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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0092
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IX

B 3 b
Mat. xxii. [77, 77]

i. Petri ii. [?]

Lu xiiii. [ 26-27]
et xxii. [26]
Io. viii. [71-72]
B 4 a

88 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
geist des woren Antichrists, der mit dem geist der apostelen, des heiligkeit
gantz unverdunckelt am tag ligt, nichts gemeyn hat, sonder disen lester
und verfürischen geist bald gar verdilken65 werd. Amen.
Ein andere prob, dobey erkennt würt, welche schrifft christlich sey,
welche antichristlich. 5
In summa. Wer von gott nit gar verworffen und verblendt ist, der würt
in kein zweiffel stellen, von dem geist gottes sein, was er in Aposteln,
Propheten und Mose lißt. Und dieweil der heylig geist ym selb nit kan
wider sein, nach66 zwo Zungen füren, alles das verwürfflich und falsch
sein, was yetztgemelten schreibern entgegen ist, es hab es | gleich ge- 10
schriben Bapst oder Bischoff. Alle gesatz und propheten hangen an den
zweyen gebotten: Hab gott lieb von ganzem hertzen etc. und. dein nechsten
als dich selb; was disem gemäß ist, ist göttlich, was nit, ist on allen
zweifel teüffelisch67. Wie stot aber mit der liebe gottes, sagen Christus
Jhesus, dem wir auß gebott des vatters gehorchen sollen, hab uns nit 15
alles zur seligkeit nutz und dem vatter gefellig gelernet, und lernen
wider die liebe des nechsten mit so grossem kosten, domit man den
brüdern helffen solt, kirchen bauwen, mesß stifften, bruderschafft uff-
richten, ire gute werck kauffen, wachs brennen und was der unsinnigkeit
mer ist? Deren ding, dieweil sye von gott nit gebotten, keiner ym selb 20
umbs gelt kauffte, der hunger, durst, frost oder andere not lytte, er
würde ym vor helffen und an ym selb barmhertzikeit, die gott will und
nit das opfer (aber fürnemlich gegen dem nechsten), üben. Aber so man
soll dem nechsten helffen, ja Christo selb im nechsten, so musß man es
alles gott, ja gewisßlich dem teüffel in dem ellenden fußfolck68, dasselb 25
zu neren, meren, mösten, opferen 69. Warumb? Sye seind die gesalbten,
das künigklich priesterthumb, den yederman soll geben, nieman nemen,
yederman dyenen, nieman gebyeten. Wo stots geschriben? Johannis
am xvi. [12]: Ich hab eüch noch vil sagen, aber ir kündents yetzt nit tragen.
Wer hatte es dann eüch gesagt, ir larventräger ? Freylich nit der geist 30
der warheit, den er am selbigen ort den seinen verheissen hat, sonder
der geist der lugen; dann auß dem geist der warheit hat Christus zu
sein jungern gesagt: Ein yegklicher under eüch, der nit absaget allem,
das er hat, der mag nitt mein junger sein. Der gröst under eüch sol sein
wie der jüngst und der fürnemest wie der diener; und, So ir bleiben werdt an 35
meiner red, so seind ir meine rechte jünger und wer | den die warheit erkennen,
und die warheit würt eüch frey machen.

65. Vertilgen. 66. Noch.
67. Vgl.Erasmus, Holborn, 299,26-35 (Ratio seu Methodus).
68. Die Geistlichen als Fußvolk des Teufels.
69. Vgl. Luther, WA 7,35,20-36,10 (Freiheit).

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