzen gut, 30
leib, eer und seligkeit und das ir in keinem ding nyemermer suchen.
undh doch sye nit allein solchs alles underlassen, sonder auch dagegen
B 4 b mit allen irem thun und lassen, | worten und wercken dem gemeynen
nutz hinderlich seind. und mit allem ernst allem geistlichen, der in
trewer Evangelischer predig stot, underston zu verdrucken62. Darumb 35
hüt sich vor irem standt und wesen, wer do mag, kumm herauß, wer
do kan63.
h) udd.
58. Reichlich. 59. Sich. 60. Jedermann.
61. Befleißigen. 62. Unterdrücken.
63. Der Kritik der reformatorisch-biblischen Theologie hielt die Ständelehre der
Römischen Kirche nicht stand (vgl. Einleitung, Anm. 14). Luthers Schrift »De votis
 
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